Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verloren

Verloren

Titel: Verloren
Autoren: Kathryn Taylor
Vom Netzwerk:
ich Ihnen lieber nicht sagen.« Sein Blick wandert zu seiner Großmutter hinüber, die sich immer noch mit Giacomo und Andrew unterhält, so als müsse er kurz überprüfen, ob sie ihn hört.
    Jetzt bin ich es, die die Brauen hebt. »Ach, und wieso nicht?«
    »Weil Ihnen die Antwort nicht gefallen wird«, erklärt er mir, und in seinen Bernstein-Augen liegt jetzt ganz klar eine Herausforderung.
    »Lassen wir es darauf ankommen.«
    Er glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich das auf sich beruhen lasse? Ich will wissen, was sein Problem ist. Denn auch, wenn er plötzlich seinen Charme spielen lässt, hat er ja offenbar eins mit mir. Und ich wette, dieser spontane Kauf kam nicht von ungefähr. »Es hatte etwas damit zu tun, dass ich es mir angesehen habe, als wir uns vorhin in der Eingangshalle begegnet sind, nicht wahr?«
    Er schweigt einen langen Moment.
    »Sagen wir es so: Ihr taxierender Blick hat mich daran erinnert, dass hier bald alles unter den Hammer kommt. Und da mir das Severn-Bild sehr am Herzen liegt, habe ich es mir lieber gesichert, bevor Sie damit anfangen, Giacomos Sammlung zu zerschlagen.«
    Ich umklammere mein Glas und starre ihn an, erschrocken über den Zorn, der in seiner Stimme mitschwingt. Aber er redet schon weiter, ist noch gar nicht fertig.
    »Nehmen Sie es nicht persönlich, Miss Conroy. Es geht nicht gegen Sie. Aber ich gehöre nun mal nicht zu denen, die es für eine gute Idee halten, dass Giacomo Rom verlassen will. Deshalb vielleicht eine Warnung: Mit meiner Hilfe bei dieser Auktionsgeschichte brauchen Sie nicht zu rechnen, und sollte ich eine Möglichkeit sehen, die ganze Sache zu verhindern, werde ich sie ohne zu Zögern ergreifen.«
    In seinen Bernstein-Augen brennt jetzt ein Feuer, aber das in meinen Augen kann da sicher locker mithalten. Was glaubt dieser Kerl eigentlich?
    »Oh, ich nehme das aber persönlich, Signore Bertani. Weil ich nun mal zu denen gehöre, die mit unhöflichen Menschen nichts anfangen können«, erkläre ich ihm mit einem süßlichen Lächeln, das meine Wut auf ihn nur schlecht verbirgt. »Soviel ich weiß, ist es Signore di Chessas ausdrücklicher Wunsch, seine Sammlung zu verkleinern, und da die Kunstwerke ihm gehören und dies ein freies Land ist, kann er damit tun, was immer er will. Dafür braucht er Ihr Einverständnis nicht. Und was unser Auktionshaus angeht: Das ›Conroy’s‹ gehört zu den renommiertesten seiner Art. Vor uns muss man nichts ›in Sicherheit bringen, und wenn bei uns etwas ›unter den Hammer‹ kommt, dann geht alles mit rechten Dingen zu. Wir arbeiten immer im Sinne unserer Kunden und erzielen bei den Versteigerungen die besten Preise für die uns anvertrauten Werke.« Ich muss kurz Luft holen. »Und im Übrigen habe ich das Bild nicht taxiert, es hat mich einfach interessiert, weil ich Joseph Severn zufällig auch sehr schätze«, füge ich noch hinzu, mittlerweile richtig in Rage.
    Matteo Bertani hebt – überhaupt nicht beeindruckt – einen Mundwinkel, und sein schiefes Lächeln hat etwas Herablassendes, was mich noch zorniger macht, als ich ohnehin schon bin.
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass Ihnen die Antwort nicht gefallen wird«, erinnert er mich. »Außerdem hat Giacomo auch ohne Sie einen guten Preis für das Bild erzielt, glauben Sie mir.«
    »Das ist schön für Signore di Chessa. Wenn Sie jetzt allerdings jedes Werk kaufen wollen, das ich mir heute noch ansehe, könnte das ein teurer Abend für Sie werden – ich habe nämlich vor, hier alles sehr gründlich zu taxieren. Ach ja, und vielleicht noch eine Warnung, damit Ihr Ego keinen Schaden nimmt: Tun Sie, was immer Sie müssen, aber sollte das ›Conroy’s‹ diesen Auftrag erhalten, kommen wir ganz sicher auch ohne Ihre Hilfe aus.«
    Ich zwinge mich, die Hände wieder locker zu lassen, die ich zu Fäusten geballt hatte, und halte Matteo Bertanis Blick stand, in dem für einen Moment Erstaunen steht – zumindest bilde ich mir das ein. Dann grinst er plötzlich, und zum ersten Mal am heutigen Abend habe ich das Gefühl, dass es keine Routine ist, sondern echt.
    »Touché, Miss Conroy. Aber wie ich schon sagte …«
    »Du streitest dich doch nicht mit Miss Conroy, oder? Matteo?«, erkundigt sich Valentina Bertani bei ihrem Enkel und lässt uns beide fast schuldbewusst auseinanderfahren. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich mich quasi vor ihm aufgebaut habe und uns dadurch nur noch wenige Zentimeter trennten.
    Als ich mich umblicke, sehe ich, dass die drei ihr Gespräch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher