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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold
Autoren: Carrie Jones
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hinter das Steuer setzt. Sie kommt versehentlich an die Hupe und babbelt einfach drauflos, wie immer, wenn sie nervös ist. »Oh mein Gott! Was sollen wir nur tun …? Was sollen wir tun …? Das ist wie damals in Buffy , als …«
    »Is …« Devyn will sie wohl beruhigen und ihren Redeschwall unterbinden. Er streicht ihr mit der Hand immer wieder in Kreisen über den Rücken.
    »Ich habe ihnen gesagt, er hätte mich angemacht, und ich hätte ihm gezeigt, wie gut ich ringen kann. Vielleicht haben sie mir ja geglaubt.« Ich schnalle mich an und lasse trotz der Kälte das Fenster herunter. Ich muss die Elfen riechen können. »Wir können nicht heimfahren, bevor nicht alle gegangen sind. Ich will sicher sein, dass nichts passiert.«
    »Haben sie dir wirklich geglaubt?«, fragt Devyn.
    Ich stoße einen Seufzer aus und passe meine vorige Bemerkung der Wirklichkeit an: »Ich glaube nicht.«
    »Wunderbar, das macht die Sache noch ein bisschen verzwickter«, stöhnt Devyn. »Du musst vorsichtiger sein.«
    »Devyn!«, fauche ich ihn an. »Ich mache gar nichts – ›verzwickter‹. Er war hinter jemandem her. Das kann ich doch nicht ignorieren.«
    »Stimmt«, räumt er ein.
    Issie windet sich in ihrem Sitz. »Leute, hört auf zu streiten. Wir stehen alle auf derselben Seite. Mann, ist das kalt. Ich schalte die Heizung höher.«
    Issie hasst Streit und aus Respekt ihr gegenüber warten wir schweigend. Devyn und ich halten witternd die Nase in die kalte Luft, während die letzten Ballgäste in ihren festlichen Kleidern und schicken Schuhen zu ihren Autos gehen. Mir klopft das Herz bis zum Hals vor Sorge, wenn ich sie betrachte, auch wenn ich einige nicht besonders mag. Brittney zum Beispiel, die mich ärgert, seit ich hier zur Schule gehe. Immer hat sie sich über meine Friedensjeans und meinen Einsatz für Amnesty International lustig gemacht.
    Schließlich sind alle außer dem Hausmeister fort. Die Pick-ups und Autos rollen über die Straßen zu fernen Ortsteilen von Bedford oder benachbarten Städten.
    Ich seufze, als Issie auf die Zufahrtstraße zur Highschool einbiegt.
    »Was ist los, Zara?«, fragt Devyn. Er drückt ein paar Knöpfe und schließt die Fenster. Heiße Luft strömt aus dem Gebläse, aber das Wageninnere erwärmt sich nur zögernd auf über null Grad.
    »Ich kann einfach nicht alle beschützen«, erkläre ich. »Das bringt mich um.«
    Ich sehe Cassidys freundliche Augen und verstumme, denn diese Diskussion ist eigentlich sinnlos. Wie soll ich alle in der Stadt beschützen? Ich habe es nicht einmal geschafft, Nick zu beschützen. Das Herz in meiner Brust fühlt sich ganz schwummrig an.
    »Du meinst ›wir‹«, sagt Devyn steif.
    Ich schiebe das Bild des blutenden Nick im Schnee beiseite und beuge mich vor. »Was?«
    »Du solltest sagen ›wir‹. ›Wir können einfach nicht alle beschützen‹.« Devyn öffnet das Fenster wieder einen Spalt. Kalte Luft strömt herein.
    »Er will damit sagen, dass du nicht allein bist. Wir sind zu viert wie in Buffy oder Scooby-Doo oder Heroes oder so«, erklärt Issie, während sie eine Kurve ein bisschen zu schnell nimmt. Das Auto schlingert und Cassidy fällt gegen mich. Devyn hält sich am Rahmen fest, als er sich hinauslehnt, um besser sehen zu können.
    »Er folgt uns«, verkündet er.
    »Was fällt ihm ein«, schnaubt Issie. »Warte mal. Wer ist ›er‹ überhaupt?«
    »Der Elfenkönig.« Devyn windet sich wieder zurück ins Wageninnere und schließt das Fenster. »So ein Idiot. Wie kommt er dazu …«
    »Leute, wir können ihn sehen«, erkläre ich. »Wenn er das nicht wollte, würde er sich mit einem Zauber verbergen. Er spioniert nicht hinter uns her.«
    Devyn dreht sich um und schaut mich an. Trotz der Dunkelheit sehe ich das Funkeln in seinen Augen. »Was? Sie können sich unsichtbar machen? Alle Elfen oder nur die Könige?«
    »Ich glaube nur die Könige.« Ich bin mir nicht sicher. »Sie können sich allerdings alle ganz gut im Wald verstecken.«
    »Und warum hast du uns das nicht gesagt?«, will er wissen. Eigentlich hatte sich unsere Beziehung ganz gut entwickelt, aber jetzt habe ich das Gefühl, dass alle Fortschritte wieder zunichte gemacht sind.
    »Ich habe es doch selbst erst rausgefunden, Devyn.«
    Er sagt nichts. Alle schweigen. Ich zupfe an dem ausgefransten Rand des Sicherheitsgurtes herum und versuche mir vorzustellen, dass ich in ihrer Haut stecke und mit mir konfrontiert wäre – mit einem frisch verwandelten Elf. Wie würde ich mich fühlen?
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