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Verlieb dich nie nach Mitternacht

Verlieb dich nie nach Mitternacht

Titel: Verlieb dich nie nach Mitternacht
Autoren: Liza Kent
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signalisierten für den Ernstfall Konfliktbereitschaft.
    Doch seine Stimme klang angenehm rau und kratzig, als er Maribel seinen Namen nannte: »Richard Pindall.«
    »Sie sind Brite? Ihr Name klingt nach …«
    »Eaton Place?«
    Maribel lachte. Irritiert stellte sie fest, dass er keine Miene verzog.
    »Nach altem englischen Landadel, hatte ich sagen wollen.«
    Seine blauen Augen musterten sie eindringlich.
    Er guckt, als ob er mich kennt, aber nicht weiß, woher. Ich habe ihn jedenfalls noch nie vorher gesehen.
    Vielleicht war er aber auch nur nervös. Welcher Mann gab schon gerne zu, dass er als Jäger nichts taugte. Denn darauf lief die Rollenverteilung des Lebens doch hinaus: Die Männer waren die Jäger und die Frauen die Beute.
    Mit Bitterkeit ließ Maribel diesen Gedanken in sich nachklingen. Auch sie war von Boris in die Opferrolle gedrängt worden. Nie hätte sie das für möglich gehalten.
    Schuldbewusst, weil sie mit ihren Gedanken nicht bei ihrem Klienten war, zog Maribel mit der linken Hand die Karteikarte näher zu sich heran. Mit der rechten schlug sie die lederne Mappe auf, die den üblichen Anmeldebogen enthielt.
    »Bevor wir uns darüber unterhalten, welche Vorstellungen Sie von Ihrer zukünftigen Gattin haben, benötige ich noch einige Angaben von Ihnen.« Maribel schenkte dem Mann ihr professionellstes Lächeln, doch unter seinem prüfenden Blick fühlte sie sich zunehmend unbehaglich. »Alter?«
    »Achtunddreißig.«
    »Achtunddreißig.« Sie trug die Zahl in das entsprechende Kästchen ein. »Geboren wo?«
    »In Dover, Großbritannien.«
    »Staatsangehörigkeit: Briete. « Überrascht starrte Maribel auf das falsch geschriebene Wort, das sie hastig wieder ausstrich und neu hinschrieb. Verflixt, sie war mit ihren Gedanken einfach nicht bei der Sache.
    »Rauchen Sie?«
    »Leidenschaftlich gern.«
    »Welche Hobbys üben Sie regelmäßig aus?«
    »Pistolenschießen, Fechten und Reiten.«
    »Klingt nach englischem Internat.«
    Dem Funkeln in seinen Augen nach zu urteilen, schien Herr Pindall oder Mister Pindall, wie sie ihn vielleicht nennen sollte, sich köstlich über sie zu amüsieren.
    »Kommen wir zu Ihren Vorstellungen von einer künftigen Partnerin. Aussehen, Alter, Vorlieben?«
    »Ich möchte nur eins: Bis in alle Ewigkeit von ihr geliebt werden.« Seine Stimme schmeichelte Maribels Seele wie Samt. Berührt schnellte ihr Kopf in die Höhe. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, schob Richard Pindall seinen Stuhl zurück und erhob sich.
    »Aber wir sind noch nicht fertig.«
    »Betrachten Sie es als mein Versprechen wiederzukommen.« Er ging zur Tür. Ein hochgewachsener, geschmeidiger Mann, der wusste, was er wollte.
    Maribel wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte, bevor sie sich schüttelte. Was war dieser Mann doch für ein komischer Kauz-
    »Herr Pindall machte einen sehr zufriedenen Eindruck.« Elisabeth Vita steckte ihren Kopf zur Tür herein.
    »Na, so richtig klar im Kopf ist der Mann nicht. Als ich ihn nach seinem Frauentyp fragte, stand er auf und ging.«
    »Ohne weitere Angaben?«
    »Er versprach mir wiederzukommen.«
    »Herr Pindall ist ein wichtiger Kunde für uns.« Maribel erkannte den Tonfall. Elisabeth setzte zu ihrer wöchentlichen Blut-, Schweiß- und Tränenrede an.
    »Der Vermieter hat gestern die Miete für diese Bruchbude hier erhöht. Die Spesenabrechnungen des letzten Monats haben das Budget ebenfalls überschritten. Ich bin auf jeden Cent, der hereinkommt, angewiesen.« Elisabeth Vita stutzte, als Maribel bloß bitter auflachte.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Och, es ist alles in schönster Ordnung. Ich bin nur heute Morgen von der Kriminalpolizei geweckt worden, und mein Freund hat mir bis auf den letzten Cent das Konto geplündert. Genau genommen weiß ich nicht, wovon ich in nächster Zeit leben soll. So wie es aussieht, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als Sie um einen Vorschuss zu bitten.«
    Ihre Chefin sah sie entsetzt an. »Lesen Sie denn keine Zeitung? Der Mittelstand ist am Ende. Wer nicht aufpasst, geht in Konkurs.«
    Maribels Hoffnung auf einen Vorschuss schwand, bevor Elisabeth es aussprach.
    »Sie können froh sein, dass Sie noch einen Arbeitsplatz haben. Was Sie nicht zuletzt meiner konsequenten und sehr sparsamen Geschäftsführung zu verdanken haben. Ein Vorschuss ist da leider nicht drin. Wenn ich Sie wäre, würde ich erst einmal ein Gespräch mit meiner Bank führen. Haben Sie denn keine Familie oder Freunde, die Ihnen für eine
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