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Verliebt, verlobt, verflucht

Verliebt, verlobt, verflucht

Titel: Verliebt, verlobt, verflucht
Autoren: Melanie Neupauer
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Wasser im Mund zusammen.
    Ihr Vater grinste. »Und schon ist meine Prinzessin wieder gut gelaunt! Sag mal, hast du meine zweite Socke gesehen?« Er zog eine hellgrüne Socke hervor und hielt sieseiner Tochter wie einem Suchhund unter die Nase.
    »Nein, habe ich nicht. Seit wann ziehst du denn zwei gleichfarbige Socken an?«, fragte Natalie ihn, während sie sich den Schlaf aus den Augen rieb.
    »Ich muss heute noch zu deinem Klassenlehrer in die Sprechstunde und wollte, ähm, seriös aussehen.«
    Natalie wurde schlecht. »Warum willst du Professor Marzin unbedingt sprechen? Es passt doch alles«, flunkerte sie.
    »Deine Mutter zwingt mich dazu. Du hast übrigens eine schwarze Rose auf deinem Schminkschrank, hast du einen Verehrer? Wenn ja, so sollte er wissen, dass nur rote Rosen einer Frau würdig sind.« Natalies Vater kicherte.
    Die schwarze Rose! Der Traum! Natalies Müdigkeit war wie weggeblasen. Womöglich bestand auch noch eine Verbindung zwischen beidem. Sie durfte sich jedoch vor ihrem Vater nichts anmerken lassen, denn ihre Eltern würden sicherlich panisch reagieren, den Kamin zumauern und Natalie samt der Rose zur Polizei schleppen. Daher frage sie ihren Vater beiläufig: »Wie war euer Hochzeitstagsdinner?«
    »Schön, die Langusten und Makrelen waren wirklich vorzüglich …«, schwärmte ihr Vater und rieb sich seinen Bauch.
    »Sag mal, das Verbot, Briefe in dem Kamin zu versenden, besteht noch, oder?«, fragte Natalie betont beiläufig.
    »Ja natürlich!« Ihr Vater runzelte irritiert die Stirn. »Wie kommst du darauf, dass es nicht mehr bestehen sollte?« Er taxierte sie argwöhnisch. »Hat das etwas mit der Rose zu tun?«
    »Aber nicht doch«, wiegelte Natalie etwas zu schnell ab.
    »Du wirst außerdem auf einmal so blass um dein Näschen, Prinzessin!«, stellte ihr Vater besorgt fest.
    »Ich glaube, ich bin krank!«, stöhnte sie und hielt sich den Bauch.
    Ihr Vater gluckste vergnügt. »Unsere Dramakönigin gibt wieder eine Vorstellung ... ausgerechnet am Tag des Geschichtstests. Keine Angst, Prinzessin, ich habe hier etwas für dich, das dich dein Bauchweh sofort vergessen lässt. Sag aber bloß deiner Mutter nichts davon!« Er setzte eine verschwörerische Miene auf und zog aus seiner Bademanteltasche einen Spiegel hervor. »Das ist der Zeig-dich-fix-Spiegel. Du schreibst etwas auf ein Blatt Papier und legst es auf den Spiegel, schwubbdiwubb wird es vom Glas verschluckt. Flüsterst du nun zu ihm Zedifix , so zeigt er dir das verschluckte Papier. Es ist auch noch eine Lupe mit eingebaut, die dafür sorgt, dass du die gesuchte Textstelle vergrößern kannst. Genial, oder? Eine meiner neuen Erfindungen.« Er strahlte seine Tochter erwartungsvoll an.
    »Hm, ja, klingt nicht schlecht. Ich werde es heute ausprobieren und dir später Bericht erstatten«, erwiderte Natalie und grabschte begierig nach dem Spiegel. Prüfend musterte sie ihn. Er wirkte ganz gewöhnlich.
    »Wenn es dir heute behilflich ist, werde ich ein Patent anmelden.«
    »Dann erfährt aber Mama davon!«
    »Oooh«, machte ihr Vater enttäuscht. »Daran hab ich nicht gedacht. Egal, probiere ihn einfach aus. Ich geh schon mal runter zum Frühstück. Du solltest nicht wieder so lange im Bad rumtrödeln, sonst esse ich alle Karamellwaffeln allein auf.« Er zwinkerte ihr zu, verließ das Turmzimmer und stieg die schmale Wendeltreppe zum restlichen Teil der Wohnung hinab. Natalie flitzte für eine eilige Morgentoilette in ihr winziges Bad nebenan. Danach suchte sie nach ihrer Schreibfeder und machte sich eifrig ans Werk. Jetzt fehlte nur noch das Geschichtsbuch. »Mist, wo hab ich es denn hingelegt?«, fragte sie sich und sah sich in ihrem Zimmer um.
    Der Raum war von der Morgenröte in warmes Licht getaucht. Ihr purpurfarbenes Himmelbett übersäten Kissen und Kekskrümel, aber von dem Geschichtsbuch fehlte jede Spur. Auf ihrer Frisierkommode lagen ihre Zackenbürste, der Pickelstift und die letzte Ausgabe der Mädchenzeitschrift Misteria , aber kein Geschichtsbuch. Ihr Schreibtisch war von Pergamentpapier, Kerzenwachsstummeln, Bonbonpapier und zahlreichen Büchern bedeckt, doch das Geschichtsbuch befand sich nicht darunter.
    Natalie grummelte.
    Sie suchte den Boden ab, doch außer zwei schwarzen Federn befand sich dort nichts - Augenblick mal, schwarze Federn? Natalie runzelte die Stirn. Anscheinend hatte sich in der Nacht ein Vogel in ihr Zimmer verirrt. Doch wo war nun dieses verflixte Geschichtsbuch?
    Hatte sie es nicht zuletzt im Salon
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