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Vermächtnis

Vermächtnis

Titel: Vermächtnis
Autoren: Jared Diamond
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die Schwierigkeiten, Freilandbeobachtungen an modernen traditionellen Gesellschaften zu unternehmen, schreibt Ian Keen in seinem 2004 erschienenen, oben zitierten Buch.
    Pionierarbeiten zur strengen methodischen Erforschung mündlicher Überlieferungen leisteten zwei Bücher von Jan Vansina:
Oral Tradition: a Study in Historical Methodology
(London: Routledge and Kegan Paul, 1965 ) und
Oral Tradition as History
(London: James Currey, 1985 ). Für Leser, die sich für einige faszinierende Aspekte der Unterschiede zwischen Gesellschaften interessieren, die ich hier nicht erörtere – womit ich mir hoffentlich die Dankbarkeit der Leser für eine Verringerung der Länge dieses ohnehin bereits langen Buches erwerbe –, habe ich eine Empfehlung: Richard Nisbett,
The Geography of Thought: How Asians and Westerners Think Differently … and Why
(New York: Free Press, 2003 ). Darin erörtert Nisbett auf Seite  43 kurz die kognitiven Unterschiede zwischen Jägern und Sammlern, traditionellen Bauern und den Angehörigen der Industriegesellschaften. Eine Beschreibung der Unterschiede zwischen traditionellen und industrialisierten Gesellschaft im Hinblick auf Gerechtigkeitsgefühl, Gegenseitigkeit und die Durchsetzung eigener Interessen finden sich in Joseph Henrich et al., eds.,
Foundations of Human Sociality: Economic Experiments and Ethnographie Evidence from Fifteen Small-Scale Societies
(Oxford: Oxford University Press, 2004 ).
    Eine detaillierte Fallstudie über das schwierige Unterfangen, Praktiken und Erkenntnisse einer Gesellschaft auf eine andere zu übertragen, findet sich in Elizabeth Watson,
Living Terraces in Ethiopia: Konso Landscape, Culture, and Development
(Woodbridge, UK : James Currey, 2009 ).

Quellen für Informationen über traditionelle Gesellschaften
    Auf Seite 32 – 37 habe ich unsere Quellen für Informationen über traditionelle Gesellschaften kurz zusammengefasst. Die Grenzen zwischen ihnen verschwimmen, und jede hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. Für Leser (insbesondere Wissenschaftler), die mehr über diese verschiedenen Quellen erfahren möchten, werde ich sie hier etwas ausführlicher erläutern.
    Die meisten Informationen in diesem Buch wurden mit der naheliegendsten Methode gewonnen: Man schickt ausgebildete Sozialwissenschaftler oder Biologen zu Besuch oder für längere Zeit zu einem traditionellen Volk, wo sie Forschungsarbeiten zu einer bestimmten Fragestellung durchführen. Die Wissenschaftler bezeichnen sich als Vertreter unterschiedlicher Fachgebiete, unter anderem als Anthropologen, Biologen, Wirtschaftswissenschaftler, Ethnographen, Genetiker, Historiker, Linguisten, Ärzte, Politikwissenschaftler, Psychologen und Soziologen. Die Autoren veröffentlichen ihre Befunde in wissenschaftlichen Fachaufsätzen oder Büchern, wobei sie ihre Studie häufig von vornherein in den Rahmen einer bestimmten Fragestellung oder Hypothese stellen, die es zu überprüfen gilt; insbesondere in jüngerer Zeit sammeln sie häufig quantitative Daten, die in Zahlentabellen wiedergegeben werden.
    In seiner Anwendung auf traditionelle Gesellschaften ist dies der wissenschaftliche Ansatz, der sich im Laufe der Jahrhunderte am besten bewährt hat, wenn man zuverlässige Kenntnisse über die Wirklichkeit gewinnen will, ganz gleich, ob es sich um die wirkliche Welt der Gesellschaften oder die Welt der Bakterien, Moleküle, Gesteine oder Galaxien handelt.
    Bei der Anwendung des Verfahrens auf die Untersuchung traditioneller Gesellschaften ergeben sich zwei Hauptschwierigkeiten. Natürlich machen solche Schwierigkeiten derartige Studien nicht wertlos; man muss sie nur im Kopf behalten, wenn man die Schlussfolgerungen interpretiert, und sie sind der Grund, warum wir auch häufig auf andere Informationsquellen zurückgreifen. Der australische Anthropologe Ian Keen beschrieb die Schwierigkeiten in der Einleitung zu seinem Buch über die Gesellschaften der australischen Ureinwohner so: »Bei der Interpretation der Arbeit professionell ausgebildeter Anthropologen ergeben sich vor allem zwei Schwierigkeiten: Die Untersuchungen finden in einem späten Stadium der kolonialen/postkolonialen Entwicklung statt, und ihre Interpretationen werden stark durch bestimmte Paradigmen geprägt (und eingeschränkt). Auf ihren jeweiligen Interessengebieten jedoch sind die Arbeiten in der Regel die gründlichsten und systematischsten.«
    Keens Warnung im Zusammenhang mit Studien, die in einem späten Stadium der
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