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Verkehrte Welt

Verkehrte Welt

Titel: Verkehrte Welt
Autoren: Juergen von der Lippe
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Oder noch besser: Die Leckerbissenrallye miles and more mit Wiebke Abendroth-Dolezal?«
    »Ach, jetzt willst du die Show machen, ist ja interessant. Darf ich dich daran erinnern, dass sie meine Idee war? Und Dolezal klingt uncool, Abendroth-Dolezal groovt aber, ja? Und miles and more ist ein Trostpreisprogramm für debile Vielflieger, kein Titel für ein TV-Event, das in alle Länder der Erde verkauft wird!«
    »Vielleicht machen wir erst mal das Konzept fertig, bevor wir uns über Titel und Moderator streiten, also ich stell mir das so vor: Einmal um die Erde sind 40 000 km, und wer mit seinem Menü am nächsten dran ist, hat gewonnen.«
    »Und wer soll das beurteilen?«
    »Na eine Jury aus Ernährungsspezialisten, die ich als Erstes vorstelle und die das vor Ort recherchieren!«
    »So'n Quatsch! Das geht doch gar nicht! Fängt schon bei den Nudeln an. Die reklamieren die Italiener für sich, dabei soll Marco Polo sie aus China mitgebracht haben. Oder Chopsuey: Der Laie denkt, es ist ein chinesisches Gericht, dabei wurde es in Amerika für den amerikanischen Geschmack entwickelt!«
    »Aber von Chinesen!«
    »Selbst wenn, welche Entfernung zählt denn dann? Die von Köln, wo die ›Dolezals Distance-Dinner-Show‹ aufgezeichnet wird, bis New York, wo, wie manche glauben, der chinesische Botschafter das Gericht 1876 kreierte, oder bis San Francisco, wo es nach anderen Quellen herkommt?«
    »Das ist doch alles Quatsch. Ich sag dir jetzt, wie ›Koch dich einmal um die Welt‹ mit Wiebke Abendroth funktioniert: Es wird vorher festgelegt, welche Zutat woher kommt, und das ergibt 40 000 km. Und alle müssen verwendet werden. Sind natürlich bei jeder Show andere Zutaten, sonst wird es ja langweilig. Diese Zutaten hat jeder der drei Hobby- oder Profiköche zur Verfügung, und die Jury besteht aus bekannten Feinschmeckern und Gastro-kritikern, und die Rezepte, die da gewinnen, bringe ich natürlich als Kochbuch raus: Wiebkes World-Watchers Kochbuch‹, toll, oder?«
    »Ach so läuft der Hase. Von mir, Alfons Dolezal, dem eigentlichen Erfinder dieser großartigen Idee, ist überhaupt keine Rede mehr. Das könnte dir so passen, was bist du doch für ein egomanes Luder, genau wie deine Mutter. Wiebkes World-Watchers Kochbuch‹ ist absolut indiskutabel, das ist viel zu nahe an Weight-Watchers, die prozessieren uns doch in Grund und Boden, erst recht, wenn sie dich sehen.«
    »Lass meine Mutter aus dem Spiel! Und über meine Figur musst du gerade lästern, wer findet denn nicht mal mehr im Übergrößenladen Klamotten, deswegen kannst du dir die Fernsehshow von vornherein abschminken, wer will denn eine Kochshow mit einem praktisch quadratischen Moderator sehen?«
    »Ja, super, meine Liebe, lass es nur raus, ich habe immer gewusst, dass du mich nicht aus Liebe geheiratet hast, sondern nur wegen meiner Position, meiner Kontakte zu interessanten Leuten, meiner Kohle, meinem Intellekt, meiner umfassenden Bildung, meiner vielen Interessen!«
    »Bist du ganz sicher, dass du keine deiner Super-Duper-Eigenschaften vergessen hast?«
    »Wie? Nein, im Wesentlichen war es das, denke ich, reicht ja wohl für mindestens drei Durchschnittstypen.«
    »Ich dachte schon, da kämen noch deine Leistungen im Bett, quasi als Höhepunkt, da hätte ich mich dann kurz in der Sitzgruppe festgekrallt, wegen des Lachkrampfes!«
    »Na, festkrallen tust du dich ja mehr in meiner Brustbehaarung beim Orgasmus und heulst dazu wie ein verlassenes Robbenbaby.«
    »Bist du ganz sicher, dass du mich nicht mit deiner Sekretärin verwechselst?«
    »Aber nein, Schatz, die Iris kommt ganz anders …«
    »Danke, sehr schön, das reicht uns«, rief der Regisseur, »Sie hören dann von uns. Schickt mir die beiden Nächsten rein, bitte! Aha, da sind sie schon. Von Ihnen hätte ich gern eine dialogische Improvisation mit dem Titel: Die beiden einzigen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes haben sich auf eine einsame Insel gerettet, er spricht nur Englisch, sie nur Deutsch, und bitte!«
    In der letzten Reihe des kleinen Theaters, in dem das Casting für die geplante Impro-Serie stattfand, grinste der Redakteur des Privatsenders zufrieden in sich hinein und dachte: »Diese Impro-Kacke lockt ja niemanden mehr hinterm Ofen vor, aber die Idee zu der Kochshow, die die beiden da skizziert haben, könnte der Hammer werden.«
    Dieses eBook wurde von der Plattform libreka! für Leipzig 2011 mit der Transaktion-ID 1075178 erstellt.

ZIRKUS
    Dolf Bogendreher und seine Frau Hildegard
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