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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel
Autoren: Alix Rickloff
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sarkastisch und sehr von sich eingenommen war er gewesen.
    Und sie bis über beide Ohren in ihn verliebt … was er allerdings nie mitbekommen hatte.
    Fast keine Spur dieser engelhaften Schönheit war in dieser härteren Version von Brendan noch zu sehen. Stattdessen wirkten seine Züge genauso ungeschliffen und scharfkantig wie der Stein, den sie um den Hals trug, als wären beide mit zu schneller Hand gemeißelt worden, und sein einst so schmaler Körper war zu einem erstaunlich athletischen herangewachsen. Nicht herkulisch, sondern mehr von langgliedriger, quecksilbriger Schlankheit. Jahre im Ausland in raueren Witterungen verrieten sich in der dunklen Bräune seines Gesichts und den Fältchen um seine Mundwinkel und Augen. Diese bemerkenswerten, außergewöhnlichen Augen waren das einzige Merkmal, das er niemals hatte tarnen können. Immer hatten sie geglänzt wie warmer goldener Honig. Rege, intelligent und sprühend vor Leben wie die Sonne. Oder atemberaubend wie der Tritt eines Pferdes in den Magen.
    »Warum bist du hier? Du hast kein Recht dazu.«
    Er machte eine angedeutete Verbeugung. »Erlaube mir, mich vorzustellen. John Martin, entfernter Cousin der Braut, erst kürzlich aus dem Ausland heimgekehrt. Bei dem Gedränge hier wunderte sich keiner über einen weiteren Verwandten unter all den anderen Hochzeitsgästen.« Ein verschmitztes Lächeln spielte um seine Lippen. »Allerdings muss ich leider das Zimmer beanstanden, das mir gegeben wurde. Man hat mich buchstäblich unter die Dachbalken verbannt. In eine richtige Dachkammer. Man sollte meinen, ich sei hier nicht willkommen.«
    Das genügte. Sie waren allein und hatten das Summen der Gespräche, das Lachen und die fröhlichen Töne des Streichquartetts weit hinter sich zurückgelassen. Hier war niemand, der Elisabeths Verwirrung sehen konnte. Niemand, der etwas zu ihren zitternden Gliedern oder den zerbrochenen Stäben ihres Fächers bemerken konnte. Endlich konnte sie der Wut Luft machen, die in ihr hochkochte. Als hätte sie einen eigenen Willen, holte Elisabeths freie Rechte weit aus und schlug Brendan so heftig ins Gesicht, dass ihre Finger schmerzten. »Du stinkender, herzloser Bastard!« Sie wollte gleich noch einmal zuschlagen und ballte die Hand zur Faust. »Warum konntest du nicht tot bleiben, verdammt noch mal?«
    Dem zweiten Schlag wich Brendan schnell genug aus, sodass er ihn nur noch an der Schulter streifte. Aber der dritte, hinter dem sieben Jahre böses Blut steckten, erwischte ihn voll am Kinn. Mehr vor Schreck als vor Schmerz taumelte er zurück und schlug sich den Kopf an der Kante eines Bücherregals an. Sterne explodierten hinter seinen Augen, und er fiel fast auf die Knie.
    »Oh nein! O Gott! Das tut mir leid. Alles in Ordnung mit dir?« Hände flatterten um ihn herum, und Finger streiften seine Kopfhaut.
    Er zuckte zusammen und stieß eine Reihe gotteslästerlicher Flüche aus.
    Die Hände zogen sich zurück. »Du brauchst nicht gleich in eine solch vulgäre Sprache zu verfallen.«
    Brendan öffnete die Augen und blickte in Elisabeths besorgtes, aber immer noch wütendes Gesicht. Sie hatte die Arme nun um die Taille geschlungen und war kreidebleich, was ihr glänzendes rotes Haar noch mehr zum Leuchten brachte. Als umtanzten Flammen ihr Gesicht.
    »Du hast mir fast den Schädel gebrochen. Was erwartetest du, von mir zu hören?« Er betastete vorsichtig die Beule an seinem Kopf. Sie schwoll schon an und schmerzte höllisch. »Vielen Dank für dieses Riesenei an meinem Kopf!«
    »Hör auf, dich wie ein Kleinkind aufzuführen! Wenn ich wollte – und glaub ja nicht, ich wäre nicht versucht –, würde ich dir von Gordon die Prügel verabreichen lassen, die du verdienst. Oder von Aidan. Ja, genau das sollte ich tun. Aidan kommen lassen. Er würde …«
    »Nein.« Brendans scharfer Ton ließ sie vor Schreck verstummen. »Du wirst Aidan nicht kommen lassen, sondern schön den Mund halten, Elisabeth. Für jeden, der fragt, bin ich John Martin.«
    »Und warum in aller Welt sollte ich schweigen?«
    »Das ist kompliziert. Doch glaub mir, wenn ich dir sage, dass etwas anderes zu tun sehr unklug wäre!«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn argwöhnisch. »Aidan sollte erfahren, dass du noch lebst. Dein Bruder …«
    »Wenn ich so weit bin, werde ich nach Belfoyle heimkehren. Aber im Moment bin ich noch hier und habe vor, zunächst einmal auch weiterhin zu bleiben.«
    Er dürfte nicht mit ihr herumstreiten, ja er hätte
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