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Vergossene Milch

Vergossene Milch

Titel: Vergossene Milch
Autoren: Chico Buarque
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zur Rede stellen wollte, fand ich sie nicht in ihrem Zimmer vor. Ich wollte mir noch einreden, sie sei zu ihrer Tochter gerannt, um den überraschenden Milchfluss zu nutzen, Matilde brachte es fertig, mitten auf dem Spielplatz die Brust zu geben. Aber sie war weder auf dem Spielplatz noch sonst wo, und als es Abend wurde, grübelte ich immer noch. Denn Matilde war nie eine, die abends allein weggeht, und schon bald würde die Kleine aufwachen und Hunger haben. Und mir war unbegreiflich, dass ihre Mutter ihr die Milch vorenthielt, die sie zu viel hatte, und sie stattdessen ins Waschbecken laufen ließ. Ich weiß auch nicht, wo so viel Milch herkam, ihre Brüste waren nicht sehr groß. Aber selbst wenn sie bedeckt waren, ahnte man mit einem einzigen Blick, wie prächtig sie waren, Dubosc kann das bezeugen. Am Strand ließ er den Busen meiner Frau nicht aus den Augen, er war sich auch nicht zu schade, jedes Mal hinter ihr herzulaufen, wenn sie mit der Kleinen ins Haus ging. Ein dringendes Urinierbedürfnis, den Getränkevorrat aufstocken, alles diente ihm als Vorwand, Matildes runde Brüste zu betrachten, während sie ganz selbstverständlich mitten im Wohnzimmer stillte. Ich wette, die Affäre hat so angefangen, Dubosc hingerissen von Matildes überraschend weißen Brüsten, die aus einem so braunen Dekolleté auftauchten. Deshalb seine Besuche im Chalet ohne mein Wissen, bei denen er sie mit Komplimenten und Zudringlichkeiten bedachte. Vermutlich hat er nicht lockergelassen, hat es wohl für kindischen Dickkopf gehalten, dass sie ihm die beiden Juwele versagte, die er schon unter anderen Umständen hatte bewundern können. Um der Belästigung ein Ende zu setzen, hat Matilde, so vermute ich, eines Tages zugestimmt, in einer Ecke des Wohnzimmers ihre Bluse für ihn zu öffnen. Fertig, so schlimm war es ja wirklich nicht gewesen, ihn zufriedenzustellen, diesen ziemlich unverschämten Franzosen, der ihr Vater sein konnte und nun sekundenlang den exklusiven Anblick ihrer blütenweißen, runden, prallen Brüste genießen durfte. Matilde war stolz auf sie und dürfte es nicht für sonderlich unpassend gehalten haben, sie dann und wann wieder zu zeigen, auch konnte sie wohl nicht verhindern, dass er sie gelegentlich leicht berührte, um ihre Festigkeit zu prüfen. Und ehe sie sich versah, stand sie, vor Angst zitternd, unter der Treppe an die Wand gepresst, wurde rings um ihre Brüste geküsst und versuchte, die Ehre ihrer aufgerichteten Brustknospen zu verteidigen. Doch nachdem sie es aufgegeben hatte, konnte sie die Einladungen zu intimen Treffen im Palace Hotel nicht mehr ablehnen. Dubosc hatte den Orient bereist, hatte Bordelle in Birma und Siam besucht, bestimmt verstand er sich darauf, mit Brüsten zu spielen, wie ich es nicht konnte. So hat er meine Frau danach süchtig gemacht, sie wartete nicht mehr ab, bis sie aufgefordert wurde, ihrem stickigen Haus zu entfliehen, und begab sich immer häufiger zum nachmittäglichen Stelldichein. Und womöglich fühlte sie sich nach der Rückkehr ihrer Tochter nicht würdig, sie wollte ihr nicht die rundherum abgeleckte Brust geben. Oder vielleicht war sie bereits von dem Franzosen schwanger und bewahrte ihre Brust schon jetzt für die Lippen seines Kindes auf. Und die scheußlichen Kleider, die meine Mutter ihr geschenkt hatte, die ihre Arme bedeckten und bis zu den Knöcheln reichten, die trug sie im Haus, um nicht von mir befleckt zu werden, weil sie ja nun einem eifersüchtigen Liebhaber die Treue halten musste. Und das Hotelpersonal wagte nicht, sich mir in den Weg zu stellen, es war offensichtlich, dass ich jeden zu Boden gestreckt hätte. Dass ich die Tür des Franzosen eintreten würde, so wütend war ich hereingestürmt. Selbst die Tresortür würde ich mit einem Fußtritt öffnen, so wie ein Alkoholiker eine Flasche mit den Zähnen öffnen kann, wenn ein Alkoholiker in seiner Raserei nach Alkohol verlangt, in einem solchen Zustand befand ich mich. Ich hämmerte gegen die Tür, schrie »Polizei!«, und der Halunke machte mir schlotternd auf, mit einer Hand schob ich seinen massiven Körper beiseite. Ich sah Matilde hinten im Zimmer, sie hielt sich das Laken vor den Kopf, als könnte ich nicht die schmutzige Sohle ihrer Strandgängerfüße erkennen. Als wüsste ich nicht, dass die
Lutetia
an diesem Samstagmorgen ablegen würde und dass sie plante, an Bord zu gehen am Arm des Franzosen, des angesehenen Herrn, des Mannes von Welt. Also stürzte ich mich auf meine Frau, fest
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