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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus
Autoren: Petra Schier
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mit einem breiten Grinsen vor, das zwei Reihen blendend weißer, gesunder Zähne entblößte. Er sah sich in der Küche um, die zugleich als Stube diente und in der an dem großen Eichentisch mehr als zwölf Personen Platz finden konnten, und fuhr sich durch den saubergestutzten Vollbart. «Gemütlich ist es hier. Da sieht man wieder, was die ordnende und liebende Hand eines Weibes auszurichten vermag, nicht wahr?» Er zwinkerte Neklas zu, der jedoch nicht darauf einging. «Das Lotterleben des Junggesellen ist nicht halb so schön, stimmst du mir da nicht zu?»
    Neklas bedachte ihn mit einem strafenden Blick, der Adelina nicht entging. Überrascht blickte sie zwischen den beiden Männern hin und her. «Kennt ihr euch schon länger?»
    «Länger?», prustete Meister Jupp, und um seineAugen bildeten sich unzählige winzige Lachfältchen. «Sagt bloß, er hat Euch nichts von mir erzählt? Neklas, also wirklich! Dabei sieht mir deine verehrte Gemahlin nicht so aus, als würde sie die Geschichten aus deiner Vergangenheit nicht verkraften.» Er musterte Adelina aufmerksam. «Sagt, was wisst Ihr alles über Euren Gemahl?»
    Sein Grinsen war so einnehmend, dass Adelina sehr an sich halten musste, es nicht zu erwidern. Doch so leicht wollte sie es ihm nicht machen. Allerdings war sie sofort von dem bulligen Mann angetan gewesen, und da Neklas in der Wahl seiner Bekanntschaften bislang immer eine außergewöhnlich glückliche Hand bewiesen hatte, ging sie davon aus, dass Meister Jupp vollkommen vertrauenswürdig war. Und nach seiner letzten Bemerkung schloss sie außerdem, dass er sehr genau wusste, wovon er sprach.
    Nach einem kurzen Blick in die Runde blickte sie dem Chirurgen fest in die Augen und meinte: «Haltet an Euch, Meister Jupp, es befinden sich Kinder und Gesinde mit am Tisch. Solltet Ihr Euch also bemüßigt fühlen, ein wenig Licht in die Vergangenheit meines Gemahls zu bringen, wartet damit, bis wir in trauterer Runde beisammensitzen.»
    Er sah sie überrascht an.
    Sie warf Neklas einen Seitenblick zu. Dieser reagierte nicht, sah jedoch so aus, als wisse er genau, was nun kommen würde, und gab ihr mit seinem Schweigen zu erkennen, dass er ihre Worte billigte.
    Sie wandte sich wieder an Meister Jupp. «Bislang sind uns nur wenige Details bekannt, genug jedoch, um, wenn sie nicht innerhalb der Mauern dieses Hauses bleiben,meinen schönen, ruhigen Haushalt in Teufels Küche zu bringen.»
    Meister Jupp stieß ein erneutes Prusten aus. Neklas blinzelte empört.
    Adelina lächelte fein und senkte ein wenig die Stimme, obwohl sie wusste, dass ihr dennoch alle Anwesenden aufmerksam an den Lippen hingen. «Da Ihr aber erpicht darauf zu sein scheint, will ich Euch nicht im Ungewissen lassen. Mir ist bisher bekannt, dass ich mit einem Ketzer verheiratet bin, der, da er nicht widerrufen wollte, im Turm landete und wohl dort verrottet wäre, hätten ihm nicht einflussreiche Freunde zur Freiheit verholfen. Des Weiteren ist er ein bemerkenswerter Alchemist, wobei ich argwöhne, dass es für mein und unser aller Seelenheil besser wäre, nicht zu viele seiner Geheimnisse zu teilen. Er hat ein untrügliches Gespür für gute, loyale Freunde, weshalb ich davon ausgehe, dass Ihr ein vertrauenswürdiger Mann seid, und außerdem hat mein Gemahl die gefährliche Angewohnheit, Dinge auf seine Weise zu erledigen, was mich fürchten lässt, dass wir eines Tages von den Häschern der Inquisition heimgesucht werden. Ein Vorbote stellt uns bereits seit einem Jahr in sehr ärgerlicher Weise nach. Vielleicht ist Euch sein Name bekannt: Bruder Thomasius. Sagt bitte, habt Ihr noch etwas hinzuzufügen, Meister Jupp?»
    Sekundenlang herrschte atemloses Schweigen, dann brach Meister Jupp in schallendes Gelächter aus. Er ließ den Hähnchenschenkel, an dem er gerade kaute, auf seinen Teller fallen und hielt sich den Bauch. Mit der anderen Hand schlug er auf die Tischplatte, sodass Platten und Becher klirrten. Lachtränen strömten ihm übers Gesicht, doch er wischte sie nicht ab. «Nein, wirklich,das hätte ich nicht gedacht», stieß er schließlich hervor und schnappte nach Luft. Halbherzig fuhr er sich mit dem Handrücken über die Augen und blickte Neklas kopfschüttelnd an. «Ich dachte, du habest nur an einem ruhigen, gemütlichen Heim Gefallen gefunden.» Wieder schüttelte er den Kopf und wurde einigermaßen ernst. «Du hast ihr tatsächlich alles erzählt? Und deinen Leuten …» Er sah sich an dem langen Tisch um und blickte rundum nur
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