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Verrat im Zunfthaus

Verrat im Zunfthaus

Titel: Verrat im Zunfthaus
Autoren: Petra Schier
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ebenso», bestätigte Neklas. «Allerdings ist der Chirurg, mit dem er seine Räume teilt, noch recht unerfahren. Jupp hingegen hat auf seinen Reisen bereits viele Fertigkeiten und Kenntnisse gesammelt. Er versteht sich ausgezeichnet auf die Behandlung von Wundbrand und schwierigen Brüchen. Und außerdem hat er einiges Geschick im Kurieren von Zahnleiden.»
    «Zahnreißer ist er also auch?» Adelina schüttelte sich. «Dir ist doch wohl bewusst, dass eure Idee nicht nur auf Gegenliebe stoßen wird? Viele Leute halten nichts von Chirurgen.»
    «Fürchtest du, wir kommen in Verruf?» Neklas lächelte und drehte sich auf die Seite. «Keine Sorge, wir werden schon kein zwielichtiges Badehaus eröffnen.»
    «Das meinte ich auch nicht. Nur …»
    «Ich weiß. Meister Jupp ist ein guter Mann und ein hervorragender Chirurg.» Er hielt inne. «Und nun erzähle mir, was du schon den ganzen Abend verschweigst.»
    Überrascht blickte sie ihn an, dann verzog sie kläglich die Mundwinkel. «Dir entgeht nichts, was? Aber ich vermute, du hast dir bereits das meiste zusammengereimt. Mira konnte den Mund ja auch nicht halten.»
    «Mira? Was ist mit ihr?» Verblüfft blinzelte Neklas. «Hat sie etwas angestellt?»
    «Das nicht.» Adelina setzte sich auf und lehnte sich gegen das Kopfteil des Bettes. «Sag bloß, sie hat dir nicht den ganzen Heimweg in den Ohren gelegen? Hast du denn nichts mitbekommen?»
    «Was mitbekommen?»
    Ungläubig schüttelte Adelina den Kopf. «Ein merkwürdiges Kind. Sie hat in der Garküche aufgeschnappt,dass im Gaffelhaus Himmelreich eine ermordete Frau gefunden worden ist.»
    «Ach das!» Nun setzte sich auch Neklas auf. «Im Gaffelhaus? Das habe ich nicht mitbekommen. Da waren ein paar Knechte des Büttels, die sich darüber ausließen, aber bei dem Lärm und Gedränge in der Garküche habe ich nicht alles gehört.» Er runzelte die Stirn. «Im Gaffelhaus Himmelreich also. Das ist schlimm.» Er musterte sie prüfend. «Hat dich das so mitgenommen? Dass es im Gaffelhaus deiner Zunft geschehen ist?»
    «Ich war heute dort.»
    «Oh.» Er hob die Hand, um ihr über die Wange zu streicheln. «Dann hast du die Aufregung also miterlebt?»
    Als sie schwieg und das Gesicht noch kläglicher verzog, ließ er die Hand wieder sinken und kniff die Augen zusammen. «Da ist doch noch etwas?»
    «Ich habe die Tote gefunden. Das heißt, Franziska und ich …»
    «O nein!» Schockiert fuhr sich Neklas mit den Fingern durch die schwarzen Locken, was dazu führte, dass sie nach allen Richtungen abstanden. «Nicht schon wieder!» Er verdrehte die Augen, dann fixierte er Adelina streng. «Das ist nicht unsere Sache!»
    Verärgert zog sie die Brauen zusammen. «Natürlich nicht!» Sie rutschte zurück unter die Decke. «Dennoch werde ich vor dem Gewaltrichter meine Aussage machen müssen. Franziska auch, denn sie war ja ebenfalls dabei.»
    «Selbstverständlich», nickte er und legte ihr eine Hand auf die Schulter. «Verzeih, aber wir scheinen dauernd in solche Geschehnisse verwickelt zu werden. Ich möchte nicht, dass du dich schon wieder in Gefahr begibst.»
    «Dazu besteht ja auch kein Grund. Die Tote ist die Verlobte des Zunftmeisters Vetscholder. Er wird sich um die Aufklärung dieses entsetzlichen Mordes kümmern.» Bei der Erinnerung an den grausigen Anblick schauderte sie. «Neklas, es war furchtbar! Sie lag hinter dem Weinfass – wir wollten für Meister Leuer Wein heraufholen! –, in ihrem Blut, Neklas! Ihre Kehle war durchtrennt …»
    «Du liebe Zeit!»
    «… und ihr Bauch aufgeschnitten.»
    «Was bitte?» Entsetzt starrte er sie an.
    «Ihr Leib! Man … Der Mörder … er hat ihr den Leib aufgeschnitten und …» Sie würgte und schluckte krampfhaft. «Es sah aus, als habe er sie ausgeweidet!» Nachdem sie es endlich ausgesprochen hatte, fühlte sie sich etwas besser. Sie schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf. «Nie wieder will ich so etwas sehen. Die arme Frau! Wer tut so etwas?»
    Neklas hob ratlos die Schultern. «Ich will hoffen, niemand, den wir kennen.» Auf ihren verärgerten Blick wehrte er mit beiden Händen ab. «Nein, du weißt, wie ich das meine. Das muss jemand gewesen sein, der im Zorn durchgedreht ist. Meister Vetscholders Verlobte war es, sagst du? Das ist sehr traurig für ihn. Wie hat er es aufgenommen?»
    «Er war heute nicht da. Vermutlich weiß er noch nichts davon.»
    «Er wird es noch früh genug erfahren. Und wann wirst du deine Aussage machen?»
    «Sobald Reese hier auftaucht.
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