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Verirrte Herzen

Verirrte Herzen

Titel: Verirrte Herzen
Autoren: Julia Schoening
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entzückt im Türrahmen stehen.
    »Willst du dich nicht zu mir setzen?« Caros Stimme riss Anne aus ihren Gedanken. »Jetzt erzähl mir doch endlich, wie dein Tag heute war. Du hast Lilly heute morgen bestimmt fürchterlich vermisst, oder?«
    Anne setzte sich neben Caro auf die Couch und lehnte den Kopf an die Schulter ihrer Freundin. Es war so schön mit ihr. Sie genoss es, ihre Wärme und Nähe zu spüren. Der berauschende Duft von Caros Parfüm stieg ihr in die Nase, sie roch einfach unbeschreiblich gut.
    »Und wie ich sie vermisst habe. Die Wohnung ist viel zu groß für mich allein. Ich habe erst einmal einen Großputz veranstaltet.« In Annes Stimme lag noch immer ein Hauch von Bedrücktheit.
    Caro legte ihren Arm um sie und strich ihr zärtlich durch ihre Haare. »Mein Armes. Morgen wird es sicherlich besser. Du gewöhnst dich ganz schnell daran, und dann genießt du deine Freiheit. Da bin ich mir ganz sicher«, versuchte sie Anne aufzumuntern.
    Nun war offensichtlich der richtige Zeitpunkt für Anne gekommen, Caro ihren wichtigen Entschluss mitzuteilen. Den ganzen Tag hatte sie angespannt darauf gewartet. Ihr Herz schlug ein wenig schneller. Sie atmete tief durch und richtete sich dann auf. Nach einem kurzen Räuspern sprudelte sie aufgeregt los: »Ich muss dir noch etwas Wichtiges sagen, ich habe mir nämlich etwas überlegt.«
    Überrascht sah Caro sie an.
    »Jetzt, wo Lilly morgens versorgt ist, könnte ich doch vielleicht wieder halbtags arbeiten gehen. Irgendwie vermisse ich meinen Beruf, und bevor ich hier allein herumsitze und mich langweile, sehe ich mich doch besser nach einer interessanten Stelle um«, fuhr sie fort. Ein strahlendes Lächeln überzog ihr Gesicht.
    »Das ist in der Tat eine Neuigkeit«, erwiderte Caro mit skeptischem Blick. Ihre Stirn legte sich in Falten. Sie konnte ja ganz gut verstehen, dass Anne endlich wieder etwas anderes machen wollte als nur Kindererziehung und Haushalt. Sie selbst war eine erfolgreiche Rechtsanwältin und liebte ihren Beruf. Schon seit sie denken konnte, war sie immer besonders ehrgeizig und zielstrebig gewesen, so auch, als es um ihre Karriere ging. Mit ihren fünfunddreißig Jahren konnte sie zahlreiche Erfolge vorweisen und war im ganzen Ruhrgebiet äußerst gefragt. Leider hieß das aber auch, dass sie zuviel Zeit in der Kanzlei oder mit ihren Mandanten und Mandantinnen verbringen musste. Abends kam sie oft erst spät und meist müde nach Hause. Manchmal schien sie regelrecht in Arbeit zu ersticken. Ihre Beziehung mit Anne hatte häufig darunter zu leiden. Erst, seit ihre Liebste mit Lilly vor einem Jahr zu ihr gezogen war, konnten sie sich wenigstens täglich sehen.
    Eigentlich hatte alles so gut funktioniert. Caro sah im Grunde keinen Anlass, das zu ändern.
    »Was denkst du? Meinst du, wir schaffen das?« fragte Anne, die Caros Reaktion und ihr Schweigen nicht deuten konnte, etwas ängstlich. Caro schien nicht ganz so begeistert von dieser Idee zu sein, wie Anne es sich erhofft hatte.
    »Es wird vielleicht nicht einfach. Meine Arbeit wird davon ja nicht weniger. Und wegen des Geldes ist es nicht nötig. Aber wenn du das wirklich möchtest, werde ich dir auf jeden Fall so gut es geht unter die Arme greifen«, erklärte Caro mit diplomatischem Ton. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem bemühten Lächeln.
    »Freust du dich nicht, dass ich wieder arbeiten möchte? Du weißt doch selbst, wie viel dir deine Kanzlei bedeutet.« Anne hätte sich etwas mehr Euphorie von ihrer Partnerin gewünscht.
    »Nein, du darfst das nicht falsch verstehen. Es freut mich wirklich sehr für dich, dass du diesen Entschluss gefasst hast. Mich hat es nur etwas überrascht. Aber ich weiß, wir werden das gemeinsam schaffen.«
    Endlich bekam Caros Gesicht einen weichen Ausdruck, ihre Augen leuchteten Anne warm entgegen. Zum Zeichen, dass sie es wirklich ernst meinte, beugte sie sich über Anne und küßte sie innig und liebevoll, um ihr so die letzten Zweifel zu nehmen. Dabei ließ Caro ihre Hand zärtlich über Annes Rücken gleiten.
    Anne durchfuhr ein angenehmer Schauer. Sie spürte auch nach so vielen Monaten noch immer Schmetterlinge in ihrem Bauch, wie am ersten Tag. Caros Finger auf ihrer Haut verursachten ein Kribbeln, das sich in jede Zelle des Körpers ausbreitete, von den Haarwurzeln bis in den kleinen Zeh. Niemals zuvor hatte sie sich so tiefgehend in einen Menschen verliebt. Mit geschlossenen Augen genoss sie die Berührungen.
    Schon zum fünften Mal las Anne ihr
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