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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen
Autoren: Nora Roberts
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sah. »Ich glaube, was ich eigentlich wollte, war, daß du mich brauchst.« Und das war vielleicht eines der schwersten Geständnisse seines Lebens. »Als ich dann ins Badezimmer kam und dich weinen sah, wußte ich, daß es so ist, und das hat mir eine Heidenangst eingejagt.«
    »Ich wollte nicht, daß du mich so siehst.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich dir nicht genug vertraut habe.«
    Er senkte seinen Blick einen Moment, um seine Hand zu betrachten, die ihr schmales, unglaublich zartes Gelenk umfaßte. »Außer Ed habe ich noch nie jemandem von Josh erzählt. Bisher war er der einzige, dem ich genug vertraut habe.« Er hob ihre Finger an den Mund und fuhr sanft mit den Lippen darüber. »Und was geschieht jetzt?«
    »Was möchtest du denn?«
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    Ein Lachen, selbst wenn es leise und zögernd ist, kann eine befreiende Wirkung haben. »Psychiater drücken sich doch immer um eine Antwort.« Nachdenklich fingerte er an den Perlen herum, die sie um den Hals trug. Dann hakte er das Halsband auf. Ihr Hals duftete und war
    seidenweich. »Tess, falls ich dich, wenn das alles vorbei ist, bitten würde, dir ein paar Tage oder eine Woche frei zu nehmen und mit mir irgendwohin zu fahren, würdest du das dann tun?«
    »Ja.«
    Amüsiert und ziemlich überrascht sah er sie an. »Einfach so?«
    »Wenn es soweit ist, würde ich dich vielleicht fragen, wo es hingeht, damit ich weiß, ob ich einen Pelzmantel oder einen Bikini einpacken soll.« Sie nahm ihm die Perlen ab und legte sie auf den Nachttisch.
    »Die gehören in einen Safe.«
    »Ich schlafe schließlich mit einem Polizisten
    zusammen.« Ihre Stimme klang unbeschwert, doch als sie sah, wie er vor sich hin brütete, meinte sie zu wissen, wo seine Gedanken waren. »Ben, bald ist alles vorüber.«
    »Ja.« Doch als er sie an sich zog und sich ganz auf sie konzentrierte, empfand er Angst. Man schrieb den achten Dezember.
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    »Du machst keinen Schritt aus den Apartment, bevor ich das Okay gebe.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Tess, während Ben zusah, wie sie sich das Haar hochsteckte. »Ich habe so viel Arbeit mit nach Hause genommen, daß ich den ganzen Tag an den Schreibtisch gefesselt sein werde.«
    »Du bringst noch nicht mal den Müll runter.«
    »Noch nicht einmal, wenn die Nachbarn eine Bittschrift einreichen.«
    »Tess, ich möchte, daß du das ernst nimmst.«
    »Tu ich ja.« Sie entschied sich für geriffelte dreieckige Clips aus Gold und befestigte sie an den Ohren. »Ich werde heute nicht eine einzige Minute allein sein. Um acht kommt Officer Pilomento.«
    Ben betrachtete den weichen Pullover mit
    Kapuzenkragen und die taubengrauen Hosen, die sie anhatte. »Machst du dich für den so fein?«
    »Selbstverständlich.« Als er hinter sie trat, lächelte sie ihrer beider Spiegelbild an. »Seit kurzem habe ich ein Faible für Polizisten. Alles weist darauf hin, daß eine Manie daraus wird.«
    »Stimmt das?« Er beugte sich herab, um mit seinen Lippen über ihren Nacken zu streifen.
    »Ich fürchte, ja.«
    Er legte ihr die Hände auf die Schultern, weil er ihr nahe sein, sie berühren wollte. »Bereitet dir das Sorgen?«
    »Nein.« Lächelnd drehte sie sich um und schmiegte sich in seine Arme. »Kein bißchen.«
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    Da seine Augenbrauen zusammengezogen waren, strich Tess mit dem Finger über die Falte, um sie
    glattzustreichen. »Ich wünschte, du würdest dir auch keine Sorgen machen.«
    »Das ist mein Beruf.« Einen Moment lang hielt er sie einfach nur fest. Er wußte, daß es ihm schwerfallen würde, unglaublich schwer, heute zur Tür hinauszugehen und sie der Obhut eines anderen zu überlassen. »Pilomento ist ein guter Polizist«, sagte er, eher um sich selbst als sie zu beruhigen. »Er ist zwar noch jung, aber absolut zuverlässig. Solange er hier ist, kommt niemand zur Tür herein.«
    »Ich weiß. Komm, laß uns einen Kaffee trinken. Du hast nur noch ein paar Minuten Zeit.«
    »Um vier löst Lowenstein ihn ab.« Während sie sich in die Küche begaben, ging er das Programm noch einmal durch, obwohl sie es beide auswendig kannten. »Sie ist die Beste von allen. Sie mag zwar wie eine nette Hausfrau aussehen, aber es gibt niemanden, von dem ich mir in einer brenzligen Situation lieber Schützenhilfe leisten ließe.«
    »Ich werde keine Minute allein sein.« Tess nahm zwei große Tassen vom Regal. »Im dritten Stock machen immer noch Polizisten Schichtdienst, das Telefon ist angezapft, und auf der anderen Straßenseite wird die ganze Zeit ein Polizeiauto
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