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Verlorene Jugend - Tagebuch eines Soldaten (German Edition)

Verlorene Jugend - Tagebuch eines Soldaten (German Edition)

Titel: Verlorene Jugend - Tagebuch eines Soldaten (German Edition)
Autoren: Herbert Hintersteininger
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daß ich es auch deshalb nicht erreichen will. Mein Platz ist an der Front. Hier bin ich eine Niete. Verzeih mir, Mutter, wenn ich nicht mehr kommen sollte, aber warum soll ich immer weniger sein, als meine beiden heldischen Brüder. Mutter, im Stillen beklage ich Dein Leid, aber sei stark. Sieh, mich ruft Deutschland. Denke auch Du an unsere Heimat. Sie ist für uns da im Frieden, wir sind ihre Schützer im Frieden. Sei auch Du würdig.
    Anni, verzeih auch Du mir, aber es muß sein. Soll ich wie ein Kind von den Feinden in der Heimat überrumpelt werden oder soll man mich zwingen müssen, an die Front zu gehen.
    Anni, ich war noch nie ein wertvoller Mensch, für den Du mich hieltest, viel zu kindlich noch dazu. Nur ein wenig Heimatliebe habe ich, und sie zeigt mir wieder, daß auch ich einen Willen habe. Wenn Gott es will, werde ich meinen letzten Tropfen Blut hergeben für das Vaterland, auch für Dich. Anni, und das ist mein Trost. Und wenn mich der Teufel geholt hat, dann weine nicht und denke, ich hab`s auch ein klein wenig für die Heimat getan.
    Anni, ich danke Dir auch noch für die vielen schönen Stunden, die Du mir durch Dein Dasein oder durch jeden Deiner Briefe geschenkt hast, ja auch der Gedanke an Dich war schön.
    Gib Du mir noch die Kraft, in jeder Stunde ein Mann zu sein, so wird es mir nicht schwer fallen, Toni und Fredl, meinen Idealen – zu folgen.
     
     
     
    Urlaub vom 19.10. - 3.11.44
     
    Viel habe ich mir vorgenommen und vieles auch versprochen – aber wie schon einmal – eine Enttäuschung! Die Zeit im Altreich, in der ich auch mit den Frauen in Berührung kam, ließ in mir den Entschluss reifen, mir nur eine Frau aus der Heimat zu suchen. Daß diese mich so enttäuschen, konnte ich ja nicht ahnen. Zugegeben, ich bin kein Don Juan, aber mir ist auch die Lust vergangen an solchen Frauen. Drum habe ich auch keine Lust, die Fehler derer aufzudecken, die scheinbar makellos vor meinen Augen dastehen. Ich bringe kein Verständnis auf für eine Frau, die mir gesteht, sie liebe einen anderen, wolle aber sich kein Amüsement entgehen lassen, um ja nur die Zeit recht gut auszunützen. Die Frage liegt nahe, mit wie viel Männern sie es so macht. Ein Soldat, der nie weiß, ob er wieder zurückkommt aus diesem Krieg, der dürfte vielleicht so denken, aber ein Mädchen in der Heimat? Es darf wohl seiner Heimat überhaupt nichts opfern? Haben wir nicht mehr von unserer Jugendzeit diesem Krieg opfern müssen? Ich bin froh, daß ich der Heimat ein kleines Opfer bringen durfte. Jeder Soldat, der an der Front steht, darf aber verlangen, daß er sich auf sein Mädchen zu Hause verlassen kann. Übrigens ist ein Mädchen für mich interesselos, das mir in meinem Abstellungsurlaub sagt, gewisse erotische Dinge fielen bei ihr nicht in die Kategorie des Zeitausnützens. Von den Püppchen, die nur polierte Uniformen sehen, will ich gar nicht reden. Die Jüngeren wieder sind noch zu kindlich und beglückt, wenn man sie überhaupt sieht, obwohl sie sich bemühen, sehr damenhaft zu erscheinen. Ich brauche ein Weib, das meinem Wesen entspricht, ein ernstes, hübsches Mädchen, das mir Kraft geben kann, das natürlich ist und auch so denkt, weibisch ohne große Launen, „zu Hause eine Köchin, im Bett meine Hure und in der Gesellschaft eine Dame“.
    Da wäre noch die „Lambacher Platte“, die aus hochstudierten und zierlichen Dämchen besteht, die sich die Ehre gab, mich in ihren Kreis einzubeziehen.
    Der Unterschied ist zu groß, es ging nicht. Mir fehlt eben das Verständnis, auch für Perversität, besonders in Gegenwart von Mädchen. Darin unterscheidet sich ja der Umgang mit Frauen, daß man ihre Gegenwart achtet, sie würdigen und ritterlicher behandelt als einen Mann.
     
     
     
    Im Osten, 17.11.1944
     
    Als ich am 29.IX. von Königsbrück zur Ersatz-Einheit nach Paderborn im Semelager, versetzt wurde, hatte ich ein wenig Angst davor, die Pflichten eines Unterführers nicht ganz ausfüllen zu können. Wenn ich mir heute diese Sache ganz objektiv betrachte, meine Sorge war überflüssig. In Königsbrück ließ ich meinen besten Kameraden aus dieser Zeit, Helmut, zurück.
    Am 18. Oktober segelte ich mit Urlaubsschein und meiner Versetzung zum alten Regiment in heimatliche Richtung.
    Aus dieser Zeit in dem schönen Städtchen Paderborn schulde ich eine kleine Erinnerung der kleinen Helga. Weitere Erinnerungen sind Detwolf und der Besuch des Hermanndenkmals.
    Im Urlaub traf ich zu meiner größten Freude
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