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Verfuhrt auf dem Maskenball

Verfuhrt auf dem Maskenball

Titel: Verfuhrt auf dem Maskenball
Autoren: Joyce Brenda
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lange an, und sein Gesicht drückte eine Mischung aus Zorn und Überraschung aus. „Ich danke Ihnen, dass Sie mir das gesagt haben“, erwiderte er schließlich. Dann wurde seine Miene wieder freundlicher. „Und Sie, Blanche? Wie geht es Ihnen?“
    „Mir geht es gut.“
    Nachdenklich musterte er sie. „Jede andere Frau hätte inzwischen schon einen hysterischen Anfall erlitten. Zwar weiß ich, dass so etwas gegen Ihre Natur wäre, aber Sie wirken völlig unbeeindruckt von den Geschehnissen.“
    „Ich bin nicht verzweifelt, weil Sie eine andere heiraten wollen und ich deswegen hier in Harrington Hall bleiben werde. Um ehrlich zu sein, ich bin erleichtert.“
    Das schien ihn zu überraschen. „Es gelingt mir einfach nicht, Sie zu verstehen.“
    Plötzlich glaubte sie zu wissen, was er möglicherweise dachte.„Ich wollte Sie damit auf keinen Fall kränken, Tyrell. So wie Sie eben sagten, dass Ihre Entscheidung nichts mit mir zu tun hat, so wurde meine Entscheidung durch keine Ihrer Handlungen beeinflusst.“
    „Sie lieben einen anderen.“
    Jetzt wirkte sie nicht mehr erleichtert, sonder vielmehr verzweifelt, und wandte sich ab. „Nein, ich fürchte, das ist nicht der Fall.“
    Tyrell trat zu ihr und legte eine Hand auf ihren Arm. In den vier Monaten ihrer Bekanntschaft hatte er sie noch kein einziges Mal berührt, nicht einmal, um sie aus einem Zimmer zu begleiten. Abgesehen von den beiden Malen, an denen er sie geküsst und sie dabei kühl und teilnahmslos gelassen hatte. Seine Berührung gefiel ihr nicht, daher drehte sie sich zu ihm um. Er sah sie an.
    „Sie verhalten sich mir gegenüber ausgesprochen großzügig. Sollte sich jemals die Gelegenheit dazu ergeben, so würde ich mich gern revanchieren. Warum sind Sie jetzt so bedrückt, wenn doch die Auflösung unserer Verlobung Ihnen nichts bedeutet?“
    Blanche wandte den Blick ab und lächelte traurig. „Ich bin nicht fähig zu lieben, Tyrell. Haben Sie das noch nicht gemerkt?“
    „Jeder Mensch ist fähig zu lieben.“
    Sie fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. „Ich bin glücklich, aber niemals begeistert. Ich bin traurig, aber niemals zu Tode betrübt. Mit meinem Herzen stimmt etwas nicht – es schlägt zwar, aber es weigert sich, mir mehr als nur eine Andeutung von Gefühlen zu schenken.“
    Er war erschrocken. „Ich bin sicher, dass eines Tages der richtige Mann Sie von Ihrem Leid kurieren wird.“
    „Es ist schon beinah mein ganzes Leben lang so“, sagte sie und schloss die Augen. Der Aufstand .Vage und verschwommen erinnerte sie sich an Bilder von Gewalt und unaussprechlichen Ereignissen, und sie wehrte sich dagegen. Nachdem die Dämonen sich hinter die Schleier verlorener Erinnerungen zurückgezogen hatten, öffnete sie die Augen und sah Tyrell an. „Wie fühlt es sich an, Tyrell? Wie fühlt es sich an, wenn man jemanden liebt?“
    „Es fühlt sich an wie ein Wunder“, sagte er langsam und suchte nach den richtigen Worten. „Ein staunenswertes Wunder, dass es so viel Freude und eine so tiefe Verbindung geben kann zwischen zwei Menschen. Es ist ein Gefühl von Liebe und Hingabe, als wäre man endlich vollständig.“
    Sie lächelte. „Ich freue mich sehr für Sie. Für Sie beide.“
    „Und ich bin Ihnen zutiefst dankbar. Blanche, ich habe es ernst gemeint. Sollten Sie mich jemals brauchen, so werde ich für Sie da sein, egal, wie groß oder wie unbedeutend Ihre Bitte auch sein mag. Ich stehe tief in Ihrer Schuld.“
    Sie nickte. „Das ist sehr freundlich von Ihnen.“
    „Jetzt werde ich mit meinem Vater sprechen und danach mit Ihrem.“
    „Wegen Vater müssen Sie sich keine Sorgen machen. Zuerst wird er sehr wütend sein, aber er hat mich noch nie gezwungen, etwas gegen meinen Willen zu tun. Wenn es Ihr Wunsch ist, so werde ich zuerst mit ihm sprechen.“
    „Auf gar keinen Fall. Es ist meine Pflicht, mich darum zu kümmern, und das werde ich auch tun.“
    Blanche neigte den Kopf. Sie hatte verstanden.
    Tyrell hatte seinen Vater um eine Audienz gebeten. Der Earl saß in der Bibliothek an seinem Schreibtisch und war in die London Times vertieft. Daneben lag eine Ausgabe der Dublin Times. Tyrell zögerte kurz, ehe er den Raum betrat.
    Blanches Zustimmung hatte ihn überrascht, aber im Augenblick war sie die geringste seiner Sorgen. Er war nicht sicher, ob es ihm gelingen würde, Elizabeth zu einer Heirat mit ihm zu überreden, nach allem, was bisher geschehen war, aber er war fest dazu entschlossen. Er würde sie umwerben, wie
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