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Verloren

Verloren

Titel: Verloren
Autoren: Kathryn Taylor
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schallt in diesem Moment durch das Haus.
    »Das wird mein Taxi sein«, sage ich und erhebe mich von dem Sofa, auf dem wir gesessen haben.
    Giacomo begleitet mich noch bis runter zur Tür, wo der Taxifahrer bereits dabei ist, unter Rosas Aufsicht mein Gepäck im Kofferraum zu verstauen.
    »Vielen Dank für alles, Sophie«, sagt Giacomo, und ich umarme ihn zum Abschied, weil es mir wirklich schwerfällt zu gehen und all das hinter mir zu lassen, was in den letzten Wochen mein Leben ausgemacht hat.
    Der Weg zum Flughafen ist weit, aber glücklicherweise gehört der Taxifahrer nicht zu der Sorte, die gerne ein Schwätzchen mit dem Fahrgast hält. Vielleicht spürt er auch, dass mir nicht nach reden ist, jedenfalls lässt er mich in Ruhe.
    Als wir ankommen, tue ich wie mechanisch all das, was nötig ist – bezahle ihn, gebe mein Gepäck auf und gehe durch die Kontrollen bis zu meinem Abfluggate. Aber meine Gedanken drehen sich dabei ständig im Kreis, suchen verzweifelt nach einem Ausweg aus dieser Situation, die unsere Existenz gefährdet. Es gibt jedoch keinen, egal, wie oft ich es drehe und wende. Nur Matteo hätte das alles verhindern können – und er ist nicht da. Er kommt nicht mit, und wenn Lord Ashbury das hört, wird er nicht mehr länger damit warten, seinen Verdacht öffentlich zu äußern.
    Bis jetzt habe ich Dad noch nichts von Matteos Weigerung gesagt – weil mir davor graut, wie er reagieren wird, wenn er es erfährt. In seiner Verzweiflung klammert er sich an den Gedanken, dass wir den Skandal abwenden können, wenn wir nur Lord Ashburys Bedingung erfüllen. Deshalb habe ich es nicht übers Herz gebracht, ihm einfach so am Telefon mitzuteilen, dass ich alleine zurück nach London kommen werde. Ohne Matteo.
    Ruhelos laufe ich auf und ab, trete schließlich an die große Glasfront und starre in die Dunkelheit draußen, in der die Lichter des Flughafens leuchten.
    Ohne Matteo . Darüber, was das für mich persönlich bedeutet, denke ich lieber nicht nach. Denn sobald ich das tue, öffnet sich wieder dieser Riss in meinem Herzen, und ich muss mich gegen den Schmerz stemmen, der sich lähmend in mir ausbreitet.
    Verzweifelt schließe ich für einen Moment die Augen, und wünschte, mein Leben und alles, was es lebenswert macht, würde nicht plötzlich von diesem einen Mann abhängen, der so schrecklich schwierig ist. Dass ich nicht so machtlos wäre gegen die Gefühle, die mich auch gegen meinen Willen mit ihm verbinden.
    Gefühle, die offensichtlich sogar noch stärker sind, als ich dachte, denn als ich die Augen wieder öffne, sehe ich Matteo in der Scheibe. Er spiegelt sich darin, aber ich bin sicher, dass ich mir das einbilde. Dass meine Fantasie mir einen Streich spielt. Er ist nicht wie bei Santarellis Party erneut gekommen, um für mich den Ritter zu spielen. Dafür ist es zu spät …
    »Sophie?«
    Ich wirbele herum, als mir klar wird, dass er tatsächlich hinter mir steht.
    Er sieht blass aus. Sehr blass sogar. Und angespannt.
    »Du kannst nicht fliegen«, sagt er.
    Ich schüttele den Kopf, noch viel zu fassungslos, um das alles zu begreifen. »Wie bitte?«
    »Du kannst nicht in diesen Flieger steigen«, wiederholt er. »Jedenfalls nicht, wenn du willst, dass ich mitkomme.«
    Für einen Moment wage ich nicht zu atmen, starre ihn nur an, sehe, wie er sich mit der Hand durch das blonde Haar streicht in einer Geste, die mir sagt, dass ihm das hier nicht leichtfällt.
    »Ich fliege nicht, Sophie. Nie. Wenn ich mit dir nach London kommen soll, dann fahren wir mit dem Auto. Das ist die Bedingung.«
    »Okay.« Meine Stimme ist nur ein Flüstern, und ich gehe wie in Trance zurück zu der Wartebank, setze mich darauf, weil meine Knie sonst nachgeben, den Blick unverwandt auf ihn gerichtet, weil ich irgendwie immer noch das Gefühl habe, dass ich das hier nur träume.
    Matteo setzt sich neben mich, und der Ausdruck in seinen schönen Augen ist schwer zu deuten.
    »Was du in meinem Büro gesagt hast … das hat mir zu denken gegeben.« Er lächelt selbstironisch, und etwas Farbe kehrt in seine blassen Wangen zurück. »Ich lasse meine Freunde nicht im Stich. Niemals. Und das hier ist genau das: ein Freundschaftsdienst. Mehr nicht. Ich sehe mir dieses Bild an und dann reise ich wieder ab. Wenn es eine Fälschung ist, dann kann ich es nicht ändern.«
    Ich nicke und halte seinem Blick stand, unfassbar erleichtert darüber, dass er jetzt doch bereit ist, uns zu helfen. Mir zu helfen.
    Das hier ist kein Happyend,
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