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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Autoren: Angelika Merkel
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Anspannung, die der Kampf mit sich brachte, verflog. Dafür stellte sich der Hunger ein und ihre Müdigkeit kehrte flugs zurück.
    Die halbe Nacht war vergangen und es war keine Zeit geblieben den Magen zu füllen, geschweige Schlaf zu finden. Möglicherweise befand sich in den Satteltaschen, die ebenfalls in dem Zelt lagen, Nahrhaftes.
    Seit Tacio ihr das Pferd samt den Taschen überlassen hatte, hatte sie nicht einen Blick hineingeworfen. Sie hoffte innig, darin Essbares zu finden, denn ihr Proviant im Rucksack reichte nicht für drei.
    Im Zelt zurück, kramte sie daher in den Taschen. Dabei fiel ihr das versiegelte Dokument in die Hände, welches der Meisterassassine hineingelegt hatte. Es trug das Wappen von Osgosai. Kurz starrte sie darauf.
    Lutek, ihr Geliebter stammte von dort. Sie schüttelte den Kopf, um die aufkommenden Gedanken an ihn abzuwehren. Schnell steckte sie das Dokument zurück.
    »Hat jemand Hunger?«, brüllte sie aus ihrem Zelt hinaus.
    Sie durchforstete weiter die Taschen nach Essbarem und fand, was sie suchte. Mit gedörrtem Fleisch, Brot und sogar einer Flasche Met trat sie wieder hinaus.
    »Keine schlechte Idee. Wir sollten zuvor die Sauerei vernichten, sonst würgen wir das Essen sofort wieder aus.« Terzios deutete über den Platz, als er die junge Hüterin mit ihrer Beute in der Hand im Zelteingang stehen sah.
    »Ich hasse diese Arbeit«, knurrte Celena und blickte dabei finster auf die zerstreuten Leichenteile.

    * * *

    Die uralte Bergfestung der San-Hüter erhob sich imposant vor ihnen. Ihre Türme reckten sich wie drohende Wächter in den Himmel und glitzerten von dem Schnee, der auf ihnen lag. Ein wahrhaft stolzer Anblick, nicht jedoch für die Reisenden, die auf dem Weg dorthin waren.
    Celena rutschte zum wiederholten Male in der Glätte der weißen Pracht aus. Fluchend darüber wünschte sie sich, ihre Stiefel wären mit besseren Sohlen versehen worden. Es war allerdings nicht das schlecht besohlte Fußwerk allein. Die gewichtige Rüstung tat ihr Übriges, die Schlitterpartie zu begünstigen.
    Nach tagelangem Aufstieg gelangten sie endlich in den Hof der Wacht. Einige Männer eilten geschäftig hin und her, arbeiteten an der Schmiede oder sortierten Ware. Die Mehrzahl der hiesigen waren Nachfahren des einstigen Kommandanten dieser Festung. Händler und Schmiede. Sie hielten tapfer die Stellung in diesen abgelegenen aber standfesten Mauern und versorgten den im Innern arbeitenden Magier des Ordens mit Material.
    Sein faltiges Gesicht mit der Hand vor dem beginnenden Schneefall schützend, blickte Terzios die kaum verwitterten Mauern hinauf.
    »Als ob sich nichts geändert hätte«, murmelte er wie beiläufig und betrat die ersten Stufen zum Haupttor hinauf.
    Wenig später huschte seine Begleiterin leichtfüßig an Celena vorbei. Sie war wesentlich leichter bekleidet als Terzios und fror seltsamerweise nicht. Auf der Treppe, die ins Innere des steinernen Riesen führte, hielt Sebyll kurz inne.
    »Hoffentlich ist das hier keine Zeitverschwendung. Es ist ein wenig frisch hier oben.«
    Beide Brauen auf Celenas Stirn bildeten einen zusammengefügten Bogen. Sagte diese Formwandlerin gerade "Frisch"? Das war wohl kaum der richtige Ausdruck für die Kälte, die gierig durch die Rüstung bis zu ihrer Haut durchdrang. Scheinbar machte es der blonden Erscheinung weniger aus als ihr. Ungewollt schüttelte es ihr.
    Außer Atem kam ihnen der Quartiermeister Darius Leven, ebenfalls ein Nachfahre, entgegen. Er war es, der Celena mit der Nase auf die geschichtsträchtige Festung gestoßen hatte, in der Hoffnung seinen Namen reinwaschen zu können. Was ihm nur zur Hälfte gelang, nachdem sie erfahren mussten, was sich hier vor langer Zeit wirklich zugetragen hatte. Mit einem grüßenden Nicken trat die junge Hüterin auf den entgegenkommenden Mann zu.
    »Und? Hat sich unser Magier zwischenzeitlich gerührt?«
    »Ja, hat er.«
    Darius gönnte sich eine kleine Verschnaufpause, bevor er weitersprach. »Allerdings dachte ich zeitweise, er wäre still verstorben. Bis ich vor einigen Tagen einen Brief von ihm erhielt. Ich muss mich entschuldigen, denn ich war nicht in der Lage ihn an euch weiterzugeben. Zudem hatte ich keine Ahnung, wo ihr euch zurzeit befindet.«
    Celena nahm den Brief entgegen, welcher nicht mehr als ein gefaltetes Stück Pergament war. Ihre Augen sahen Darius fest an.
    »Habt ihr ihn gelesen?«
    »Es … es war ein Versehen«, stotterte er irritiert über ihren Blick.
    Sie unterbrach
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