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Verliebt in einen Fremden

Verliebt in einen Fremden

Titel: Verliebt in einen Fremden
Autoren: Brown Sandra
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anderen unter dem heftigen Druck der Morastwelle nach, die der Regen von den Steilhängen ausgewaschen hatte. Wer noch in der Bar festsaß, kämpfte sich durch geborstene Glasscheiben, Türen und Mauern ins Freie, um sich vor den Erdmassen in Sicherheit zu bringen, die ihr Opfer heimtückisch erstickten, sofern es nicht von einstürzenden Steinen erschlagen wurde. Voller Panik dachte jeder nur daran, sich selbst zu retten.

    Camille sah, wie ein letzter Stützbalken des Gebäudes unter dem zunehmenden Gewicht einkrachte. Zack! war ihr erster Gedanke. Von einem plötzlichen Adrenalinstoß aufgepeitscht, entriss sie ihm ihren Arm und stieß ihn von sich und vom Gehsteig weg. Ihr erstaunlich fester Hieb brachte ihn aus dem Gleichgewicht, zumal er darauf nicht gefasst gewesen war. Er glitt auf dem unebenen, aufbrechenden Pflaster aus. Camille verfolgte, wie er vom Bordstein stolperte und ein paar Meter orientierungslos über die Straße taumelte, wo es bei weitem sicherer war. Der Schirm war dabei zu Bruch gegangen und lag mit anderem Müll und Geröll auf der verdreckten Straße.
    Zack sah sich verdutzt um und rieb sich die Augen. Halb bewusst registrierte Camille, dass seine regennassen Haare am Kopf festklebten. Seine Kleidung war voller Lehm.
    Â»Ich liebe dich!«, überschrie sie die ohrenbetäubende Geräuschkulisse.
    Seine Augen weiteten sich, als ihm die Erkenntnis dämmerte, und verengten sich schlagartig vor Entsetzen. Sie hörte noch, wie er ihren Namen brüllte, ehe ihr Hinterkopf von einem stechenden Schmerz durchzuckt wurde. Camille kämpfte gegen die Dunkelheit an, die sich betäubend über ihr Bewusstsein legte; sie fühlte, wie die Knie unter ihr nachgaben, und sah den Gehsteig auf sich zukommen. Ich werde sterben , dachte sie ganz gefasst. Sie flüsterte noch ein kurzes Dankgebet, dass Zack in Sicherheit war, dann fiel sie in Ohnmacht.
    Â 
    Sie hörte das Trommeln des Regens. Vernahm gedämpfte Stimmen. Sie erschnupperte ein stechend riechendes Antiseptikum. Und sie spürte, dass ihre feuchten Kleider an ihrem Körper klebten.
    Sie war nicht tot.

    Sie versuchte die Augen zu öffnen, aber das Licht, das durch den schmalen Wimpernspalt einsickerte, war so grell wie eine Operationslampe, und sie kniff die Lider hastig wieder zu.
    Jemand hob ihren Arm, und sie zuckte erschrocken zusammen.
    Â»He, erkennen Sie Ihre alten Freunde nicht mehr? Ich will doch nur Ihren Blutdruck messen, Camille.«
    Â»Dr. …« Es war nicht mehr als ein trockenes Krächzen. Sie räusperte sich und versuchte es erneut. »Dr. Daniels, sind Sie das?«
    Â»Höchstpersönlich. Welcher andere Idiot wäre in einer solchen Nacht noch zu ihnen herausgefahren?«
    Â»Wo bin ich? … Zack? … Was ist passiert?«
    Â»Immer schön der Reihe nach.« Sie war so froh, dass er seine starken Hände beruhigend auf ihre Arme legte. Seine Stimme war zwar sachlich-schroff wie immer, aber für Camilles Ohren klang sie wie Musik. »Sie sind in einem Krankenwagen. Wissen Sie noch, die Sache mit dem Erdrutsch?« Als sie nickte, fuhr er fort: »Nun, Sie haben einen ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf abbekommen, von einem fallenden Ziegel, aber das wird schon wieder. Zum Glück haben Sie keine Gehirnerschütterung, sondern nur lästige Kopfschmerzen.«
    Sie lächelte trotz ihres quälend pochenden Schädels und versuchte erneut die Augen zu öffnen. Dieses Mal war sie vorsichtiger und hatte mehr Erfolg. Sie sah das Gesicht des Arztes vor sich, zunächst schemenhaft verschwommen, aber als sie mehrmals blinzelte und die Lider weiter öffnete, konnte sie ihn deutlich fokussieren.
    Â»Zack?«
    Er tätschelte ihren Arm. »Es wurde niemand getötet. Ein paar Leute wurden verletzt, aber ansonsten hatten alle
Glück. Da unten ist der Teufel los, die Feuerwehr fährt Sondereinsätze. Vermutlich sind die Uferböschungen durch die anhaltenden Regenfälle aufgeweicht und haben nicht mehr standgehalten. Das Erdreich lockerte sich und löste eine Schlammlawine aus.«
    Gottlob war keiner zu Tode gekommen! Und was war mit Zack …?
    Â»Ich gebe Ihnen jetzt eine Spritze, und dann werden Sie erst einmal schön schlafen. So.« Sie fühlte, wie die Nadel in ihren Arm stach. »Schätze mal, ich brauche Sie nicht ins Krankenhaus einzuweisen, aber wenn die Kopfschmerzen bis morgen nicht
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