Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten
Autoren: Karen Robards
Vom Netzwerk:
hielt er sie eigentlich? Nein, auf keinen Fall würde sie jetzt zu ihm zurückgehen. Ihr Puls raste, als sie den Rückwärtsgang einlegte und den Wagen einige Meter zurücksetzte. Sie trat aufs Bremspedal und blickte sich erneut nach Keith um, der mittlerweile im Laufschritt auf sie zukam. Großer Gott, er sah aus, als wollte er sie umbringen. Keith ist völlig übergeschnappt, ging es ihr in ihrer Panik durch den Kopf, völlig übergeschnappt. Das kam vielleicht auch von den Anabolika, die er nahm, damit sich seine Muskeln schneller entwickelten. Jedenfalls war er nicht mehr er selbst, wenn er einen solchen Anfall bekam.
    Er war nun schon irgendwo zwischen den parkenden Autos, als sie den ersten Gang einlegte. Sie trat aufs Gaspedal, als er auch schon zwischen zwei Wagen auftauchte. Er war höchstens zwei Meter von ihr entfernt. Ihre Blicke trafen sich einen beängstigenden Augenblick lang durch die Windschutzscheibe -dann schoss der Taurus an ihm vorüber.
    »Du kommst auf der Stelle zurück, du Miststück!«
    Sie warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und sah, wie er in ohnmächtigem Zorn dastand und drohend die Fäuste schüttelte. Der Typ ist absolut durchgeknallt, dachte sie, als sie scharf nach links abbog und von dem Parkplatz auf die Straße fuhr, die nach Benton führte. Gott sei Dank konnte er ihr nicht folgen; sein Pick-up stand gerade in der Werkstatt.
    Sie brauchte einige Minuten, um sich einigermaßen zu beruhigen. Als ihr Herzschlag wieder annähernd normal war, wuss-te sie bereits, was sie tun würde: Sie würde bei ihrer Freundin Sue übernachten. Marsha warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Es war spät, fast schon Mitternacht, doch Sue, die wie Keith in der Nachmittagsschicht im Honda-Werk arbeitete, würde bestimmt noch auf sein. Sie war verheiratet, hatte drei Kinder und lebte mit ihrer Familie am anderen Ende der Stadt. Sues Familie wohnte ohnehin schon ziemlich beengt - doch Marsha war sich sicher, dass Sue sie trotzdem bei sich übernachten ließ. Morgen würde sie dann überlegen, welche anderen Möglichkeiten es gab.
    Sie war sich jetzt ganz sicher, dass sie nicht zu Keith zurückgehen würde. Nicht heute Abend, und auch nicht morgen. Vielleicht überhaupt nie mehr. Auf mich kannst du lange warten, sagte sie in Gedanken zu Keith. Es war ein gutes Gefühl, einmal ganz dem eigenen Willen zu folgen.
    Der Hund gab ein leises Winseln von sich. Marsha wandte sich ihm zu und sah, dass er artig auf dem Beifahrersitz saß und ängstlich zu ihr aufblickte.
    »Ist ja gut«, sagte sie und streckte die Hand aus, um seinen kleinen Kopf zu streicheln. »Es wird alles gut, du wirst schon sehen.«
    Der Hund leckte ihr über das Handgelenk, als sie die Hand von ihm wegnahm. Mit einem Mal fühlte sich Marsha viel wohler in ihrer Haut. Wenn sie nicht zu Keith zurückging, dann bedeutete das, dass sie den Hund behalten konnte. Es würde nicht leicht werden, aber wenn sie eisern sparte, konnte sie vielleicht eine eigene Wohnung mieten. Sie hatte außerdem noch einen Geheimplan, wie sie zu Geld kommen konnte, wenngleich die Sache ziemlich unsicher war. Wenn daraus nichts werden sollte, konnte sie immer noch abends als Kellnerin arbeiten, um etwas dazuzuverdienen. Auf diese Weise würde es irgendwie reichen, dass sie und der Hund genug zu essen hatten und sie auch noch regelmäßig die Miete bezahlen konnte. Die Mühe lohnte sich jedenfalls, wenn sie dafür Keith los wurde. Ab jetzt brauchte sie ihren Hamburger nicht mehr heimlich zu essen. Sie musste sich nicht mehr mit Bangen fragen, wann seine Stimmung das nächste Mal umschlug, und sie brauchte sich von ihm auch nicht länger belehren zu lassen. Damit war es nun endgültig vorbei.
    Wie ein leerer vierspuriger Highway taten sich mit einem Mal allerlei verlockende Möglichkeiten vor ihr auf.
    »Ja, so werde ich es machen«, sagte sie zu dem Hund, und ihr war mit einem Mal fast fröhlich zumute. Der Hund sah sie mit leuchtenden Augen an. Sie wusste, es war unsinnig, doch es kam ihr fast so vor, als würde das Tier sie verstehen. »Nein, Schätzchen, wir werden es so maxien«, verbesserte sie sich.
    Sie war nur noch wenige Minuten von Sues Haus entfernt, als sie die grellen Lichter eines Geschäfts sah; es war einer der beiden Läden in Benton, die die ganze Nacht über geöffnet hatten. Ihr Kreditkartenlimit war so gut wie ausgeschöpft, doch sie hatte vorige Woche fünfzig Dollar eingezahlt, so dass sie zumindest so viel Kredit haben sollte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher