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Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Vermächtnis des Schweigens (German Edition)

Titel: Vermächtnis des Schweigens (German Edition)
Autoren: Heather Gudenkauf
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illustrierten, als ich die Zwillinge zur Welt gebracht habe. Brynn hatte Bild um Bild vom Druid River gezeichnet, der das Baby davonträgt. Eine verstörende Zeichnung zeigt eine leblose Brynn, die auf dem Grund des Flusses zwei Babys hält, ein männliches und ein weibliches – die Nabelschnüre mit der gleichen Plazenta verbunden.
    Am Ende bin ich also entlastet worden, mein Strafregister wurde gelöscht, meine Akte versiegelt. Ich kann Linden Falls jederzeit verlassen, wenn ich will. Ich könnte in eine kleine Stadt ziehen wie Wellman, wo niemand je von mir gehört hat, oder in eine größere Stadt wie Des Moines, wo meine Vergangenheit niemanden interessiert. Ich kann den Staat verlassen oder das Land. Es ist ganz allein meine Entscheidung.
    Meine Mutter bat mich, Brynns Leiche zu identifizieren. Mein Vater lag immer noch im Krankenhaus, und sie war einfach nicht in der Lage, ihre tote Tochter anzuschauen. Ich stimmte zu. Das war das Mindeste, was ich für Brynn tun konnte. Ich war diejenige, die sie nach Linden Falls zurückgeholt hatte, sie dazu gebracht hatte, sich dem kleinen Jungen zu stellen, dessen Schwester sie aus Versehen hatte ertrinken lassen. Ich war diejenige, die sie nicht hatte retten können. Arme, zerbrechliche Brynn, die doch nur bei ihren Tieren hatte sein wollen. Ich hatte vielleicht nichtgewusst, was sie Joshua antun würde, aber ich war der Katalysator für ihre Tat.
    Ich identifizierte sie auf einem Videomonitor. Ich war nicht mal im gleichen Raum mit ihr. Zugedeckt mit einem Laken lag sie auf einem Metalltisch. Eine Frau zog ihr das Tuch vom Gesicht. Ich wusste sofort, dass es Brynn war. Abgesehen von ihrer blassen Haut und den blauen Lippen sah sie aus, als schliefe sie. „Ja, das ist meine Schwester“, bestätigte ich.
    Brynns Beerdigung war klein und sehr traurig. Ich saß zwischen meinen Eltern und meiner Großmutter, aber es war die Hand meiner Großmutter, nach der ich griff, als Brynns Sarg in die Erde hinabgelassen wurde. In der kleinen Menschenmenge, die sich versammelt hatte, sah ich Olene, Bea – und zu meiner großen Überraschung war sogar Flora da. Nach der Beerdigung war ich allein mit meinen Eltern.
    „Wohin wirst du gehen?“, fragte meine Mutter. Sie sah erschöpft aus, ihre Augen waren ganz rot vom vielen Weinen.
    „Aufs College.“ Ich machte eine kleine Pause. „Aber ich bin mir noch nicht sicher, wo“, sagte ich. „Irgendwo anders.“ Ich musste Linden Falls verlassen, musste Iowa verlassen. Ich wollte irgendwo hinziehen, wo niemand mich mit Brynn, Joshua, den Kelbys oder Christopher in Verbindung brachte. Ich hätte mich gern an der University of Illinois in Champaign beworben. Devin ist einfach wundervoll gewesen. Sie sagte, sie würde mir ein Empfehlungsschreiben ausstellen, und hat versprochen, mich auf jede nur erdenkliche Weise zu unterstützen.
    Wenn alles gut geht, plane ich, mich an der Law School zu bewerben und Anwältin zu werden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich irgendeine Verbindung mit meinen Eltern aufrechterhalten will.
    „Das ist klug“, sagte mein Vater und nickt zustimmend. Während seiner Zeit im Krankenhaus hatte er einiges an Gewicht verloren und hielt sich an meiner Mutter fest. Ich wartete darauf, dass einer von ihnen mich umarmen oder wenigstens schütteln würde. Aber sie standen einfach nur da und sahen unbehaglich drein. Frustriert zuckte ich mit den Schultern und wandtemich zum Gehen.
    „Ich verstehe es nicht“, stieß meine Mutter endlich hervor und hielt mich am Ärmel fest, um mich zurückzuhalten. Voller Hoffnung drehte ich mich um. Vielleicht konnten wir jetzt endlich miteinander reden.
    „Du hast alles aufgegeben.“ Was lag da in ihrem Blick? Verwirrung, Mitleid, Ekel? Ich wusste es nicht. „Du hättest auf jedes College gehen können. Wir haben dir alles gegeben. Du hättest alles erreichen können, was du willst. Warum bist du für sie ins Gefängnis gegangen? Hast deine komplette Zukunft für sie aufgegeben? Ich verstehe das einfach nicht. Warum?“
    Ich trat einen Schritt zurück und befreite mich damit aus dem Griff meiner Mutter. Um sie zu beschützen, will ich ihnen sagen. Jemand musste sie doch beschützen. Brynn hätte die Untersuchungen und die Befragungen durch die Polizei niemals durchgestanden. Sie wäre nicht in der Lage gewesen, ihnen zu sagen, dass es ein Unfall gewesen war, dass sie wirklich gedacht hatte, das Baby sei schon tot. Weil ich sie geliebt habe, will ich ihnen sagen. Weil sie die Einzige
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