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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Autoren: Michael Rothballer
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an zu kochen. Kuckie löschte das Feuer und goss das Getränk in eine Tasse. Mit den Worten »Hoffentlich verbrennt sie sich daran den Mund« verließ er die Küche und warf mit einem Krachen die Tür hinter sich zu.
    Rai atmete tief durch. Er kramte eine der vorbereiteten Fackeln aus seinem Rucksack und kletterte noch einmal hinab zur Feuerstelle, wo er die Fackel an der noch leicht schwelenden Glut im Ofen entzündete. Das ersparte ihm das mühsame Hantieren mit dem Feuerstein. So hatte Kuckies Feuer, durch das Rai beinahe bei lebendigem Leib geröstet worden wäre, doch noch sein Gutes. Nun beeilte er sich, seinen Weg fortzusetzen. Nachdem er sich die brennende Fackel zwischen die Zähne geklemmt hatte und wieder zu der Abzugsöffnung emporgeklettert war, spreizte er sich mit den Füßen fest in den Kamin ein, dessen Seitenwände nur knapp einen Schritt voneinander entfernt waren. So gesichert, arbeitete er sich Stück für Stück nach oben, bis er einen Abschnitt entdeckte, wo die rußige Innenwand des Kamins nicht wie sonst aus fest gefügtem Mauerwerk bestand, sondern nur aus lose übereinander geschichteten Steinen.
    Barats Beschreibung war auch hier bis ins Detail genau gewesen: »Drei Meter über dem Dunstabzug ist vor einigen Jahren ein Teil der Kaminmauer bei einem leichten Erdbeben herausgebrochen«, hatte er gesagt. »Dort wurde das Mauerwerk nur notdürftig ersetzt. Es müsste für dich ein Leichtes sein, da durchzukommen. Du musst die Steine wegschaffen und erreichst dann eine Holztäfelung. Die Brettchen der Täfelung sind dann das einzige Hindernis, das dich noch von den größten Reichtümern des Südens trennt.«
    Konzentriert machte sich Rai daran, die Steine in seinen Lederrucksack zu packen. Schwer beladen, ließ er sich fast bis zur Feuerstelle hinabgleiten und lud dort seine Last beinahe geräuschlos ab. Nachdem er das schweißtreibende Auf- und Absteigen im Kamin fast ein Dutzend Mal wiederholt hatte, war ein Loch entstanden, groß genug, um ihm das Durchsteigen zu ermöglichen. Wie von Barat angekündigt, lag hinter der Öffnung noch eine Holztäfelung, die es nun zu durchschlagen galt. Rai stützte sich mit beiden Händen im Kamin ab, sicherte sich mit dem linken Fuß und trat mit dem freien rechten, so kräftig er konnte, gegen die Täfelung. Mit einem Ächzen gab diese nach. Erschrocken über dieses unerwartet laute Geräusch, lauschte er einen Moment angestrengt auf eine mögliche Reaktion im dahinterliegenden Raum. Als er nach einer Weile immer noch keine beunruhigende Regung wahrnehmen konnte, machte er sich mit weiteren Tritten daran, das entstandene Loch zu vergrößern. Als die Öffnung endlich groß genug war, kehrte unvermittelt seine anfängliche Aufregung wieder zurück.
    Vorsichtig steckte er seinen Kopf durch den Spalt und versuchte, bei dem sich ihm bietenden Anblick nicht den Verstand zu verlieren. Staunend richtete er sich auf, vergaß dabei allerdings, dass er noch immer nur mit seinem Kopf durch das Loch geschlüpft war. So kam, was kommen musste: Sein Schädel schlug mit einem dumpfen Krachen gegen die gesplitterten Bretter über ihm, er verlor das Gleichgewicht und kippte vornüber in die Schatzkammer des Palastes. Seine Fackel rollte ein Stück von ihm weg, erlosch aber glücklicherweise nicht.
    Er blieb eine Weile liegen, ehe sich seine Sinne wieder ordnen ließen. Beinahe erwartete er, dass ihn ein bewaffneter Trupp Gardisten in Empfang nehmen würde, doch keiner schien sein ungestümes Eindringen in die Schatzkammer bemerkt zu haben. Als er sich aufrichtete und seinen Blick schweifen ließ, glaubte er im ersten Augenblick, in den nächtlichen Sternenhimmel zu blicken mit seinen unzähligen glitzernden Lichtern. In Wahrheit war es jedoch der Schein seiner am Boden liegenden Fackel, der tausendfach zurückgeworfen wurde von den unfassbaren Schätzen, die hier verstreut lagen wie Kiesel an einem Fluss.
    Rai hob seine Fackel auf und begann, wie im Traum zwischen den Reichtümern umherzuwandeln. Aufwendig gearbeitete Truhen säumten die mit wertvollen Teppichen behängten Wände, und fast achtlos, so schien es Rai, hatte man unbezahlbare Kostbarkeiten auf dem Boden gestapelt: Elfenbeinschnitzereien aus Etecrar, Perlenketten aus Telechja, die aus Korallen geschnitzten Miniaturschiffchen der südlichen Inseln, Vasen der nordischen Meister und vieles mehr aus den geplünderten Nordprovinzen. Auf roten Samtkissen waren glanzvolle Schmuckstücke gebettet, von denen Rai sich
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