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Verloren

Verloren

Titel: Verloren
Autoren: Kathryn Taylor
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Treppe gesprochen haben? Und wieso lächeln ihn alle außer mir an, wenn er sich einfach in unser Gespräch einmischt? Bin ich wirklich die Einzige, die ihn nicht kennt?
    »Matteo!«, ruft Valentina Bertani erfreut, doch sie wirkt plötzlich nervös, blickt ein bisschen hektisch zwischen dem Mann und mir hin und her. »Das ist Sophie Conroy – Andrew hat sie Giacomo für die Versteigerung empfohlen, erinnerst du dich?«
    Okay, denke ich. Damit wäre dann zumindest das Rätsel gelöst, woher Bernstein-Auge meinen Namen kannte. Wenn ich hier schon Thema war, dann hat er einfach eins und eins zusammengezählt, als er hörte, dass ich für ein Auktionshaus in London arbeite.
    »Und das ist mein Enkel, Matteo Bertani«, fährt die alte Dame – für einen Augenblick sichtlich stolz – mit ihrer Vorstellung fort.
    Er ist ein Bertani, denke ich erstaunt und runzele die Stirn, weil gleichzeitig irgendwo in meinem Unterbewusstsein Alarmglocken klingeln, laut sogar. Aber ich schaffe es einfach nicht, die Erinnerung festzuhalten, die bei der Nennung seines Namens kurz aufgeflackert ist.
    »Wir kennen uns schon, Nonna «, informiert Matteo Bertani seine Großmutter, wieder in diesem akzentfreien Englisch, und reißt mich aus meinen Gedanken. Als ich ihn irritiert ansehe, wird sein Lächeln eine Spur süffisanter, und fast sofort sehe ich wieder das Bild vor mir, wie ich auf der Treppe in seinen Armen lag, spüre, wie mein Magen auf Talfahrt geht, während unsere Blicke sich treffen. Aber nur für eine Sekunde oder so, dann wende ich den Kopf ab.
    Dieser Kerl mag mich auf der Treppe zurück ins Gleichgewicht gebracht haben, aber für meinen Seelenfrieden bewirkt er seitdem eher das Gegenteil. So etwas kommt bei mir ziemlich selten vor – und gebrauchen kann ich das gerade überhaupt nicht.
    »Du kennst Signore Bertani? Davon hast du mir ja gar nichts erzählt!«, mischt sich Andrew ein, der offenbar findet, dass ich ihm diese Information keinesfalls hätte vorenthalten dürfen.
    »Wir sind uns nur ganz kurz begegnet, vorhin am Eingang. Aber er hatte es eilig, deshalb blieb für eine richtige Vorstellung keine Zeit.« Ich schicke ein paar wütende Blicke in Richtung Mr. Perfect. Wir kennen uns schon – pah! Er hatte es ja nicht mal nötig, mir seinen Namen zu nennen, bevor er weg war.
    Ein schlechtes Gewissen scheint Matteo Bertani deswegen nicht zu haben. Meine Bemerkung amüsiert ihn eher, denn sein unverschämt attraktives Lächeln vertieft sich noch.
    »Das holen wir ja jetzt nach«, erklärt er und hält mir die Hand hin, so dass mir gar nichts anderes übrig bleibt als sie zu ergreifen. »Willkommen in Rom, Miss Conroy.«
    Die Berührung unserer Hände und die Tatsache, dass er mich plötzlich so charmant anstrahlt, werfen mich schon ziemlich aus der Bahn, doch das wird noch viel schlimmer, als er sich vorbeugt und mir die in Italien üblichen Küsse auf die Wangen gibt. Davon habe ich seit meiner Ankunft gestern wirklich schon einige bekommen, aber bei ihm fällt mir auf, dass seine Wange sich warm anfühlt an meiner und sein After-Shave immer noch ziemlich aufregend duftet. Deshalb bin ich froh, als er wieder einen Schritt zurückmacht und meine Hand loslässt.
    »Danke«, sage ich kühl.
    Ich meine, was glaubt er denn? Dass ich sofort zu seinem Fan mutiere, nur weil er mich gerade mal wieder nett anlächelt? So funktioniert das vielleicht bei anderen Frauen, aber ganz sicher nicht bei mir. Im Gegenteil. Wenn ich eins hasse, dann Menschen, die sprunghaft ihr Verhalten ändern.
    Valentina Bertani scheint die Tatsache, dass ihr Enkel so freundlich zu mir ist, jedoch zu beruhigen, sie lächelt jetzt ganz entspannt, und auch die anderen sind sichtlich zufrieden, vor allem Andrew, dem ich ansehen kann, wie er innerlich ein Häkchen auf seiner Liste macht.
    Insgeheim stöhne ich auf, ohne mein etwas mühsames Lächeln zu unterbrechen. War ja klar, dass Matteo Bertani zu denen gehört, die er mir vorstellen wollte – als Mitglied des Bertani-Clans ist er ein potentieller Käufer und damit natürlich ein wichtiger Kontakt. Also sollte ich nett zu ihm sein – und wie es aussieht, jetzt gleich, denn offenbar wird von mir erwartet, dass ich Konversation mit ihm betreibe. Andrew hat nämlich zu meinem Entsetzen auf Italienisch ein Gespräch mit Valentina und Giacomo begonnen. Es geht um den Mann, mit dem er gesprochen hat, bevor er wieder zu uns kam, und das scheint gerade wichtiger zu sein als alles andere, denn die beiden
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