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Verlieb Dich nie in einen Tierarzt

Verlieb Dich nie in einen Tierarzt

Titel: Verlieb Dich nie in einen Tierarzt
Autoren: Mary Scott
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Es sprach sich schnell herum, daß die neue Bibliothekarin in Ordnung sein mußte, da sie einen Großvater mit einem Universitätsgrad hatte, einen Professor im Ruhestand. Robert versuchte dem zu widersprechen — erfolglos... Jill hingegen freute sich diebisch, da diese Mundpropaganda — wie sie sich ausdrückte — gewaltig ihr Prestige erhöhte.
    Matthew Webster erschien nicht in der Bibliothek, und er brachte auch die lange zur Rückgabe fälligen Bücher nicht zurück; zum Glück waren dies aber völlig veraltete Schwarten.
    Jill sah ihn gelegentlich im Dorf, wie er in seine Praxis hastete oder sich in seinen verstaubten und schlammverkrusteten Wagen schwang. Einmal blieb er kurz stehen, um sich bei Jill nach dem Hund zu erkundigen.
    »Haben Sie je herausbekommen, wie er heißt?«
    »Nein, deswegen haben wir ihn Cuthbert getauft.«
    »Du lieber Gott.«
    Er lachte über den Scherz und machte sich mit schnellen Schritten davon. »Der alles fröhlich machende Frühling«, rief er ihr über die Schulter zu. »Wenn es keine Brustdrüsenentzündung ist, dann das Milchfieber. Tierarzt zu sein ist ein Hundeleben — und bei weitem nicht so ein gutes Leben, wie es Cuthbert führt.«
    Als sie hinter ihm herschaute, stellte sie fest, daß ein Tierarzt in der Tat emsiger war als ein Menschendoktor. Doch schließlich wird nicht jedes Baby im Frühjahr geboren.
    Sie wünschte sich, daß Matthew von Zeit zu Zeit bei Großvater vorbeischauen könnte. Obwohl der alte Mann in seinem neuen Lebensbereich glücklich zu sein schien, war sich Jill durchaus bewußt, daß er auf die Dauer nicht damit zufrieden sein konnte, ohne weitere menschliche Kontakte als seine Einkäufe oder seine kurzfristige Tätigkeit in der Bücherei. Die Kunden freuten sich immer, wenn sie ihn antrafen, doch seine ernste Würde und seine Gelehrsamkeit hielten sie stets auf Distanz. Jill glaubte sicher, daß in diesem Distrikt Menschen lebten, die ihm geistig ebenbürtig waren, und sie hoffte eindringlich, daß sie eines Tages auftauchen würden. So bald wie möglich.
    Da erschien unverhofft eines Morgens ein hagerer, bebrillter Mann in der Bibliothek, der schüchtern fragte, ob es stimme, daß ihr Name Henderson sei und ihr Großvater gleichfalls hier lebe. Eifrig sprudelte sie hervor: »Ja, Robert Henderson. Hat er gemeinsam mit Ihnen am College gelehrt?«
    Er lächelte mit kläglich verzerrtem Gesicht. »Nein«, erklärte er, »ich bin kein Lehrer. Ich war Geschäftsmann, und ich versuche mich als Farmer. Ich befürchte, der Versuch wird kläglich schiefgehen. Sagen Sie, war Ihr Großvater Oberstudienrat an einer großen Secondary School in Auckland, bevor er sich in den Ruhestand zurückgezogen hat?«
    »In der Tat«, stimmte Jill zu und erklärte ihrem Besucher Roberts akademische Laufbahn. »Sagen Sie, sind Sie vielleicht einer von Roberts alten Freunden? Ich glaubte immer schon, daß es da noch einige geben müßte, weil es so eine große Schule war.«
    »Das liegt über zwanzig Jahre zurück. Ich habe ihn jedoch niemals vergessen. Keiner seiner alten Freunde könnte ihn jemals vergessen. Es wäre mir eine besondere Ehre, ihn wiederzusehen. Er wird sich allerdings sicher nicht mehr an mich erinnern.«
    Doch hier unterschätzte Alan Reid Jills Großvater. Als Jill ihn durch das Haus zu dem alten Mann, der auf der hinteren Veranda saß, führte, bemerkte der Fremde: »Sie werden staunen, wer ich bin, Sir.« Robert erwiderte nach einem prüfenden Blick auf der Stelle:
    »Unsinn, mein lieber Reid. Du warst einer der Besten in meiner Sexta. Doch laß mir etwas Zeit. Ich muß zweiundzwanzig Jahre zurückdenken. Wir erwarteten damals alle, daß du mit dem Stipendium auf der Universität studieren würdest. Warum hast du das nicht gemacht, und was treibt dich jetzt in diesen Landstrich?«
    »Ich bin nicht auf die Universität gegangen, weil mein Vater so erpicht darauf war, daß ich sein Geschäft übernehme. Er war ein erfolgreicher Kaufmann gewesen und hatte keine Zeit für Typen verschwendet, die er >Eierköpfe< nannte. Und so bin ich ins Geschäft eingetreten, obwohl mir die Sache niemals Spaß gemacht hat. Trotz allem, der alte Herr war glücklich darüber, und ich habe unverdrossen weitergemacht, bis er letztes Jahr gestorben ist. Da war es natürlich viel zu spät, um einen Umversitätsgrad zu erwerben, und so habe ich mich zu meiner zweiten Liebe — einem Landkauf — entschlossen.«
    »Eine eigenartige Wahl für einen Geschäftsmann, da das Leben
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