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Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)

Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)

Titel: Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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unbedacht er gewesen war! Er selbst hatte Griffin über jeden seiner Ermittlungsschritte informiert – ihm direkt in die Hände gespielt, wenn dies alles stimmte.
    „Warum zum Teufel erfahre ich das erst jetzt?“, brüllte er, und die beiden zuckten unter der Wut seiner Worte zusammen.
    „Wir wussten doch nicht, was er vorhat – und fürchteten, dass alles herauskäme.“
    „Wir müssen ihn finden! Zeigt mir Euer altes Gemach, schnell!“

    „Hier hinein“, dirigierte Griffin Rose in eine der Zellen. „Es tut mir leid, aber ich kann nicht zulassen, dass du mich so kurz vor dem Ziel aufhältst.“
    Aus dem Blick des Haushofmeisters sprach eiskalte Gier. Wie eine Maske, die abgenommen wurde, verschwand der freundliche Ausdruck von dessen Gesicht und entblößte etwas Grausames, Verschlagenes.
    „Welches Ziel, Griffin? Ich verstehe das alles nicht.“
    Griffin lachte kalt und bedeutete Rose, sich umzusehen. Goldene Skulpturen, so groß wie sie selbst, kostbare Vasen und Ballen ehemals wertvoller Stoffe, die inzwischen unter der Feuchtigkeit gelitten hatten.
    „Sieh dich doch um, du dummes Ding! Ich habe mein Leben lang für die besseren Herren gebuckelt – und wofür? Für die abgetragene Livree hier? Das Haus erstrahlt in Prunk und Protz und nun kommt zu guter Letzt auch noch der König und beansprucht dies alles für sich! Donovan hat hier unvergleichliche Schätze gehortet. Warum sollten sie in die ohnehin gefüllten Taschen des Königs wandern, oder hier unten, wie er selbst, verrotten?“
    Rose spürte, wie ihr das Blut aus den Wangen wich, aber sie würde eher sterben, als ihm ihre Angst zu zeigen.
    „Du hast Donovan getötet?“, fragte sie und suchte dabei mit den Augen die Umgebung unauffällig nach einer Waffe ab.
    „Nein. Ich fand ihn nur – oder vielmehr das, was von ihm übrig ist.“
    Er deutete ohne jedes Bedauern in der Stimme auf die eingestürzten Felsen und die aus den Steinen ragenden Knochen. Donovans Knochen. Rose schauderte. Es fühlte sich an, als sei dieser ganze Raum nichts anderes als ein feuchtes Grab.
    „Wir sollten bei diesem Sturm nicht hier unten sein, sonst enden wir wie er“, bemerkte Griffin fast beiläufig und zeigte auf die schmale Öffnung, die unter der Wasseroberfläche hinaus in den Meeresarm führte. „Früher war der Zugang zum Meer groß genug, um mit den Beibooten die Waren hier zu entladen, aber schon vor einigen Jahren stürzte bei einem Sturm die Decke ein. Darum ließ Donovan den zweiten Gang ausheben. Da dieser nun ebenfalls verschüttet ist, ist es unmöglich geworden, etwas auf einem anderen Weg als durch das Castle von hier fortzuschaffen.“
    Rose versuchte, etwas Distanz zwischen sich und die Waffe zu bringen. Sie wusste von ihren Brüdern, dass schon auf zehn Schritte die Zielgenauigkeit solcher Pistolen zu wünschen übrig ließ. Obwohl Rose nun ein klareres Bild von zwei stattlichen Männern vor sich hatte, drängte sie diesmal diese wichtige Erinnerung zurück. Sie brauchte jetzt all ihre Sinne, um zu überleben.
    Griffin trat einen Schritt zurück und betätigte einen aus dem Fels herausragenden Hebel, woraufhin das schwere Gitter zu Boden krachte und Rose den Rückweg zum Castle versperrte. Sichtlich entspannt steckte Griffin die Waffe in seinen Hosenbund.
    „Du entschuldigst, aber ich muss gehen. Bei Sturm steigt das Wasser gefährlich an, und die herandonnernden Wellen könnten alles zum Einsturz bringen.“
    Als hätten seine Worte es heraufbeschworen, stürzten in der Zelle nebenan Felsen herab, und das Wasser strömte immer schneller durch die entstandene Öffnung. Die Vasen brachen unter der Kraft des Wassers, und Rose drängte sich an das Fallgitter.
    „Griffin!“, rief sie. Er konnte sie doch nicht hier zurücklassen! Aber er ging unbeirrt weiter. Sie rüttelte an den Stäben, aber es war zwecklos. Immer mehr Felsen brachen herunter, und die Windspiele schlugen hart gegeneinander. Teuflisches Geheul verhinderte jeden klaren Gedanken. Sie saß in der Falle! Alex wusste nicht, wo sie war – und selbst wenn er den Geheimgang fände, wäre nicht gesagt, dass er es noch rechtzeitig schaffen würde.
    „Alex!“, brüllte sie aus Leibeskräften. Immer wieder rief sie um Hilfe, aber das Getöse der Wassermassen, die auf Donovans Schätze herabstürzten und Steine und Geröll mit sich rissen, übertönte jedes Wort.
    Sie musste hier raus – und es gab nur eine Möglichkeit.
    Sie musste durch die kleine Felsöffnung hinaus ins Meer
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