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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Autoren: Angelika Merkel
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den Händler mit einer Handbewegung, der daraufhin sofort schwieg. Celena blickte überrascht auf das aufgefaltete Pergament, auf dem mit handschriftlichen Buchstaben nur ein Wort verfasst war.
    »Hat der Begriff "Schnell" irgendeine Bedeutung für euch?« richtete sie die Frage an ihre Begleiter.
    Terzios schnaufte missfallend auf. Er beugte sich leicht über Celenas Schulter. Was ihm nicht schwerfiel, war er doch einen Kopf größer als die junge Frau vor ihm.
    »Schnell bedeutet, wir sollten keine Zeit verlieren.«
    Die vierköpfige Gruppe hasteten die restlichen Treppen zum Hauptportal der Festung hinauf und betraten nacheinander die Eingangshalle. Auf dem Weg zum Magierturm trat Celena an die Seite Terzios.
    »Darf ich euch eine Frage stellen?«, erkundigte sie sich bei ihm.
    »Ihr dürft mir gerne auch eine zweite Frage stellen. Nun denn fragt!«
    »Ihr hattet dort draußen in der Wildnis erwähnt, dass es Geheimnisse unter den älteren Hütern gibt. Wie war das gemeint?«
    Man merkte Terzios an, das ihm das Thema nicht unbedingt genehm war. Er holte tief Luft, bevor er zu reden begann.
    »Die Tatsache, das Blut des Erzalten zu trinken ist solch ein Geheimnis. Aber um eure eigentliche Frage zu beantworten: ja! Es gibt wesentlich dunklere Geheimnisse. So wie jenes, welches ihr erst kurz vor eurem Kampf mit dem Erzfeind erfahren hattet. Das da hieß, das euer Leben zum Nutzen eines radikalen Sieges verkürzt wird. Oder, dass ihr unwiederbringlich vom Bösen verderbt seid und ihr euren Geliebten verlassen müsst, wenn die Zeit gekommen ist.«
    Celena hielt unmittelbar in dem Raum an, welchen sie gerade durchquerten. Es wirkte aufgeräumter als vor zwei Jahren. Noch immer standen hier wurmstichige Regale, samt zerfallene Folianten herum.
    Das graublaue Licht, welches durch die Riefen der Mauern kroch, bewirkten eine unausgesprochene Düsternis herauf. Sie legte sich in diesem Moment wie ein Mantel um Celena, denn Terzios hatte ihren wunden Punkt getroffen. Ihre Zähne mahlten knirschend aufeinander.
    Er sah sie kurz an, bevor er weitersprach.
    »Wenige unserer Brüder und Schwestern entdeckten das ganze Potenzial, welches in ihnen steckte. Doch die Ausschöpfung dieser Kraft brachte dummerweise mit sich, dass man schneller dem Bösen erliegt. Die so hochgepriesene "Rettet die Welt" Mission der Hüter ist nur ein theatralischer Nebeneffekt. Vielmehr geht es um Machtgehabe.«
    Terzios lehnte sich mit grau-fahlem Gesicht an einem hölzernen Stützbalken. Er wirkte müde und die Stimme wurde eine Oktave leiser.
    »Der Grund, warum wir uns in das dunkle Innere der Welt zurückziehen, wenn die Zeit gekommen ist, ist der, dass wir die eigene Boshaftigkeit in uns fürchten. Eher enden wir als Futter der "Anderen" als das wir uns noch tiefer in das Böse reißen lassen. Und doch gibt es einige, die auch dieses Potenzial voll ausnutzen.«
    »Ich war der Meinung, dass die San-Hüter nicht zu einem der "Anderen" werden.«
    »Nicht in ihrer Form. Ihr dürft eines nicht vergessen, wir haben das Blut des Erzgottes in uns. Sein Blut des abgrundtiefen Bösen. Nein, sie selbst sind noch gefährlicher als ein einzelner Horsock. Das Schlimme daran ist, sie wollen es nicht zugeben.«
    Unwirsch schüttelte Celena ihr Haupt, sodass ihre langen schwarzen Haare durcheinanderflogen.
    »Und wenn es so sein soll. Ich kann es nicht ganz nachvollziehen. Welchen Grund gibt es, dieses Potenzial erlangen zu wollen und vor allem wer würde …?«
    Der Alte seufzte traurig auf.
    »Ich kenne zwei. Mein Bruder Morco. Er hat einen Weg gefunden. Und der andere ist jener, zu dem wir gerade gehen wollen.«
    Unruhiges Trommeln durchdrang die folgenschwere Stille. Sebylls Finger klopften auf das Holz eines Tisches.
    »Ich denke, ihr könnt das später näher vertiefen. Erinnert ihr euch? Schnell? Das hat die Bedeutung, das wir uns sputen sollen.«
    Terzios nickte. Sofort erwachte in dem alten Hüter neue Kraft. Er stieß sich von dem Balken ab und durchmaß den kleinen Raum mit wenigen großen Schritten bis zum Treppenaufgang. Ehe er die metallbeschlagene Tür aufstoßen konnte, hielt ihn Celena zurück. Ihr war eine für sie wichtige Frage eingefallen.
    »Ihr habt vorhin meinen Geliebten erwähnt. Woher wisst ihr von ihm?«
    »Haufenweise Fragen. Sie enden wohl nie.«
    Überraschenderweise stellte sich Sebyll auf die Seite der jungen Hüterin. »Sie ist nicht gänzlich unberechtigt, alter Freund.«
    Ein winziges Lächeln breitete sich über die Mundwinkel
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