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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht!
Autoren: Kasie West
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der Welt leben, Addie, hatte er gesagt. Das wird uns guttun. Jetzt klingen die Worte billig, aber vor Kurzem noch hatten sie mir das Gefühl gegeben, als würden wir in eine Schlacht ziehen oder so.
    »Na ja, ich habe ihnen bei meiner Kündigung versprochen, dass ich ein paar kleinere Aufgaben übernehmen würde, wenn sie mich brauchen.«
    Ich greife mir einen Apfel aus einer Schüssel auf der Küchentheke. »Du bist noch nicht mal eine Woche weg und schon wenden sie sich an dich? Die müssen ziemlich aufgeschmissen sein – ohne ihren besten Lügendetektor.«
    Er verdreht die Augen.
    Ich beiße in den Apfel. »’tschuldigung, ich meine Erkenner. Obwohl ich wette, dass das Kriminalamt hier froh ist, dich zu haben. Wo arbeitest du noch einmal?« Ich versuche mich an die Abkürzung zu erinnern. »EBI ... SBI ...«
    »FBI. Federal Bureau of Investigation.«
    »Richtig. FBI. Vermutlich sollte ich mir das merken. Na, zeigst du’s all den Verbrechern? Keine Lügen mehr in Dallas!«
    »Sehr lustig. Meine Tochter, die Komikerin. Ganz abgesehen davon, dass sie überraschend gut mit vollem Mund sprechen kann.«
    »Es ist eine Gabe.«
    Er gibt mir einen Klaps mit dem Umschlag auf den Kopf und öffnet ihn dann. Zuerst zieht er eine Art Ausweis heraus.
    »Was ist denn das?«
    Er dreht ihn mir zu. »Ich hab meinen Sektor-ID im Büro vergessen.«
    Das holografische Logo springt mir ins Gesicht. Der Ausweis sieht genauso aus wie meiner, nur dass seiner ihn als Erkenner ausweist, meiner mich für minderjährig erklärt. Oh, und natürlich sind unsere Fotos unterschiedlich. Ich mustere seins genauer. Würde mein Dad sein Haar nicht so streng scheiteln, könnte er sogar richtig cool rüberkommen. Mit seinem vollen schwarzen Haar und seinem kräftigen Kinn sieht er gar nicht schlecht aus. »Dad! Den Sektor-ID vergessen? Wie kann das sein? Oder will irgendetwas in deinem Unterbewusstsein nie wieder zurück?«
    Er presst kurz den Kiefer zusammen, was mich verblüfft. Ich habe einen Scherz gemacht, aber jetzt frage ich mich, ob an der Aussage etwas dran ist. Er nimmt sein Portemonnaie aus der Hosentasche, steckt die Karte hinter seinen Normalen-Führerschein und lächelt mich dann an. »Jetzt habe ich ihn ja – also kein Grund, mein Unterbewusstsein zu analysieren.« Er dreht den Umschlag um und schüttelt ihn. Eine runde Scheibe in einer durchsichtigen Plastikhülle gleitet auf die Küchentheke.
    »Was ist das?«
    »Das ist eine DVD.«
    Ich nehme sie in die Hand. »Oh, die Dinger hab ich schon mal im Fernsehen gesehen. Die ist ja riesig.« Ich drehe sie um und lege sie dann wieder auf die Küchentheke. »Das kapier ich nicht; jemand schickt dir einen alten Film?«
    »Nein, das Para-Kriminalamt hat die Befragung auf eine DVD gebrannt, weil das hier der Standard ist. Sektor-Technologie ist in der Außenwelt nicht erlaubt. Ich muss mir dafür noch einen DVD-Player besorgen.« Er stößt einen Seufzer aus und wendet sich dann wieder mir zu. »Wie geht’s dir heute?«
    »Gelangweilt.«
    Er lächelt. »Ich ziehe mich eben um und dann können wir uns was zu essen holen.«
    Noch bevor er den Satz beendet hat, lasse ich meine Hand hinter dem Rücken verschwinden und er macht dasselbe. »Eins, zwei, drei«, sage ich, forme meine Hand zur Schere, während er seine flach vor mir ausgestreckt hält wie ein Blatt Papier.
    »Ha! Ich hab gewonnen. Mexikanisch.«
    Er stöhnt spaßhaft und geht sich umziehen.
    Ich nehme die DVD wieder in die Hand. Auf der silbernen Oberfläche steht in schwarzer Schrift der Name Steve »Poison« Paxton. Poison ? Ich frage mich, ob er sich den Spitznamen selbst zugelegt hat. Wir hatten mal einen Schüler in der Siebten, der nach seiner Initiierung darauf bestanden hatte, dass jeder ihn Flash nannte. Er hatte die Fähigkeit entwickelt, die Geschwindigkeit seiner Synapsen zu beschleunigen. Damit konnte er eine Meile eine ganze Minute schneller laufen als wir anderen. Eine armselige Minute! Bevor ich jemanden Flash nannte, sollte er mit seinem Tempo mindestens einen Tornado um mich herum entfachen. Wenn das meine Gabe gewesen wäre, hätte ich es so lange wie möglich für mich behalten, bis ich keine andere Wahl mehr gehabt hätte und es unwiderruflich auf meiner Sektor-ID festgehalten worden wäre.
    Ich würde zu gern einen Blick auf den Typen riskieren, der sich Poison nennt, aber das kommt nicht infrage. Die Sachen, die mein Dad vom Kriminalamt bekommt, sind streng geheim. Ich lege die DVD wieder auf die Küchentheke
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