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Vergebliche Suche nach Gaby

Vergebliche Suche nach Gaby

Titel: Vergebliche Suche nach Gaby
Autoren: Stefan Wolf
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wuchs eine
Wiese mit Wildblumen, die in spätestens vier Wochen kniehoch im lauen Wind
wippen würden.
    Jetzt lag dort einer der Bären,
hatte sich zusammengerollt unterm Holunderbusch und schlief.
    Der andere saß am Teich, hatte
einen fetten Karpfen gefangen und schon zur Hälfte verspeist.
    Dietlinde hielt Sarah die Augen
zu, aber die Fünfjährige war nicht schockiert von dem grausamen Gesetz der
Natur, demzufolge der Größere den Kleineren frisst — und sich der Mensch als am
gefräßigsten erweist.
    „Mein Gott“, flüsterte Frieder.
„Es sind tatsächlich... Bären.“
    „Bleiben die jetzt immer bei
uns?“, fragte Sarah.
    „Schätzlein!“ Dietlindes Stimme
zitterte. „Das... geht leider nicht. Die... die müssen zurück in den Zoo. Das
ist ihr Zuhause.“
    „Schade. Die brummen doch so
schön.“
    „Frieder, bitte tu was!“
    „Klar doch! Ich rufe... rufe
die Polizei an.“
    Sarah blieb am Fenster,
angewiesen sich ganz still zu verhalten.
    Dietlinde begleitete ihren Mann
zum Telefon.
    „Du sagst bitte nicht gleich,
wer wir sind und wo. Frieder, du lässt dir erst garantieren, dass die Bären
nicht erschossen werden. Unbedingt! Das ist auf keinen Fall erforderlich, denn
von hier aus kann man sie auch mit dem Narkosepfeil gut treffen. Das
Narkotisieren sei möglich — wurde vorhin gesagt. Die Tierärzte sollen kommen.
Aber ab der Kirche zu Fuß! Wenn wir sie vorn reinlassen, können sie von Sarahs
Fenster aus schießen — mit Narkose-Pfeilen.“
    Er nickte. Seine Tierliebe
hielt sich in Grenzen, aber Dietlinde hätte ihm die Hölle heiß gemacht, wenn
die Aktion nicht in genau dieser Weise ablaufen würde. Trotz ihrer
großstädtischen Ausrichtung — für alle vierbeinigen Mitgeschöpfe ging sie
durchs Feuer.
    Frieder tätigte einen Notruf,
wurde mit dem Polizeipräsidium verbunden und dann — er verstand’s nicht genau —
mit einer Einsatzzentrale in der Noah-Straße. Ein Kommissar Glockner meldete
sich.

23. In letzter Sekunde
     
    Tim war Teil der Dunkelheit,
schien mit der Nacht zu verschmelzen, war jetzt auf gleicher Höhe mit dem Kombi
— nur wenige Schritte entfernt — und konnte die Insassen sehen. Und erkennen.
    Er war verblüfft. Er kannte
beide. Kriminalbeamte. Sie gehörten zu Kommissar Glockners Dezernat. Enghardt
und Falkner, noch ziemlich jung und deshalb auf den unteren Sprossen der
Karriereleiter.
    Spitze!, dachte er. Sie
observieren den Tierverwerter. Das hat natürlich Gabys Vater veranlasst, hat
die Beschattung von Bruno Otterfeint auf Bruder Siegfried ausgedehnt. Klar
doch: Damit hat sich unsere Überlegung durchgesetzt. Nicht die Bären haben Gaby
verschleppt, sondern die Kriminellen.
    Er überlegte. Sollte er die
beiden erschrecken, ans Fenster klopfen und Hallo! sagen? Nee!, entschied er.
Dann könnten wir uns gleich zu denen in den Wagen setzen. Dann wären mir und
Willi durch Vorschriften genauso die Hände gebunden. Aber TKKG haben mehr
Möglichkeiten.
    Die beiden unterhielten sich
leise. Er verstand nichts. Die Fenster waren geschlossen.
    Unbemerkt schlich er zu
Klößchen zurück. Und informierte ihn.
    „Ist ja stark, Tim! Bruno wird
beobachtet. Bei Nuballa ist Hausdurchsuchung. Und beim Tierverwerter wird nun auch
der Kragen eng. Eigentlich könnten wir ins Bett gehen.“
    Das war natürlich ein Witz. Und
Tim erklärte, was er vorhatte.
    „Ich schleiche mich noch
dichter ran an Siegfried. Der ist um diese Zeit noch auf. Also ist da was los.
Von der Straße aus sieht man das nicht.“
    „Soll ich hier warten?“
    „Klar. Aber ich nehme das Handy
mit. Du hast Karl nicht erreicht?“
    „Nichts. Seins ist
abgeschaltet. Ich hab auf die Mailbox gesprochen. Höchst seltsam! Da ist was
passiert.“
    „Ich gehe durchs Nachbargrundstück.
Sonst sehen mich Enghardt und Falkner.“
    Tim nahm das Handy, steckte es
in die Brusttasche seiner Windjacke und schwang sich dann bei einem Professor
Dr. Ferdinand Ostermüller — wie das Bronzeschild am Steinpfeiler verriet — über
die verriegelte Gartenpforte.
    Kein kampfbereiter Dackel fiel
den TKKG-Häuptling an. Bei Ostermüllers schlief alles. Tim rannte auf der
Innenseite von schmiedeeisernem Zaun und dichter Hecke über einen Kiesweg zur
Seitenfront. Auch dort Zaun und frisch gepflanzte Hecke. Ostermüller wollte
offenbar nichts sehen und nichts wissen vom Nachbarn Otterfeint.
    Tim quetschte sich durch und
hatte freien Blick auf Villa und angegliederte Garage. Sie war geschlossen.
Überm Hauseingang leuchtete eine
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