Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)

Titel: Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage (German Edition)
Autoren: Henryk M. Broder
Vom Netzwerk:
genommen haben –, heute sind es die Moslems in Europa, die unter der »Islamophobie« leiden. Und wenn sich mal ein Moslem diese Fürsorge verbittet, weil er meint, für sich selbst sprechen zu können, dann reagieren die Linken mit aggressivem Unverständnis, wie Sozialarbeiter, denen die Tür zu einer »Problemfamilie« vor der Nase zugeschlagen wird.
    Nach 1945 war das die Rolle, die den Juden zugeteilt war und die einige von ihnen auch gerne spielten, als Juden vom Dienst bei Kranzabwurf- und anderen Gedenkfeiern oder wenn es darum ging, bei Auslandsreisen des Kanzlers oder des Präsidenten Zeugnis abzulegen, dass Deutschland mit seiner Vergangenheit gebrochen hatte. Auch Israel stand hoch im Kurs, weil das ganze Land ein Kibbuz war, in dem immerzu gesungen und getanzt wurde. Nach dem Jom-Kippur-Krieg schlug die Stimmung um. Erstens weil die Israelis gesiegt hatten und zweitens weil sie keine Mündel mehr sein wollten. Und das nimmt ihnen der um seinen Job gebrachte Vormund bis heute übel, indem er sich nun lieber mit den toten Juden aus der Nazizeit solidarisch erklärt, die sich gegen seine nekrophile Liebe nicht wehren können.
    Im November letzten Jahres lud die Linksjugend Brandenburg zu einem einwöchigen Seminar in Polen ein, genauer nach »Oswiecim und Krakow«. Die Gruppenreise stand unter dem Motto: »Nie wieder Auschwitz!« Man wollte sich »der Geschichte dieses Ortes … vorsichtig nähern« und dabei »die Wege, Handlungen und Entscheidungen von TäterInnen, Opfern und ZuschauerInnen nachzeichnen und diskutieren …, aber auch die Frage stellen, wie heute in deutschen Familien über die Verbrechen der Großeltern gesprochen wird, wie ein Ort wie Oswiecim mit seiner Vergangenheit umgeht«. Um die Zeitreise abzurunden, war auch ein »Treffen mit einem/einer Überlebenden« geplant.
    Das war Erinnerungswahn pur, ausgestattet mit allen Elementen der »political correctness« bis hin zum genderneutralen großen I bei den »TäterInnen«, deren Wege, Handlungen und Entscheidungen nachgezeichnet werden sollten, zugleich mit den Wegen, Handlungen und Entscheidungen der Opfer, die sich erstaunlicherweise nicht für das Leben, sondern für das Sterben »entschieden« hatten. Der Erkenntniswert solcher Seminare tendiert gegen null, verschafft den Teilnehmern aber das gute Gefühl, ein paar tote Juden gerettet zu haben. Und wenn sie dann wieder daheim sind, werden sie mit tiefenreinem Gewissen über das »Existenzrecht« Israels diskutieren und Szenarien für eine Endlösung der Israel-Frage entwerfen.
    Nicht nur die Linke, das ganze Land pflegt einen Erinnerungswahn, der pathologisch ist. Jedes Jahr rund um den 27. Januar gibt es im Bundestag eine Gedenkfeier zur Erinnerung an die Befreiung von Auschwitz. Möglichst mit einem prominenten jüdischen Gast – von Arno Lustiger bis Wolf Biermann –, Kammermusik und Ansprachen, die so ergreifend sind wie der Untergang der Titanic unter der Regie von James Cameron. »Lassen Sie uns alle miteinander dafür sorgen, dass sich so etwas nie mehr wiederholt!«
    Aber die Titanic wird nicht noch einmal untergehen und Auschwitz eine Touristenattraktion bleiben, es wird keinen Rückbau zu einem KZ geben. Das wenigste, was der Bundestag tun könnte, um einem wohlfeilen Ritual etwas Sinn einzuhauchen, wäre eine Resolution an die Bundesregierung, sie möge die diplomatischen Beziehungen zum Iran abbrechen oder wenigstens herunterfahren, bis die iranische Regierung geklärt hat, wie sie Israel beseitigen möchte, transitiv oder intransitiv.
    Aber das wird der Bundestag nie tun, und deswegen sind alle Gesten des Bedauerns, der Scham und der Reue so viel wert wie ein gebrauchtes Tempo-Taschentuch, es wird nur noch recycelt.
    Ende Oktober letzten Jahres hat der Parteitag der Linken das neue Parteiprogramm abgesegnet. Es enthält das Bekenntnis zum demokratischen Sozialismus und die Forderung nach einem Systemwechsel. Außerdem das Bekenntnis zum Existenzrecht Israels. Ein einmaliger Vorgang in der deutschen Parteiengeschichte. Wie würde die deutsche Öffentlichkeit reagieren, wenn sich die CDU in ihrem Programm zum Existenzrecht Albaniens bekennen würde?
    Und was würde die Linke tun, wenn die Existenz Israels wirklich zur Disposition stünde?
    Iris Berben hat einmal gesagt, sie würde in einer solchen Situation zum Judentum übertreten. Im Falle der Linkspartei wäre das der finale Super-GAU. Für die Juden und für Israel.

Abbildung 12
    Eine Obsession – irrational,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher