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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Enger
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Richtung Fossveien, während er sich kaum zurückhalten kann, sich umzudrehen.
    Dann kommen die Schritte mit einem Mal näher heran, und noch ehe Henning reagieren kann, wird er in einen dunklen Hauseingang gestoßen und knallt mit dem Rücken gegen die Wand. Und er hat plötzlich das Gesicht des Mannes dicht neben sich. Er riecht Knoblauch. Und er spürt die Wut seines Gegenübers.
    In diesem Moment weiß er, wer der Mann ist.
    Henning versucht, ein klein bisschen auf Abstand zu gehen, damit er die Augen von Einsatzleiter Andreas Kjær besser sehen kann, aber die Betonwand hindert ihn daran.
    »Für wen halten Sie sich eigentlich?«, faucht Kjær. »Einfach in meinen Garten zu spazieren und mit meinen Kindern zu reden, wenn weder ich noch meine Frau zu Hause sind?«
    Henning will reagieren, aber er kann nichts sagen, weil sich Kjærs Hand auf seinen Mund drückt. Kjær wirft einen Blick auf die Straße, um sicherzugehen, dass niemand sie sieht, ehe er seinen Blick wieder auf Henning richtet. »Lassen Sie sich nie wieder bei mir zu Hause blicken!«
    Henning nickt wortlos. Kjær lässt ihn los, und Henning fasst sich ans Gesicht und an den Hals. Erst jetzt merkt er, wie sehr auch sein Rücken schmerzt. Und dann sieht er, dass in Kjærs Augen nicht nur Wut ist.
    Da ist Angst.
    Das weiße Kreuz im Garten. Der tote Hund auf der Verandatreppe. Irgendjemand hat ihn eingeschüchtert. Und diesen Jemand fürchtet er so sehr, dass er auf keinen Fall gesehen werden will, wenn er Henning zur Rede stellt.
    »Wir sind hier unbeobachtet«, sagt Henning, überrascht darüber, wie ruhig seine Stimme klingt. »Ich sehe Ihnen an, dass Sie etwas über Tore Pulli wissen. Sind Sie deshalb zu mir gekommen?«
    Kjær kann die Verteidigungshaltung noch nicht ablegen, und in seinen Augen lodert Feuer.
    »Hat deshalb jemand Ihren Hund getötet? War es eine Warnung? Damit Sie niemandem erzählen, was Sie wissen?«
    Kjær will etwas sagen, gerät aber ins Stocken und sieht sich noch einmal um.
    »Bitte«, sagt Henning. »Sie sind selbst Vater, Sie haben Angst um Ihre Kinder, deshalb sind Sie hier. Sie versuchen, sie zu schützen. Aber ich habe an jenem Tag meinen Sohn verloren. Deshalb verstehen Sie doch sicher, warum ich herausfinden will, was passiert ist.«
    Ein Auto fährt vorbei. Kjærs Blick flackert.
    »Kjær, ich verspreche Ihnen, was auch immer Sie mir sagen, es bleibt unter uns.«
    Wieder stockt ein Wort auf dem Weg über Kjærs Lippen. Sein Blick gleitet zu einem Punkt am Boden. »Das …« Blick hoch, Blick hinunter. Dann wieder zur Straße.
    Schließlich richtet er seine Augen auf Henning. »Ich weiß nicht, wer es war«, sagt er mit einem Flüstern.
    »Sie wissen es nicht?«
    »Psst«, zischt Kjær. »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Kommen Sie, Mann!«
    Wieder wird Henning hart an die Wand gestoßen. »Ich weiß es wirklich nicht«, sagt er, den Mund dicht an Hennings Ohr. »Okay? Ich weiß es nicht. Und ich will es auch nicht wissen.« Wieder sieht Kjær sich um, ehe er Henning loslässt. »Aber sie haben komisch geredet.«
    »Komisch?«
    »Schwedisch, mit irgendeinem osteuropäischen Akzent. Mehr kann ich nicht sagen. Und jetzt halten Sie sich von mir fern«, sagt Kjær mit neuer Energie in der Stimme. »Bleiben Sie weg. Wenn ich Sie je wieder sehen muss oder von Ihnen höre …« Kjær hebt drohend die Hand.
    Dann dreht er sich um und verschwindet aus dem Hauseingang.
    90
    Bjarne Brogeland genießt das Gefühl, den Fall aufgeklärt und alle losen Schrauben festgezogen zu haben.
    Auf Markus Gjerløws Konto haben sie die Überweisung der 3500 Kronen von Remi Gulliksen für den PC gefunden. Remi hat den Laptop von seinem früheren Rivalen gekauft, um die Polizei damit in die Irre zu führen.
    Bjarne sucht die Bilder heraus, die von Remis Kinderzimmer in Jessheim gemacht worden sind. Die Eltern haben es im Lauf der Jahre kaum verändert. Wenn Remi mal bei ihnen übernachtet hat, dann immer dort. Immer unter den Augen seines toten Bruders.
    Bjarne mag sich gar nicht vorstellen, wie es ist, beständig im Schatten des toten Bruders leben zu müssen. Laut Remis Mutter hat sein Vater ihn von Anfang an für Werners Tod verantwortlich gemacht.
    Obwohl Bjarne müde ist, geht er noch einmal den Flur hinab und klopft an Sandlands Tür. Sie ruft » Herein « und lächelt ihn an.
    »Hast du noch Lust auf ein Bier?«
    Bjarne sieht, dass sie schon Nein sagen will, doch dann überrascht sie ihn. »Bier klingt gut. Nur du und ich, oder kommen
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