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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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Kopfschuss gewesen. Schnur und Anhänger waren ein winziges Indiz, vielleicht seine Signatur, und wenn die dem ersten Fall zugeteilten Mordermittler gewusst hätten, dass eine Serie daraus wird, hätten sie dieses Detail womöglich geheim gehalten.
Das erste Opfer war eine siebenunddreißig Jahre alte städtische Bibliotheksangestellte namens Margaret Mosley, geprügelt und zu Tode gewürgt, aufgefunden in ihrer eigenen Wohnung am Montag, den 6. März. Erst am Mittwoch, dem 19. Juli, war ihr das zweite gefolgt, Ann Rayner, vierzig Jahre alt, Sekretärin in der Anwaltskanzlei Youngman, Baxter & Harrison, auch sie von Schlägen zerschunden und erwürgt im Keller ihres Hauses aufgefunden. Das dritte war Barbara Lee, 29 Jahre, blasses Muttermal unter dem linken Ohr, eine Floristin, die eigentlich aus Baltimore stammte. Derselbe Modus Operandi. Gefunden am Dienstag, dem 2. August in ihrem Haus Ecke Morgan Street und New Jersey Avenue. Und nun Catherine Sheridan.
    Dem Anschein nach waren die Frauen weder entführt noch gefoltert worden. Es gab keine Anzeichen für sexuellen Missbrauch oder Vergewaltigung. Offenbar war auch von ihren Habseligkeiten nichts mitgenommen worden; Raub als Tatmotiv schied also aus. Alles deutete darauf hin, dass jedes der vier Opfer zu Hause war, als der Täter das Grundstück betrat, sie womöglich mit einer Schusswaffe bedrohte, mit ihnen sprach, ihnen sagte, was er von ihnen wollte … Jedenfalls hatte es keine Spuren von Kämpfen gegeben, die Einrichtung war unbeschädigt geblieben. Alle waren geschlagen worden, rasche, erbarmungslose Schläge, zielbewusst und brutal ausgeteilt. Und dann hatte ihnen der Mörder, nachdem er sie erwürgt hatte, einen unbeschriebenen Paketanhänger an einer Schnur um den Hals gebunden - blau, rosa, gelb - zuletzt weiß. Die Polizei hatte dieses Detail mitgeteilt, die Medien hatten es aufgegriffen, die Washingtoner hatten einen Namen daraus gemacht: der Schnurmörder.
    Miller hatte Bücher gelesen, Filme gesehen. In der Fiktion war alles einfach. Vier tote Frauen, und ein Mann - ein Kriminalist, womöglich ein mit Fehlern, einem zweifelhaften Ruf behafteter Mann - würde die näheren Umstände jedes
einzelnen Todesfalls in Augenschein nehmen, ihn nach dem gemeinsamen Nenner abklopfen. Irgendwo musste das Einzigartige, Besondere versteckt sein, und der Mann würde den Scheinwerfer darauf richten und sagen: »Seht ihr? Da haben wir’s. Das hier wird uns verraten, wer es gewesen ist.« Und er behielt recht, sie fanden den Täter, und im Licht der Auflösung erschien alles klar und eindeutig.
    Im Leben war das anders. Beim ersten Fall, dem Mord an Margaret Mosley im März dieses Jahres, waren Miller und Roth über einen Tag lang das Karree zwischen Bates Street, Patterson Street, Morgan Street und Jersey Avenue abgelaufen. Sie hatten Fragen gestellt, auf Antworten gewartet und noch hingehört, als die Antworten ausblieben. Dann waren sie durch andere Polizisten ersetzt worden, und die Tatsache, dass sie nichts Verwertbares in Erfahrung zu bringen vermochten, war Thema endloser Sitzungen gewesen. Der Fall ging an ein anderes Revier, und Miller verlor ihn aus dem Gedächtnis. Von dem zweiten Mord hatte er erst ein paar Wochen nach dem Ereignis erfahren, und weil er zu der Zeit bereits bis zum Hals in den Geschichten steckte, die danach passiert waren, den internen Untersuchungen, den Ermittlungen der Gerichtsmedizinerin, dem langsamen, schmerzhaften Ende der vierzehn Monate dauernden Beziehung zu einem Mädchen namens Marie McArthur, hatte er ihm verständlicherweise nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet.
    Zwischen dem ersten Mord im März, dem zweiten im Juli und dem Tod von Barbara Lee im August, den September über bis hinein in die erste Novemberwoche, hatte Miller gewusst, dass nichts gefunden worden war, was Licht in die Geschichte hätte bringen können. Wäre etwas gefunden worden, dann hätte ihn Roth oder einer der anderen Detectives darüber informiert. Das Zweite Revier war eine enge Gemeinschaft, einer unterstützte den anderen. Und dieser Fall war ein Albtraum, und auch wenn die Zeitungen sich anderen
Geschichten zuwandten, die Sportseite und die Zwischenwahlen wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit des Großteils der Washingtoner Bürger rückte, bewegte der Albtraum sich durch die Stadt und redete und atmete dieselbe Luft wie alle anderen. Jemand hatte vier Frauen getötet. Er hatte sie rasch, gewaltsam, ohne ersichtliche Gründe oder Motive getötet, und
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