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Verlieb Dich nie in einen Tierarzt

Verlieb Dich nie in einen Tierarzt

Titel: Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
Autoren: Mary Scott
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Wie hast du es geschafft, sie wieder auf die Beine zu bringen?«
    »Das brauchte ich gar nicht. Darum geht es ja. Wenn Turner hinausgegangen wäre, dann hätte er den Schwindel sofort aufgedeckt — ihm wären die verräterischen Spuren aufgefallen, die so ein gut gefüttertes Vieh unweigerlich hinterläßt. So war es nämlich neulich, als er draußen war und sich über die allenthalben herumliegenden Kuhfladen wunderte. Er sprach einen Nachbarn an, der ihn dann sofort über die angeblich hilflose Patientin aufklärte. >Ich verstehe nicht, was Reid mit diesem faulen Rindvieh für einen Kult treibt. Kaum ist er außer Sicht, erhebt sie sich mühelos und grast die Weide ab. Dann legt sie sich wieder an dieselbe Stelle und wartet, bis ihr die nächste Vorspeise serviert wird.< Meinst du, daß ich Matthew noch mal unter die Auge treten kann?«
    »Er wird ganz hingerissen sein von dieser pfiffigen Kuh! Schließlich behauptet er doch immer, daß Tiere Humor haben.«
    »Wenn man das noch Humor nennen kann. Ich wette, diese teuflische Bestie hat in sich hineingekichert, wenn sie mich mit meiner Ladung Heu kommen sah.«
     
    Matthew amüsierte sich köstlich, wie Jill vermutet hatte. »Je mehr ich mit Tieren zu tun habe, desto sicherer bin ich, daß sie uns auslachen. Schau dir diesen Terrier in der Box an.«
    »Aber das ist doch etwas ganz anderes. Ich kann diese Quälerei nicht mit ansehen. Du solltest ihn einschläfern.«
    »Nicht, solange noch Hoffnung besteht, daß er wieder gesund werden kann. Sein Knurren beweist, daß eine geringe Chance besteht«, sagte Matthew und zeigte ein anderes seiner zahlreichen Gesichter — das grimmige, das er immer dann aufsetzte, wenn er um das Leben eines Tieres kämpfte.
    Dieses Mal wünschte Jill, er würde aufgeben. Sie war sicher, daß es für diesen Hund keine Hilfe mehr gab, und der Anblick des armen Tieres erschreckte sie. Es war ein Drahthaarterrier, den vor einer Woche ein kleines Mädchen in panischer Angst in die Praxis gebracht hatte. Matthew sah auf den ersten Blick die Tetanussymptome — der Hund lag steif in den Armen des Mädchens und dann auf dem Operationstisch...
    Als Matthew das Todesurteil sprach, brach das Mädchen in Tränen aus. »Aber er ist noch so jung. Gibt es kein Medikament, das ihm helfen könnte? Bitte, Mr. Webster, versuchen Sie es doch.«
    »Ich werde es versuchen, aber ich möchte dir keine falschen Hoffnungen machen. Wir werden unser Bestes tun. Laß ihn hier. Er wird auf seiner eigenen Decke liegen, außerdem sind unsere Boxen elektrisch beheizt. Und ich werde ihm Medikamente geben.«
    Auf diese Weise hatte der Hund die erste Woche überlebt. Die Ernährung war besonders problematisch, weil sein Maul sich nur einen winzigen Spalt öffnen ließ. Durch diesen führten sie einen Schlauch ein und flößten dem kranken Tier flüssige Nahrung ein. Zusätzlich ernährten sie den Hund noch künstlich. Das Ganze war zeitraubend und mühsam, und Jill fürchtete, daß es umsonst war.
    Der Hund erkannte niemanden und gab nur ein einziges Lebenszeichen von sich. Nach der Fütterung zeigte er sich etwas belebter und knurrte schwach. Als Matthew das hörte, beschloß er, den Kampf um eine weitere Woche zu verlängern.
    Jill protestierte. Es war furchtbar, den armen kleinen Kerl vollkommen steif auf der Seite liegen zu sehen, und, wenn sie ihn hinstellten, stand er reglos wie eine Statue. »Warum bist du so hartnäckig, Matthew, warum gibst du nicht auf?«
    Aber seine Ausdauer sollte belohnt werden. Am Ende der zweiten Woche erkannte er schon das kleine Mädchen, das ihn besuchen kam, und nach einer weiteren Woche konnte sie ihn vollkommen genesen mit nach Hause nehmen. Als sie mit ihrem Hund gegangen war, küßte Jill ihren Mann. »Du hast gewonnen, und ich ziehe den Hut vor dir. Übrigens, ich muß dir etwas sagen...« Das Telefon schrillte unerbittlich, und sie sprach nicht weiter.
    Im Frühjahr haben Tierärzte Hochsaison, und Matthew schien den ganzen Tag von einer Farm zur nächsten zu hetzen. In einem Gebiet mit stark meliorisiertem Boden blieb es nicht aus, daß sich Seuchen verbreiteten, auch wenn die Farmer noch so wachsam waren. Viele verbrachten die halbe Nacht mit der Taschenlampe in der Hand bei ihrer kalbenden Kuh und waren bei Tagesanbruch wieder im Stall, um nach dem Rechten zu sehen.
    Jill war später immer dankbar für die Zeit, die sie mit Matthew zusammen in der Praxis gearbeitet hatte. Dadurch hatte sie seine Arbeit besser kennen und verstehen
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