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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Autoren: Michael Rothballer
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Kirche und des göttertreuen Volks betraut.
    Nachdem der Drache endgültig in den Bergen verschwunden war, sahen sich die geschwächten Erben des Caras nicht mehr dazu in der Lage, das südliche Reichsgebiet Citheon wieder unter ihre Herrschaft zu zwingen. Erst mussten die Wunden heilen, die der Drache ihrem Land geschlagen hatte. Es folgte eine Zeit des Wiederaufbaus, in der Skardoskoin langsam von Neuem zu erstarken begann. Doch auch das neue Reich Citheon gewann durch die starke Hand der Kirche und seiner götterfürchtigen Könige beständig an Macht. Schließlich wollte Skardoskoin die Ausdehnung Citheons nicht länger hinnehmen und zog in den Krieg gegen die göttertreuen Südländer. Die Nachkommen Torions waren jedoch vorbereitet. Unter der Führung ihres tapferen Königs Noran Karwander stellten sie sich dem alten Feind entgegen. Die Schlacht um die Ostlande hatte begonnen.
     
     
    aus dem Heiligen Buch der Cit-Priesterschaft,
    niedergeschrieben im Jahre 200 nach Citheons Gründung

 
DIE NACHT DER DIEBE
     
    Ü ber Tilet, der Hauptstadt des Reiches Citheon, war die Nacht wie eine dunkle Woge zusammengeschlagen. Ein Vorhang aus dicken schwarzen Wolken hatte die bleichen Strahlen des Mondes verschluckt, sodass auf den unbeleuchteten Straßen auch den verwegensten nächtlichen Streuner die Sorge um seine eigene Sicherheit dazu veranlasste, seine Schritte zu beschleunigen und die Gastlichkeit einer der zahlreichen Herbergen aufzusuchen. Die Bewohner zogen sich in ihre Häuser zurück oder fanden sich in einer nahe liegenden Schenke ein, um sich die Zeit zu vertreiben und die Unbehaglichkeit dieser ungewöhnlich dunklen Nacht auszusperren. So bemerkte auch keiner die beiden geduckten Gestalten, die sich lautlos auf den verlassenen Straßen in Richtung des königlichen Palasts von Tilet bewegten. Doch so unbedeutend diese beiden schattenhaften Gestalten auch scheinen mochten, ihr Vorhaben in dieser Nacht sollte das Schicksal der Bewohner von Tilet und weiter Teile des Landes grundlegend beeinflussen. Diese rabenschwarze Nacht sollte die Nacht der Diebe werden, denn die beiden Schatten gedachten, den größten Raub in der Geschichte Tilets zu begehen.
    Im Gegensatz zu seinem eher betagt wirkenden Gefährten bewegte sich der kleinere der beiden ebenso flink wie gewandt. So hatte er seinen größeren Begleiter bereits ein Stück weit hinter sich gelassen, als er nur einen Steinwurf entfernt vom Palast unversehens haltmachte, um vorsichtig um ein Häusereck in eine kleine, schmuddelige Gasse zu spähen.
    Als sein Komplize endlich aufgeholt hatte, zischte der Kleinere aufgeregt: »Dahinten hab ich was gehört, Barat!« Er deutete in die Schwärze der Seitengasse.
    »Das wird nur eine Ratte gewesen sein«, entgegnete der Größere beruhigend und ein wenig außer Atem. »Kein Grund zur Aufregung. Aber leise jetzt, dort vorne ist schon die Palastmauer zu sehen.«
    Der flinkere der beiden, der auf den Namen Rai hörte, war gerade erst fünfzehn geworden. Er hatte von Kindesbeinen an auf der Straße gelebt und als Bettler, Akrobat oder Gaukler sein Brot verdient. Nur ein einziges Mal in seinem bisherigen Leben war er als Küchenjunge bei einer wohlhabenden Familie angestellt gewesen, doch hatte er das Herrenhaus wegen seiner angeblichen Unehrlichkeit schon bald wieder verlassen müssen. Inzwischen war er dazu übergegangen, die Dieberei zu seinem Haupterwerb zu machen. Den älteren Barat hatte Rai in einer kleinen Spelunke im südlichen Tilet kennen gelernt: Der zottelige Alte forderte ihn mit verschlagen blitzenden Augen zu einem Würfelspiel heraus. Rai ging im Vertrauen auf sein Würfelglück auf das Angebot ein – und erlebte eine böse Überraschung. Denn entweder hatte der Fremde die Glücksgöttin zur Verbündeten, oder er war einfach ein geschickter Falschspieler. Am Ende gehörte Rai nicht einmal mehr das Hemd, das er am Leib trug. Der junge Tileter konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wie dies hatte geschehen können, und versuchte deshalb, den Alten anschließend in ein Gespräch zu verwickeln. Dabei fand er heraus, dass dieser sonderbare Mensch seine Jugend ähnlich verbracht hatte wie Rai selbst, nämlich auf der Straße. Er hatte von der Hand in den Mund gelebt, sich durch Taschendiebstahl, kleine Betrügereien und Falschspiel das Nötigste zum Leben ergaunert.
    Im weiteren Verlauf ihrer Unterhaltung stellte sich Barat schließlich vor, und gleich darauf machte er vollkommen unvorbereitet einen
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