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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Autoren: Michael Rothballer
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weniger wegen ihrer Schönheit als vielmehr aufgrund ihres Wertes kaum noch abwenden wollte. Die vielen Juwelen in ihren kunstvollen Fassungen sahen aus wie kleine Flammen, die zu feurigem Eis erstarrt waren. In der Mitte des Raumes trug ein besonders schön gearbeiteter Sockel aus dunklem Marmor das Kernstück der Prunkkammer: die Sonnenkrone des alten Südreichs. Viele Sagen und Legenden rankten sich darum, und wie kein anderer Teil des Schatzes symbolisierte sie die Macht und Erhabenheit des Herrschers von Citheon.
    Direkt neben der Krone, auf einem weiteren, etwas niedrigeren Marmorsockel, lag ein Schwert, das Rai unvermittelt in seinen Bann schlug. Die schlichte Schönheit der Waffe ließ ihn für einen Moment die prunkvolle Krone vergessen. Die Klinge war aus einem seltsamen dunklen Metall gearbeitet. Sie war ungewöhnlich lang und vollkommen glatt, als wäre sie gerade erst geschmiedet worden. Doch Rai fühlte instinktiv, dass dieses Schwert uralt sein musste und die Klinge eine bedeutsame Geschichte in sich barg.
    Gerne hätte er das Schwert noch länger betrachtet, doch Rai wusste, wie sehr die Zeit drängte. Er zwang sich, seine Augen von der geheimnisvollen Waffe abzuwenden, und widmete seine Aufmerksamkeit einer nahe stehenden Truhe, in der sich, wie er hoffte, Goldmünzen befanden. Mit dem mitgebrachten Brecheisen war es ein Leichtes, das Schloss der Truhe zu knacken. Tatsächlich befanden sich im Inneren Tausende von dicken, runden, glänzenden Goldmünzen, von denen eine reichen würde, um Rai ein ganzes Jahr satt zu machen. Es bedurfte seiner gesamten Selbstbeherrschung, um nicht in lauten Jubel auszubrechen. Er leerte seinen Rucksack aus und begann, mit den Händen die Münzen hineinzupacken. Er fing bereits an, sich sein zukünftiges Leben in Überfluss und Reichtum auszumalen, doch schon im nächsten Augenblick sollte sich dieser Traum in einen Albtraum verwandeln.
    Mit einer ohrenbetäubenden Explosion wurde die große Flügeltür, der einzige Eingang in die Schatzkammer, aus den Angeln gesprengt. Die eine Hälfte der Tür drehte sich einmal um ihre Achse, um dann ins Innere der Schatzkammer zu kippen, die andere segelte ein Stück weit durch den Raum, prallte mit einem dumpfen Knall auf und schlitterte über den Mosaikboden zur gegenüberliegenden Wand. Rai beobachtete die Tür, wie sie an ihm vorbeirutschte, und das Einzige, was er empfinden konnte, war Wut darüber, dass ihm jemand seinen schönen Traum mit solcher Grobheit zerstörte. Es hätte Rai in keinster Weise verwundert, wenn nun ein Feuer spuckender Drache mit drei Köpfen durch das Loch, das gerade eben noch eine Tür gewesen war, gekrochen wäre. Stattdessen erkannte er durch den Dunst der Explosion eine unscheinbare Gestalt, kleiner als er selbst und völlig verhüllt von einer schwarzen Kutte. Rai versagten die Knie, und er war unfähig zu reagieren. Seine Fackel glitt auf den Boden. Noch nie zuvor hatte er einen Gegenstand, für den es zum Anheben bestimmt zehn kräftiger Männer bedurfte, wie ein Blatt durch die Luft segeln sehen. Es war ihm unverständlich, wie dieser schmächtige schwarze Kerl dies bewerkstelligt hatte.
    Doch der gab ihm keine Gelegenheit, sich weiter zu wundern, denn er kam direkt auf ihn zu. Dies löste bei Rai eine gewisse Panikreaktion aus, die ihm auf der Straße schon oftmals das Leben gerettet hatte. Wie ein in die Ecke gedrängtes Tier ging er zum Gegenangriff über. Ohne weiter nachzudenken, rappelte Rai sich auf und packte das Schwert, das hinter ihm auf dem Sockel ruhte.
    »Lass mich in Ruhe, Schwarzmantel, oder ich schlitze dir deine verdammte Kutte in zwei Hälften!«
    Bedrohlich fuchtelte er mit dem Schwert vor sich herum, wobei er einen kleinen Schritt vortrat. Zu seiner größten Verwunderung wich das schwarz gekleidete Wesen lautlos zurück. Beflügelt von diesem Erfolg rückte Rai noch einige Schritte weiter vor. Mit einem Mal waren laute, militärische Schreie zu hören. Am Eingang tauchten zwei Wachen auf, von denen eine ein Schwert und eine Fackel trug, die andere eine gespannte Armbrust.
    »Keiner rührt sich, oder ich nagle euch mit der Armbrust an die Wand«, bellte der eine Mann.
    Fassungslos blickte Rai zuerst auf die Wachen, dann auf sein Gegenüber. In dessen Hand blinkte unversehens etwas Metallisches auf. Die kleine Gestalt fuhr herum, duckte sich und schleuderte den Gegenstand in ihrer Hand auf eine der Wachen, die fast im selben Moment schreiend zusammenbrach. Sofort griff das
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