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Verlieb Dich nie in einen Tierarzt

Verlieb Dich nie in einen Tierarzt

Titel: Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
Autoren: Mary Scott
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Garland war völlig anders als jede Person, der Jill bisher in Shepherd’s Crossing begegnet war. Sie war keine bezaubernde Schönheit, aber außergewöhnlich ernsthaft in ihrem Ausdruck, geschmeidig in Stimme und Gesten. Ihr Gesicht war von klassischem Schnitt, und Jill dachte, >wenn es nicht so boshaft wäre, würde ich sie die Madonna vom Land nennen<. Ihr Haar war dunkel, von einzelnen weißen Strähnen durchzogen. Ihre vor Lebenslust schillernden Augen waren haselnußbraun. Jill dachte: >Matthew Webster hat mir ein Kompliment gemacht, als er behauptete, ich sei eine zweite Evelyn Garland.<
    »Ich überlege mir, ob Sie mir wohl behilflich sein könnten, einige Bücher auszusuchen«, sagte die Fremde. »Wenn ich in eine Bibliothek komme, scheine ich jeglichen Autorennamen zu vergessen... Kein Wischiwaschi und nicht zu hochgestochen. Ein paar Romane und eine oder zwei Biographien. Keine Reisebücher — die jucken mich in den Füßen, und meine sind in Shepherd’s Crossing verwurzelt.«
    Jill wollte sich eben an sie wenden, als Mrs. Walker, nach Lindas Beschreibung die dumme Blondine, hereinwehte. Wie gewöhnlich verzog sich ihr Mund zu dem ausdruckslosen Lächeln und wurde fast belebt, als sie Miss Garland sah.
    »Ich bin ja so froh, daß ich Sie treffe. Ich habe immer wieder versucht, Sie anzurufen, aber Sie sind ja immer draußen bei Ihren Tieren.«
    »Ja, ich bin schwer zu erreichen. Weswegen wollten Sie mich denn sprechen?«
    »Es handelt sich um eine Katze«, begann das Mädchen, und Evelyn unterdrückte einen leisen Seufzer.
    »Also gut: Hat sie sich verlaufen oder stimmt sonst etwas nicht mit ihr?«
    »Ich halte sie für völlig gesund, nur hinkt sie etwas. Sie muß in eine Kaninchenfalle geraten sein. Doch jetzt streicht sie um unser Haus herum, und Tiger, unsere eigene Katze, würde sie nicht hereinlassen. Und dabei ist sie so hungrig und verschreckt.«
    »Können Sie sie einfangen?«
    »Manchmal. Letzthin gelang es mir. Für eine so große Katze fühlt sie sich reichlich leicht an. Und ich weiß nicht, was ich mit ihr anfangen soll. Tiger würde eifersüchtig sein, und Jim würde niemals zulassen, daß ich Fleisch für zwei Katzen kaufe. Sie ist kohlrabenschwarz und sehr hübsch. Würden Sie sie nehmen?« Und überraschend fügte sie hinzu: »Schließlich würde Ihnen eine Katze mehr auch nichts ausmachen, oder?«
    »Ich werde mich darum kümmern. Wenn ich ihr kein Plätzchen besorgen kann, dann werde ich sie behalten. Sie müssen sie aber einfangen und in einen Behälter sperren, wenn ich Sie anrufe. Dann werde ich das Tier abholen.«
    Das Mädchen lächelte ihr bestrickendes Lächeln, denn sie hatte gewußt, daß Miss Garland helfen würde. Dann nahm sie den zweiten Band von Harold Nicholsons Tagebüchern und schwebte hinaus.
    Jill brach in Lachen aus. »Was für eine Unverschämtheit. Da bringt sie Ihnen eine streunende Katze und behauptet, das würde keinen Unterschied mehr machen.«
    Ohne ihre Stimme zu erheben und ohne ihre ernste Miene zu verziehen, sagte Miss Garland: »Das Mädchen und ihr Jim sollen verdammt sein wegen ihres Geizes. Das bißchen Katzenfutter könnten sie auch aufbringen.«
    Das >verdammt< versetzte Jill in Erstaunen, da dieses häßliche Wort von diesen süßen und so beherrschten Lippen kam. Vielleicht war Madonna nach allem doch nicht das richtige Wort.
    »Doch wie steht es mit Ihnen? Und warum sagte sie: Eine mehr würde nichts ausmachen?«
    »Die Frau hat schon recht, ich habe eine ganze Horde Viecher.«
    »Wie viele?« fragte Jill und fügte sogleich hinzu: »Wie ungezogen von mir. Ich stelle Ihnen Fragen und kenne Sie kaum fünf Minuten.«
    »Das macht nichts. Ich habe von Ihrem Hund gehört, und ich glaube, daß Sie das verstehen. Wie viele? Na schön, um bei der Wahrheit zu bleiben — ich tue das selten, wenn es um die genaue Zahl meiner Tiere geht — , so habe ich sechzehn Katzen, drei Hunde und eine unbestimmte Zahl von Vögeln aufgenommen.«
    »Aber wie im Himmel können Sie die alle ernähren?« japste Jill atemlos.
    »Oh, ich komme zurecht. Zum einen beziehe ich meine Pension, dann starb eine Tante und hinterließ mir diesen Besitz und eine Erbschaft. Ich wollte mich schon immer um Tiere kümmern und brauche das Geld (die Zinsen, nicht das Kapital!), um Tiere zu unterhalten, die ein übles Dasein fristeten.«
    »Wie wunderbar von Ihnen! Aber ich wette, Mädchen wie diese Blonde nützen das zu ihrem Vorteil aus.«
    »So wunderbar ist das nicht. Das ist rein
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