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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht
Autoren: Melanie Neupauer
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und obwohl sie Angst hatte, trat sie näher heran, um es besser sehen zu können. Inmitten der Flammen formten zwei Hände aus den Kohlestücken eine Rose. Natalie blieb wie angewurzelt stehen. Sie fühlte, wie die Kälte in ihr hochkroch. Vor ihren Augen wurde schwarze Magie angewandt! Kein normaler, reiner Zauber konnte das zustande bringen.
    Plötzlich hielten die Hände inne – und warfen die Rose in Natalies Richtung. Sie landete zu ihren Füßen. Natalies Knie zitterten, als sie sich bückte, um die Rose aufzuheben. Sie fühlte sich an wie eine echte Rose, nur dass sie vollkommen schwarz war. Das wurde Natalie zu viel! Sie stürmte aus dem Salon in die Vorratskammer.
    »Wach auf, Schweinsnase, wach auf!«, rief sie und schüttelte den grunzenden Minitroll, bis er endlich seine Augen aufschlug. Verstört blinzelte er sie mit seinen kleinen Schweinsaugen an.
    »Du musst das Feuer im Kamin löschen, sofort!«
    Schweinsnase kratzte sich verwundert am Kopf, hüpfte aus seiner Hängematte und watschelte gehorsam in die Küche. Natalie beobachtete, wie er einen Kübel mit Wasser füllte und ihn in den Kamin schüttete. Das Ganze musste er noch fünfmal wiederholen, ehe die Flammen nachgaben. Danach sank der Minitroll erschöpft zu Boden.
    Natalie betrat vorsichtig den Salon. Jetzt, da im Kamin kein Feuer mehr loderte, fasste sie wieder Mut. Sie hob die Rose empor. Auch wenn sie sich den Vorfall nicht erklären konnte, gegen eine so schöne Blume war nichts einzuwenden. Ein wenig geschmeichelt fühlte sie sich doch, wie sie sich eingestehen musste. Wer veranstalte so ein Spektakel, um einen Brief und eine Rose zu übergeben?
    Sie musste morgen mit Gingin darüber reden.
    »Komm, wir gehen ins Bett, Schweinsnase!«, sagte sie zu dem Minitroll und brachte ihn wieder in seine Hängematte, wo er alsbald erschöpft einschlief.
    Natalie lief die Wendeltreppe zu ihrem Turmzimmer hinauf. Auf ihrem Schminktisch platzierte sie die Rose und den Brief. Müde zog sie sich den Schlafanzug an. Kurz vor dem Einschlafen fiel ihr Blick durch das große Giebelfenster gegenüber von ihrem Bett. Das Licht des Vollmondes hatte Peretruas blaue Dächerflut in eine gespenstische Landschaft verwandelt. Irgendwo dort draußen habe ich einen Verehrer mit dem Namen Artus, dachte Natalie. Aber ich kenne keinen Artus! Dennoch kommt mir der Name so seltsam vertraut vor …Natalie ließ das Fenster einen Spalt offen, denn mit frischer Nachtluft konnte sie besser schlafen.
    In der Nacht träumte sie unruhig.
    Ein junger Mann kniete vor ihr zu Boden.
    Sie streckte ihre Hand nach dem Strauß schwarzer Rosen aus, berührte die zarten Blüten mit ihren Fingerspitzen und sog den unergründlichen Duft ein. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht, sein Blick durchdringend auf sie gerichtet. Dann küsste er ihre Hand mit seinen samtweichen Lippen. Natalie bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Mit heiserer Stimme platzte es schließlich aus ihm heraus: »Natalie, willst du meine Frau werden?«
    »Ja, ich will!«, antwortete sie dem jungen Mann und jubelte innerlich vor Freude. Er strahlte sie an, zog aus einer roten Samtschatulle einen Ring und steckte ihn ihr an den Ringfinger.

2. Kapitel
Der Ring

    Plötzlich wurde sie in eiskaltes Wasser getaucht.
    Natalie riss entgeistert die Augen auf. Ihr Vater drückte grinsend einen Waschlappen über ihrem Gesicht aus.
    »Iiih, was fällt dir ein!«, schrie sie und boxte ihn weg.
    Er lachte. »Aufstehen, du faules Huhn, es ist bereits sieben Uhr!«
    »Ich hatte gerade einen ziemlich schönen Traum«, fauchte Natalie erbost und sah ihren Vater mürrisch an. Dieser war noch in seinen zitronengelben Morgenmantel gekleidet, seine Füße steckten in mausgrauen Hausschuhen mit rosa Schwänzchen an den Fersen. Die roten Haare standen ihm wie immer – nicht nur zu dieser Tageszeit – zu Berge und die giftgrüne Nickelbrille tat ihr Übriges, um zu seiner sonderbaren Erscheinung beizutragen.
    »Oh, das tut mir leid. Ich weiß aber, wie ich dich aufmuntern kann – Schweinsnase backt gerade Karamellwaffeln.«
    Natalie schnupperte und erfasste den süßen Duft der Waffeln, für die sie morden würde. Natalie konnte ihn von hundert anderen Gerüchen unterscheiden. Dem Karamellduft folgte die schwere Note von Waldbienenhonig. Schweinsnase musste gerade die Waffeln auf die Teller geschaufelt haben und nun mit der Honigglasur überziehen. Und jetzt - Natalie roch es genau träufelte er frische Walderdbeeren darauf. Ihr lief das
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