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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten
Autoren: Karen Robards
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Schurken hielt.
    Antonio neigte dazu, ein Verbrechen persönlich zu nehmen. Matt hatte in den beiden Jahren, seit er zum Sheriff von Screven County gewählt worden war, nicht wenig Zeit damit verbracht, Antonio zu besänftigen und zu verhindern, dass er handgreiflich wurde. Matt unterdrückte einen Seufzer und ging zur Tür. Als er den Türknauf schon in der Hand hatte, drehte er sich noch einmal um, so als wäre ihm eben etwas eingefallen.
    »Nur damit Sie's wissen: Wir haben Marshas Bild und ihre Personalien an jede Polizeidienststelle im Südosten geschickt. Außerdem gehen wir hier in der Gegend ein paar Spuren nach. Wir finden sie garantiert.«
    Sein Ton war bewusst optimistisch. Wenn Kenan sich um seine Freundin wirklich Sorgen machte, dann sollte ihm diese Feststellung ein klein wenig Zuversicht geben. Wenn er jedoch deshalb keine Sorge um die Frau zeigte, weil er sehr wohl wusste, wo sie sich befand, nachdem er sie selbst dorthin befördert hatte, dann sollte ihn Matts Feststellung beunruhigen.
    »Ja, wir werden sie finden«, bekräftigte Antonio drohend, ehe er Matt in den Flur hinaus folgte.
    Ohne ein Wort zu sagen, schloss Kenan die Tür hinter ihnen etwas lauter als nötig.
    »Könntest du dich vielleicht bemühen, nicht ganz so aggressiv aufzutreten?«, fragte Matt, als sie in der drückenden Hitze des Stiegenhauses die Treppe hinuntergingen.
    »Er war's garantiert. Der Mann ist ein Arschloch.«
    »Also, mir ist nicht bekannt, dass es schon strafbar wäre, ein Arschloch zu sein. Wir haben keine Beweise gegen ihn, nur irgendwelchen Hausfrauentratsch.«
    »Es ist bekannt, dass er sie geschlagen hat. Sie hatte in der Nacht, als sie verschwand, solche Angst vor ihm, dass sie weglief. Er ist ihr nachgelaufen. Wir haben ein halbes Dutzend Zeugen, die das beschwören können. Was willst du denn noch?«
    »So einiges«, sagte Matt trocken, drückte die Tür auf und trat in die drückende Hitze hinaus. Es war jetzt schon seit neun oder zehn Tagen so glühend heiß und unerträglich schwül obendrein. Er hatte schon öfter erlebt, dass die Hitze jemanden verrückt machte. In den vergangenen beiden Wochen hatte es mehr Verbrechen gegeben - Kavaliersdelikte und auch schwerere Vergehen - als in den sechs Monaten davor. Seine acht Mann starke Truppe war völlig überfordert. Sie arbeiteten nahezu rund um die Uhr - und das galt auch für Matt selbst. Heute zum Beispiel war er seit fünf Uhr morgens damit beschäftigt, das Verbrechen zu bekämpfen; sein Arbeitstag hatte deshalb so früh begonnen, weil Anson Jarboe versucht hatte, sich in sein eigenes Haus zu schleichen und dabei von seiner Frau überrascht wurde, die ihn, mit einem Baseballschläger bewaffnet, im Wohnzimmer empfing. Ansons Schreie, als sie es ihm ordentlich gab, alarmierten die Nachbarn, die sogleich den Sheriff riefen. Es war jetzt fünf nach elf, und er wusste aus Erfahrung, dass der Tag - ein Freitag - noch lang werden konnte. Wenn die Leute erst von der Arbeit heimkamen, ging es wahrscheinlich erst richtig los. Dabei wünschte er sich für heute Abend nichts sehnlicher, als in seinem klimatisierten Haus vor dem Fernseher zu sitzen - ein kaltes Bier in der einen Hand und die Fernbedienung in der anderen - und^ich das Baseballspiel anzusehen, das heute Abend übertragen wurde.
    Aber danach sah es leider gar nicht aus.
    »Na ja, ich ...«, begann Antonio, hielt jedoch gleich wieder inne und grinste plötzlich vom einen Ohr zum anderen. Die ungewöhnlich vergnügte Miene seines stets so finster dreinblickenden Stellvertreters machte Matt sofort stutzig, und er blickte sich um, um den Grund dafür herauszufinden. Als er die Ursache sah, konnte er nur mit Mühe ein Stöhnen unterdrücken. Er hatte gleich gewusst, dass es etwas Schlimmes sein musste, um Antonio ein Grinsen zu entlocken, doch das hier war nicht bloß schlimm - es war grauenhaft.
    »Oh, Matt, da bist du!« Shelby Holcombs Gesicht begann zu strahlen, als sie ihn erblickte. Freudig winkend richtete sie sich auf, nachdem sie durch das Fenster seines Dienstwagens geblickt hatte, und kam sofort auf ihn zu.
    »Hallo, Shelby«, antwortete er und verlangsamte seine Schritte.
    Sie ließ sich von seiner nicht gerade begeisterten Reaktion nicht entmutigen und ging weiter auf ihn zu. Shelby war eine schlanke, attraktive zweiunddreißigjährige Frau, die in Benton geboren und vor vier Jahren in die Stadt zurückgekehrt war, um hier ein Immobilienbüro zu leiten. Als einziges Zugeständnis an die Hitze
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