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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt!
Autoren: Thorsten Nesch
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und unten.
    – Super.
    – Ihr macht auch echt keinen Quatsch?
    Jetzt blickt er Elizabeth an, eigentlich mich.
    Sie sagt, – Nein, ich schwöre.
    – Ich bin ja auch dabei, sage ich und lächele ihn an, – Und Herr Strasser oder Frau Kupsky wird ja dabei sein.
    Das beruhigt ihn, und er reicht mir die Zeichnung.
    – Ist das deutlich genug?
    Ich werfe einen kurzen Blick darauf, – Ja, perfekt.
    Nichts wie weg, los jetzt. Elizabeth und ich schauen uns an.
    – Dann machen wir uns jetzt wieder auf den Weg, sagt sie.
    – Danke, dass ihr hier wart, und für das Obst! Und habt schöne Ferien!
    – Das werden wir.
    Hoffentlich.

66

    – Mist, abgeschlossen, sage ich und lasse die Türklinke zum Physikraum los.
    Meine Worte hallen durch den leeren Flur. Wir haben den Gong zur sechsten Stunde abgewartet und dann noch fünf Minuten. Erst danach, als wir so gut wie sicher waren, niemanden im Flur anzutreffen, haben wir das Gebäude betreten.
    – Egal, sagt er, – Hast du die Tasche meiner Jeans ausgeräumt, oder ist das Schweizer Messer noch dadrin?
    Er zeigt auf meine rechte Hosentasche. Mit der anderen hält er sich den Unterleib. Meine Periode macht ihm echt zu schaffen. Sie soll ja auch stärker sein und mehr weh tun, je später man sie bekommt. Eva und Clarissa haben die Rote Zora schon seit über einem Jahr.
    – Hallo! Elizabeth! Träumst du? Das Messer!
    – Ist noch drin, jaja, ist noch drin.
    – Dann kriegen wir auch das Schloss auf.
    – Du willst einbrechen?
    – Du willst in meinem Körper bleiben?
    Ich ziehe das Messer heraus und klatsche es in seine offene Hand.
    – Danke, sagt er und klappt ein Werkzeug aus, das ich noch nie gesehen habe.
    – Was ist das?
    – Ein Universalschlüssel.
    – Wozu ist der gut?
    – Um Schlösser zu öffnen.
    – Seit wann kommen Schweizer Messer mit diesem …
    – Seit ich in der Garage von Harry aus der serienmäßigen Nagelfeile das Ding hier gefräst habe.
    – Du …?
    Er kniet sich vor die Tür und steckt den Metallstift mit einem heftigen Ruck in das Schloss. Ich schaue mir quasi selber zu, wie ich eine Tür aufbreche. Als Catwoman würde ich keine schlechte Figur machen.
    – Halt mir den Rücken frei, pass auf, dass keiner kommt, sagt er.
    Sofort schaue ich mehrfach nach links und rechts den Flur runter.
    Es knackt im Schloss, und er zieht die Tür auf.
    – Eintreten.
    Ich gehe an ihm vorbei, und er schließt hinter uns die Tür.
    – Woher kannst du das?
    – Übung.
    Dabei belasse ich es. Vor Gericht ist es besser, je weniger ich weiß.
    Kurz bleibt mein Blick auf dem Tisch haften, an dem alles angefangen hat.
    Frank probiert die Labortür, sie schwingt auf, und er trompetet eine Fanfare durch seine zusammengepressten Lippen.
    Bei den Möbeln im Labor findet offensichtlich ein Generationswechsel statt. Die Schränke sind aus altem Holz und einfachem Glas, alle Tische und Arbeitsplatten aus weißem Kunststoff und Stahl. Die Mitte des Raumes beherrscht ein großer mehrstöckiger Schrank mit Fächern, Schubladen und Vitrinen, um den man wie um eine Insel herumgehen kann. Einige Topfpflanzen stehen auf der Fensterbank.
    Sofort faltet er den Zettel mit der Zeichnung auf, legt ihn auf einen Tisch und streicht ihn mit der flachen Hand glatt.
    – Auf geht’s.
    Wir klappen sämtliche Schranktüren auf. Dank der genauen Zeichnungen der Gegenstände finden wir rasch alles, was wir für den Versuchsaufbau benötigen. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, bauen wir den Versuch auf der Arbeitsplatte im Labor nach, anstatt damit in den Klassenraum zu gehen.
    Bei all dem, was wir vorher stets zu bereden hatten, fällt mir nun unser Schweigen auf.
    Den Zusammenbau hat er übernommen. Ich schaue ihm zu, mir zu, wie ich relativ schnell die physikalischen Instrumente anschließe. Ein seltener Anblick.
    Für einen Moment prüft er die Anschlüsse der Leiter, als wäre er sich nicht hundertprozentig sicher, und sofort wird mir flau im Magen.
    Er dreht die Leiter ein paarmal um die eigene Achse und schließt sie an, dabei nickt er. Ich atme erleichtert durch.
    Wir schauen uns an, der Versuch steht. Da hören wir, wie jemand die Tür zum Klassenraum öffnet.
    Mit einem Satz springen wir hinter den Schrank in der Mitte des Labors. Schon geht die Tür auf. Wir halten den Atem an. In dem Ausschnitt eines Fensters sehe ich das Spiegelbild des hereinschauenden Rektors.
    – Ist hier jemand?, fragt er.
    Ich schließe die Augen und flehe alle Götter der
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