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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Enger
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zurückhalten, um ihn nicht anzuschreien oder sich auf ihn zu stürzen.
    »Ja«, erwidert Ullevik zögerlich. »Das hat er.«
    »Nun, ich hoffe, du hast abgelehnt?«
    Ullevik umklammert sein Glas etwas fester. »Äh, nein, ich habe angenommen.«
    Trine nickt still.
    Ullevik löst sich vom Türrahmen und richtet sich ein wenig auf, während er sie mit wachem Blick mustert. Trine hat keine geringe Lust zu applaudieren, lässt es dann aber doch bleiben.
    »Es besteht kein Zweifel, dass du diesen Job vor drei Jahren hättest kriegen sollen, Harald. Du warst der Qualifiziertere von uns beiden, das gebe ich unumwunden zu. Und du hast dich bestimmt übergangen gefühlt. Wer hätte das nicht. Ein Mann mit deinem Background! Und dann kam ich – diese unbedeutende Frau – aus den Kulissen und stieß dich vom Thron. Das muss wehgetan haben.« Trine blinzelt.
    Ullevik will etwas sagen, es kommt aber kein Laut über seine Lippen.
    »Hast du dich eigentlich schon damals dazu entschlossen, die Messer zu wetzen?«
    Er zieht die Nase in Falten.
    »Hast du dir bereits damals diese Strategie zurechtgelegt? Und nur auf den richtigen Moment gewartet?«
    Ullevik setzt eine fragende Miene auf. »Willst du damit andeuten, dass ich …?«
    »Mit Andeutungen beschäftige ich mich nicht mehr, Harald. Ich weiß, dass nicht einmal deine guten Freunde bei der VG dich verschonen werden, wenn die Wahrheit über deine Intrige ans Licht kommt. Und ich verspreche dir: Solltest du tatsächlich Justizminister werden, erfahren alle, was du getan hast.«
    »Ich verstehe wirklich nicht, was du meinst.«
    »O doch, das tust du. Und solltest du nicht gleich, wenn ich gegangen bin, William anrufen, kann es gut sein, dass er dich selbst anruft. William weiß, dass ich am Tag des Parteitags in Kristiansand nach Kopenhagen geflogen bin, weil ich am nächsten Tag einen Termin in einer Frauenklinik hatte, um das Kind abtreiben zu lassen, das ich in mir trug. Was du von Katarina erfahren hast, als ihr in Zimmer 421 im Hotel Bristol miteinander im Bett wart.«
    Ullevik sieht über die Schulter ins Haus hinein, dann tritt er einen Schritt hinaus auf die Treppe und schließt die Tür hinter sich.
    »Sie hat dir auch gesagt, dass Pål Fredrik nichts davon wusste. Katarina war eine gute Freundin, eine der wenigen, mit denen ich mein ganzes Leben geteilt habe. Und du hast mich vor die Medien treten und sagen lassen, dass Pål Fredrik und ich lange versucht hätten, ein Kind zu bekommen. Das war klug von dir. Das hat mir viel Unterstützung eingebracht. Andererseits war es verdammt zynisch und gerissen. Nach dieser Show konnte ich den Menschen gegenüber ja wohl kaum einräumen, dass ich eine Abtreibung durchführen ließ. Das wäre mein politisches Ende gewesen. Ausgerechnet ich, die ich reihenweise Kinderhäuser in ganz Norwegen eröffnet und noch dazu eine Konvention unterschrieben habe, um Kinderrechte auf der ganzen Welt zu schützen. Und obendrein das Risiko, den Mann zu verlieren, den ich liebe! Genau darauf hast du gesetzt, Harald. Dir war klar, dass ich weder meine Ehe noch meine Karriere aufs Spiel setzen würde. Deshalb hast du mir diesen falschen Sexskandal angehängt und die Geschichte an die größte Zeitung des Landes durchsickern lassen, eine Zeitung, die du schon seit Jahren mit Nachrichten fütterst. Und ich weiß genau, wie sensationshungrige Journalisten nach der Möglichkeit gieren, einen Minister zu stürzen. Die geben nicht eher auf, bis sie es geschafft haben.«
    »Das ist doch absurd, Trine, so etwas hätte ich dir niemals angetan.«
    »Du hättest nicht nur, du hast , Harald! Und jetzt lass das Versteckspiel sein. Ich weiß, dass du es warst. Und noch ein Tipp: Wenn du das nächste Mal ein Fax verschickst, das nicht rückverfolgbar sein soll, stell es schlauer an, und registrier dich unter falschem Namen und Handynummer.«
    Ulleviks Mund geht auf, nur um sich Sekunden später wieder zu schließen. Man hört nur das rhythmische Tropfen des Regens von einer Dachrinne ganz in der Nähe.
    Trine denkt an den Morgen, an dem der Albtraum seinen Anfang genommen hat. Er ist in ihr Büro gekommen und hat sie gefragt, ob er irgendetwas für sie tun könnte. Du hast hervorragende Arbeit als Justizministerin geleistet. Du bist die Beste, die wir seit Jahr und Tag hatten.
    Alles nur Lüge.
    Ein Spiel für die Galerie.
    »Katarina hat gesagt, dass sie bereit ist, alles nur Erdenkliche zu tun, um den Schaden, den sie verursacht hat, wiedergutzumachen. Weißt
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