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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten
Autoren: Karen Robards
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hatte sie ihr honigblondes Haar in einer hübschen Rolle hinten hochgesteckt. Sie hatte nicht mit Make-up gespart - bis hin zu dem hellroten Lippenstift, der in der Sonne leuchtete. Sie trug sogar ein Kostüm, was, wie Matt annahm, für Shelby nicht weiter schlimm war, weil diese Frau ohnehin nie ins Schwitzen zu geraten schien. Die Bluse war vorne aufgeknöpft, so dass gerade so viel von ihren Brüsten zu sehen war, wie sie für wirkungsvoll und geschmackvoll erachtete. Sie war des weiteren mit Strumpfhose und hochhackigen Schuhen bekleidet und trug außerdem dieses verdammte Notebook mit sich, ihre jüngste Waffe in ihrem Eroberungsfeldzug. Doch er war noch weit davon entfernt, ihrem Drängen nachzugeben.
    Sie war schon seit Jahren hinter ihm her. Letzten Sommer, als wieder einmal eines der vielen unbedeutenden Abenteuer fällig war, die für sein Leben so typisch waren, hatte er den Fehler begangen, ihrem Drängen nachzugeben. Sie hatten eine Weile Spaß miteinander, gingen auf Partys, ins Kino und ein paar Mal nett essen. Alles in allem hatten sie eine gute Zeit miteinander. Doch dann begann Shelby ihn so nebenbei in Juweliergeschäfte mitzuschleppen und ihm auf manch andere Weise zu verstehen zu geben, dass sie die ganze Sache »für immer« wollte.
    Dieses »für immer« war für ihn der reinste Albtraum. So etwas kam in seiner Lebensplanung einfach nicht vor. Für immer an eine Frau gebunden? Nein, das war nichts für ihn. Zumindest nicht in der näheren Zukunft. Für immer eine Frau und Kinder um sich zu haben und eine Hypothek zurückzahlen zu müssen - allein der Gedanke verursachte ihm Schweißausbrüche. Er hatte in seinen dreiunddreißig Jahren genug Verantwortung getragen, dass es für ein ganzes Leben reichte. Er würde bestimmt nicht so dumm sein, neue Verantwortung auf sich zu laden -jetzt, da ihm endlich wieder die Freiheit winkte.
    Er hatte irgendwelche lahmen Ausreden vorgebracht, von wegen, dass er nichts übereilen wolle, dass er seinen Freiraum brauche und dass sie überhaupt viel zu gut für ihn sei. Dann hatte er das Weite gesucht. Seither bearbeitete sie ihn mit allen Mitteln.
    »Matt!«
    Diese Stimme war ihm noch vertrauter als die von Shelby -und auch sie war mit gewissen Problemen verbunden. Es war Erin, einer der Menschen, für die er sich lange Jahre verantwortlich gefühlt hatte. Er drehte sich nach ihr um und sah seine Schwester, wie sie sich gerade aus dem Beifahrersitz von Shelbys rotem Honda schwang, der direkt hinter seinem Streifenwagen geparkt war. Erin hatte vor kurzem ihr Studium an der University of Georgia abgeschlossen, sie war zweiundzwanzig, zierlich gebaut und hübsch, hjtte kurzes, lockiges schwarzes Haar und ein spitzbübisches Grinsen, mit dem sie ihn auch in diesem Augenblick anstrahlte. Als sich ihre Blicke über das Dach des Autos hinweg trafen, musste er ebenfalls lächeln, wenn auch ein wenig säuerlich. Erin hatte auch eine Begabung dafür, ihm Probleme zu bereiten - hatte sie sich doch mit Shelbys jüngerem Bruder Collin verlobt, der voriges Jahr eine Anwaltskanzlei in Benton eröffnet hatte. Nachdem Matt die Kosten für die Hochzeit trug und Shelby das Fest organisierte, hatten sich ihre Möglichkeiten, ihn zu verfolgen, drastisch erhöht. In letzter Zeit kam es ihm so vor, als würde sie überall auftauchen, wo er war.
    »Hallo, Erin«, sagte er mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton. Seine Schwester wusste, dass Shelby hinter ihm her war, und sie schien, so wie der Rest seiner Familie und halb Benton, fest entschlossen zu sein, ihn in die Falle zu locken.
    »Ich wollte nur deine Meinung hören, bevor ich die Blumen bestelle«, sagte Shelby mit einem betont charmanten Lächeln. Matt blieb brav stehen, als sie bei ihm war und ihr Notebook direkt vor seiner Nase öffnete. Es war nicht das erste Mal, dass er diese Prozedur über sich ergehen ließ; sie zeigte ihm irgendetwas - ein Bild, einen Kostenvoranschlag, eine Liste -, und er nickte und sagte: »Sieht gut aus.« Danach tat sie dann, was sie wollte - mit seinem Geld. Es war zwar etwas kostspielig, aber immer noch besser, als sich auf lange Diskussionen mit ihr einzulassen.
    Diesmal jedoch war der Betrag so hoch, dass er protestierte, ohne zu überlegen.
    »Fünfzehnhundert Dollar? Für Blumen?« Er sah Shelby in die Augen, und sie erwiderte seinen Blick mit einem strahlenden Lächeln. Ihre Lippen öffneten sich ganz leicht, und sie klimperte mit den Wimpern. Alle Alarmglocken begannen bei ihm zu läuten,
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