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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten
Autoren: Karen Robards
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ganzen Tag zu Hause. Sie behauptet, dass sie etwas am Rücken hat und nicht arbeiten kann - und jetzt steckt sie ihre Nase andauernd in anderer Leute Angelegenheiten.« Und mit hasserfüllter Miene fügte er hinzu: »Sie hat Ihnen das gesagt, nicht wahr?«
    »Also, eigentlich sagen alle im Haus, die um diese Zeit daheim waren, so ziemlich das Gleiche«, antwortete Matt, immer noch in völlig neutralem Ton - doch er nahm sich vor, ein wenig auf Audrey Myer Acht zu geben, für den Fall, dass Kenan seiner blonden Haarfarbe gerecht wurde und etwas Dummes unternahm. Er griff nach einem gerahmten Bild, auf dem Kenan mit Marsha zu sehen war, die er wiedererkannte, nachdem er bei seinem ersten Besuch hier in der Wohnung ein Foto von ihr zu Identifikationszwecken mitgenommen hatte. Matt hielt inne und blickte zu Kenan hinüber, bevor er das Bild nahm. »Darf ich?«, fragte er.
    »Bitte«, sagte Kenan, dessen innere Anspannung immer noch deutlich anzumerken war.
    Matt hob das Bild auf und betrachtete es eingehend. Es war ein Schnappschuss, der auf einem Jahrmarkt oder in einem Vergnügungspark gemacht worden war und auf dem die beiden in altmodischen Kleidern posierten. Marsha trug einen großen Hut, der ihr rotes Haar fast zur Gänze bedeckte. Sie hatten jeder einen Arm um die Schulter respektive die Taille des anderen gelegt und grinsten vergnügt in die Kamera; offensichtlich verstanden sie sich zum Zeitpunkt der Aufnahme prächtig.
    Konnte es sein, dass Kenan sie später getötet hatte?
    »Eine gut aussehende Frau«, sagte Matt und stellte das Bild wieder auf den Beistelltisch. Sein Blick wanderte zurück zu Kenan. »Sie sind sicher verrückt vor Sorge um sie.«
    Tatsache war, dass Kenan bisher kaum ein Anzeichen von übermäßiger Sorge um Marshas Verbleib gezeigt hatte, was doch ziemlich seltsam war. Es konnte wohl sein, dass Kenan zu den sprichwörtlichen stillen, aber tiefen Wassern gehörte und dass sich bei ihm viel mehr unter der Oberfläche verbarg, als Matt erkennen konnte. Es war auch möglich, dass Kenan überhaupt nicht unglücklich war, dass sie fort war, was aber noch lange nicht hieß, dass er sich eines Verbrechens schuldig gemacht hatte.
    Das Problem war, dass Matt sich überhaupt nicht sicher war, ob überhaupt ein Verbrechen begangen worden war. Sein Instinkt sagte ihm, dass die Chancen, dass Marsha Hughes wohlbehalten wieder auftauchte, nicht allzu groß waren, doch sein Instinkt hatte ihn auch früher schon mal auf eine falsche Fährte geschickt.
    »Natürlich mache ich mir Sorgen«, sagte Kenan kämpferisch.
    Matt registrierte seinen Ton genauso wie seine geballten Fäuste und sein gerötetes Gesicht.
    »Es ist bekannt, dass Sie sie manchmal geschlagen haben«, sagte Matt mit fast freundlicher Stimme. Sein Anliegen war es, Informationen zu sammeln, und nicht, jemanden anzuklagen.
    »Wer hat das gesagt?«, entgegnete Kenan. Er atmete schwer, obwohl er aufgehört hatte, im Zimmer auf und ab zu gehen.
    Matt zuckte die Achseln.
    »Diese verdammten Nachbarn müssen sich überall einmischen.« Ein Muskel in seinem Gesicht zuckte. Er stand nun breitbeinig, in aggressiver Haltung da, die Schultern gestrafft, die Hände zu Fäusten geballt. Seine Augen hatten einen harten Ausdruck, als er Matt ansah. »Sehen Sie, ich habe bereits gesagt, dass wir manchmal Streit hatten. Marsha ist nämlich auch kein Engel. Sie hat jedenfalls ganz gut austeilen können.«
    »Haben Sie sie an dem Abend, als sie verschwand, auch geschlagen?«
    »Nein! Nein, ich hab sie nicht angerührt. Sie ist weggelaufen, verstehen Sie? Wir hatten einen Streit, und sie lief weg. Sie stieg in ihren Wagen, und ich hab ihr nachgesehen, wie sie wegfuhr. Ich habe sie seither nicht mehr gesehen.«
    Antonio gab einen skeptischen Laut von sich, und Kenan drehte sich zu ihm um und sah ihn zornig an. Matt spürte, dass das Gespräch allmählich ynangenehm zu werden drohte. Es wäre nicht förderlich gewesen, Kenan so weit zu bringen, dass er kein Wort mehr sagte und sich einen Anwalt nahm. Besser, sie ließen es für diesmal gut sein und reizten den Mann nicht noch weiter.
    »Nun, danke für Ihre Mitarbeit. Wir melden uns wieder«, sagte Matt und reichte Kenan die Hand. Dieser zögerte einen Augenblick und schüttelte dem Sheriff schließlich die Hand. Antonio verabschiedete sich ebenfalls von dem Mann - wenn auch widerstrebend, wie sein Gesichtsausdruck deutlich zeigte. Es gehörte nicht gerade zu Antonios Stärken, nett zu Leuten zu sein, die er für
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