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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier
Autoren: S Scarlett
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richtige Augenblick, um ihn darüber in Kenntnis zu setzen, welche Rolle Captain Jack in meinem Erstling spielt. Ganz zu schweigen davon, dass Captain Jack zwar seine Muskete abfeuert, aber leider danebenschießt. Der böse Harrison Montdoubleau geht ein paar Schritte auf ihn zu, immer weiter, während Carla Maltravers sich vor Angst fast in die Hose macht. »Auf Wiedersehen, Captain«, ätzt der Bösewicht grinsend, »wir sehen uns in der Hölle wieder.« Er betätigt den Abzug, doch das Steinschlossgewehr explodiert ihm ins Gesicht. Bis zur Unkenntlichkeit entstellt taumelt er rückwärts und stürzt über die Klippe in die Tiefe. Zwei Seiten später liegen Carla und Captain Jack im Bett und rammeln wie die Karnickel.
    Der Pfarrer hüstelt. »Äh, tut mir leid, aber ich bin nicht hundertprozentig sicher, ob Duelle auf Gottes Grund und Boden erlaubt sind …«
    »Nein?«
    »Zum Hochzeitszeremonienpaket der Church of England gehören sie jedenfalls nicht«, scherzt er. Immer schön locker bleiben.
    »Soll ich Ihnen was sagen? Gott – der ja bekanntermaßen alles sieht – hat mir ins Herz geblickt und das Gute darin gesehen. Und deshalb macht er hier auch mal eine Ausnahme. Sind Sie mit Gottes Entscheidung einverstanden, Padre? Das klingt doch einleuchtend, oder?«, bekräftigt Philly. Der Reverend schluckt und nickt.
    »Sehr schön«, lobt Philly und verpasst ihm einen so heftigen Schlag auf den Rücken, dass ihm die Brille von der Nase fliegt.
    12
    Das Duell soll im Hof hinter der Kirche stattfinden, besser gesagt, auf dem Friedhof. Er ist wunderschön, ein steil abfallender Hang hinter dem Gotteshaus, dessen unteres Ende im dichten Nebel liegt. Hätte ich ein bisschen mehr Zeit gehabt, wäre ich gern ein wenig zwischen den Gräbern herumgeschlendert und hätte die Inschriften auf den Grabsteinen gelesen. Es gibt kein geeigneteres Mittel, das Interesse am eigenen Leben wiederzuerwecken, als die Gegenwart von Toten, oder nicht?
    Wir werden die Sigs verwenden. Wie sich herausstellt, hat Philly mit Klebeband eine Ersatzwaffe auf seinem Rücken befestigt. Nachdem ich noch nie eine Waffe abgefeuert habe, bin ich etwas im Nachteil, aber Philly muss immerhin auf eine weibliche Gestalt zielen, was auch für ihn ein Novum ist. Rattengesicht steht Philly als Sekundant zur Verfügung, während ich die Urquharts zur Unterstützung an meiner Seite habe. Da sich der Pfarrer geweigert hat, das Zählen zu übernehmen, ist Kiki freundlicherweise eingesprungen.
    Als wir die Kirche verließen, trat Amber zu mir und packte mich beim Arm.
    »Ich muss der größte Schwachkopf des gesamten Planeten sein«, sagte sie.
    »Keineswegs«, wiegelte ich ab. »Hast du dich je mit einem Tierarzt namens Tony unterhalten? Das ist vielleicht ein … Schwachkopf.«
    »Bill … danke für alles, was du da drin gesagt hast, aber das ist doch völlig verrückt. Du brauchst das nicht zu tun.«
    »Amber, ich schulde dir eine Erklärung.«
    »Er wird dich umbringen. Du hast selber gesehen, was für ein ausgezeichneter Schütze er ist. Als Jugendlicher hat er sogar Wettbewerbe gewonnen.«
    »Ich habe mir einen Plan überlegt. Vertrau mir. Ich habe dir versprochen, dich zu retten, und dieses Versprechen werde ich auch halten.«
    »Bill, du kennst mich doch gar nicht.«
    »Amber … wir haben nicht viel Zeit. Aber es stimmt, was ich gesagt habe: Ich habe mich in dich verliebt. Ich werde um dich kämpfen.«
    Sie starrte mich an. Ich weiß genau, was sie vor sich sah: einen Mann mittleren Alters mit zu viel Make-up und einem konservativen Zweiteiler. »Das ist so … so abgefahren.«
    »Genauso wie im Buch, was?«
    »Und du bist derjenige, der all diese Bücher geschrieben hat?«
    »Absolut.«
    »Aber wieso …«
    »Wieso die Transen-Nummer? Das ist eine lange Geschichte.«
    »Bist du …?«
    »Nein. Überhaupt nicht. Das ist überhaupt nicht mein Ding. Obwohl es die Sache offen gestanden erheblich erleichtert hätte.«
    »Also war Clive …«
    »Wer?«
    »Na ja, dein Ehemann.«
    »Ach, der. Reine Erfindung, fürchte ich. Genauso wie Phillys Blase im Kopf, sein Aneurysma.«
    Sie lächelte mich an. »Was für ein Gespann, was? Die reinsten Betrüger.«
    »Fabulanten. Das ist mir lieber. Hört sich ein bisschen wie fabelhaft an.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte einen Kuss auf mein Ohrläppchen. »Viel Glück«, hauchte sie mir ins Ohr.
    Meine Behauptung, ich hätte einen Plan, war eine glatte Lüge. Abgesehen vom Entschluss, mich
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