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Verloren

Verloren

Titel: Verloren
Autoren: Kathryn Taylor
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sehr fehlen«, erklärt mir Giacomo, als die Zeit gekommen ist, sich zu verabschieden.
    Es ist schon recht spät am Abend, aber er hat darauf bestanden, dass ich auf dem Weg zum Flughafen noch mal bei ihm vorbeikomme.
    »Mir auch«, sage ich und lächle traurig.
    Die Zeit bei ihm war für mich mehr als nur ein Auftrag, ich war wirklich gerne hier und es hat mir Spaß gemacht, seinen Erzählungen zuzuhören. Aber ich kann nicht mehr länger in Rom bleiben, ich muss zurück und meinen Vater bei der Sache mit dem Enzo unterstützen. Eigentlich wollte ich Giacomo nichts davon erzählen, schließlich ist er ein Kunde, und je weniger Leute von dieser Sache wissen, ehe das nicht geklärt ist, desto besser. Doch ich mochte ihn auch nicht anlügen und ihm irgendeine erfundene Begründung auftischen, warum ich vorzeitig abreisen muss.
    Und Giacomo hat toll reagiert, denn er hat einfach beschlossen, die Werke, die wir bis jetzt noch nicht gesichtet haben, zu behalten. Das wäre bestimmt Schicksal, meinte er nur und sah angesichts dieser Lösung richtig zufrieden aus. Mit den übrigen, die für den Verkauf vorgesehen waren, soll wie geplant die Auktion in London stattfinden – trotz oder gerade wegen der Gerüchte, die es sicher bald geben wird und die Auswirkungen auf unser Geschäft haben werden. Im schlimmsten Fall kommen weniger Leute zu unseren Verkäufen oder es wird nur noch verhalten geboten – ein Szenario, über das ich lieber gar nicht erst nachdenken möchte. Giacomo kann sich das sicherlich auch denken, aber er will uns den Auftrag dennoch nicht entziehen.
    »Für mich ist das ›Conroy’s‹ nach wie vor vertrauenswürdig, und ein anderes Auktionshaus kommt für mich nicht in Frage«, hat er mir erklärt, und ich wäre ihm vor Dankbarkeit fast um den Hals gefallen.
    Eine Kleinigkeit habe ich Giacomo jedoch verschwiegen – er weiß nicht, dass es sich bei dem Bild, dessen Echtheit in Zweifel gezogen wird, um einen Enzo handelt. Ich hatte einfach Angst, dass er mit Matteo spricht, wenn er es weiß, und von dessen Weigerung erfährt, uns mit einer Expertise zu retten. Das würde ihn ganz sicher aufregen, und ich will ihn da einfach nicht mit reinziehen. Das ist meine Sache, und es ist sowieso nicht zu ändern.
    Irgendwie scheint Giacomo zu ahnen, an wen ich gerade denke, denn er legt den Kopf ein wenig schief und betrachtet mich nachdenklich.
    »Und was wird jetzt aus Matteo und Ihnen?«
    Er weiß, dass wir uns nähergekommen sind – was schließlich nicht zu übersehen war, da Matteo mich so gut wie jeden Mittag hier abgeholt hat.
    »Sie hatten recht«, erwidere ich und lächle, um mir nicht anmerken zu lassen, wie unglücklich mich das macht. »Er ist nichts für mich.«
    Giacomo seufzt tief. »Das ist sehr schade. Ich hatte wirklich gehofft, dass ich mich irre. Ich war eigentlich sogar sicher, dass ich falschlag.«
    Verwundert sehe ich ihn an. »Aber ich dachte, Sie halten eine Verbindung zwischen mir und Matteo für keine gute Idee.«
    Sein Lächeln ist ein bisschen zerknirscht. »Das war am Anfang auch so«, gesteht er. »Weil ich gesehen habe, wie heftig Sie auf ihn reagieren – und er auf Sie. Ungewöhnlich heftig. Das war schon auf dem Empfang ganz erstaunlich, aber da ich Sie in dieser Hinsicht nicht einschätzen konnte, war ich in Sorge, wie sich das entwickeln würde. Ich wollte einfach nicht, dass er Ihnen wehtut – oder Sie ihm.« Er mustert mich aufmerksam. »Matteo kann sehr verletzend sein, aber nur, wenn er das Gefühl hat, er müsste sich schützen – und irgendwie hatte ich gleich den Eindruck, dass Sie jemand sind, der ihm unter die Haut gehen würde, Sophie.«
    Ich kann nicht mehr lächeln und ich kann auch nicht sprechen, weil ich dann vermutlich in Tränen ausbreche. Deshalb erwidere ich nichts, überlasse Giacomo nur meine Hand, die er in seine nimmt. Es hat ohnehin keinen Zweck, meine Gefühle zu verbergen – er scheint mich sehr genau zu durchschauen. »Liebe ist nicht immer einfach, so etwas weiß man nach vierzig Jahren Ehe, glauben Sie mir«, sagt er. »Manchmal ist es ein harter Kampf.«
    Liebe, denke ich erschrocken, und schließe dann für einen Moment die Augen, lasse die Verzweiflung zu, die mich zu ersticken droht. Wenn das wirklich Liebe ist zwischen Matteo und mir, dann ist sie ganz anders, als ich das jemals erwartet oder erhofft habe. Und ich weiß auch nicht, ob ich um etwas kämpfen will, das so schmerzt.
    Zum Glück muss ich nichts mehr antworten, denn die Türglocke
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