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Verfuhrt auf dem Maskenball

Verfuhrt auf dem Maskenball

Titel: Verfuhrt auf dem Maskenball
Autoren: Joyce Brenda
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errötete heftiger. Hatte sie sich soeben Tyrell de Warenne an den Hals geworfen? Wie hatte sie das nur tun können? Gerade eben war sie mit ihm in den Wäldern gewesen und nicht hier auf der Hauptstraße, und eben noch hatte sie seinen Kuss gespürt. Und jetzt, jetzt lachte er sie aus.
    Lizzie bemühte sich um Haltung. Keinen einzigen klaren Gedanken konnte sie fassen, so verstört war sie. Wusste er, wie sehr sie in ihn verliebt war? Am liebsten wäre sie gestorben vor Verlegenheit.
    „Wie gern würde ich diese Rabauken einfangen und jedes einzelne ihrer Gesichter in den Schlamm tauchen“, sagte Tyrell plötzlich. Er griff in seine Tasche und zog ein strahlend weißes Leinentuch hervor, das er ihr reichte.
    „Sie … Sie wissen, wer das war?“
    „Ja, ich habe das Pech, mit jedem von ihnen persönlich bekannt zu sein. Es sind die Lords Perry und O’Donnell, Sir Redmond, Paul Kerry und Jack Ormond. Eine Bande von Tunichtguten allerersten Ranges.“
    „Meinetwegen müssen Sie ihnen nicht nachjagen“, brachte sie heraus. Der Themenwechsel kam ihr sehr zupass. „Ganz bestimmt war es nur ein Unfall.“ Jetzt erst bemerkte sie, wie schlimm es um sie stand. Überall war sie mit Schlamm bedeckt – er war auf ihren Röcken, ihrem Mieder, ihren Handschuhen und sogar auch im Gesicht. Sie fühlte sich immer elender.
    „Sie verteidigen diese Kerle? Um ein Haar hätten die Sie umgebracht!“
    Sehr verlegen über ihren verschmutzten Zustand, sah sie auf. „Natürlich war es äußerst verwerflich von ihnen, in diesem Tempo durch die Stadt zu rasen, aber es bleibt ein Unfall.“ Am liebsten hätte sie jetzt geweint. Warum musste das überhaupt passieren? Warum konnte er ihr nicht morgen auf dem Ball begegnen, wenn sie ihr schönes Kostüm als Maid Marian trug?
    „Sie sind zu schnell bereit zu verzeihen“, entgegnete er. „Ich fürchte, man muss sie auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machen. Aber zuerst werde ich mich darum kümmern, dass Sie nach Hause kommen.“ Die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Lippen. „Darf ich Sie begleiten?“
    Seine Worte verwirrten sie vollends. Wären sie in einem anderen Zusammenhang gefallen, hätte es sich angehört, als wolle er ihr den Hof machen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Zum einen hätte sie das Ende dieser Begegnung gern noch eine Weile hinausgezögert, aber zum anderen sehnte sie sich verzweifelt danach, davonzulaufen. Sobald sie allein war, würde sie von dieser Begegnung träumen und sie sich so ausmalen, wie es ihr gefiel. Aber jetzt musste sie einen klaren Kopf bewahren. Wenn er sie nach Raven Hall brachte, würde Mama herauskommen, eine große Szene machen und sie schrecklich in Verlegenheit bringen. Vermutlich würde sie darauf bestehen, Tyrell zum Tee ins Haus zu bitten, und da er ein Gentleman war, würde er ihre Einladung nicht ablehnen können. Es würde unangenehm und peinlich sein, vor allem sobald Mama anfing, von ihren drei Töchtern zu erzählen, die alle im heiratsfähigen Alter waren.
    Dies war kein Märchen. Sie war nicht auf einem Ball, war nicht so schön wie Anna, tanzte nicht gekonnt den Walzer. Sie war eine rundliche, mit Schlamm bedeckte, durchnässte Person, die auf der Straße mit einem Mann zusammen war, der im Rang so weit über ihr stand wie ein Prinz über einer Stallmagd.
    „Verzeihen Sie“, sagte er rasch. Offensichtlich missverstand er ihr Schweigen. Er verneigte sich. „Lord de Warenne, zu Ihren Diensten, Mademoiselle.“ Während er das sagte, setzte er eine sehr ernste Miene auf.
    „Vielen Dank, Mylord, aber ich finde allein nach Hause. Vielen Dank für alles. Sie waren so galant und so freundlich.“ Sie sah, wie er die Brauen hob, und wusste, sie hatte genug gesagt, aber sie konnte einfach nicht aufhören. „Ihr Ruf eilt Ihnen voraus. Jedermann weiß doch, wie edel Sie sind. Sie haben mir das Leben gerettet. Ich stehe tief in Ihrer Schuld. Ich würde mich gern erkenntlich zeigen, aber wie könnte ich das? Ich danke Ihnen von Herzen.“
    Jetzt bestand kein Zweifel mehr darüber, dass er sich amüsierte. „Sie müssen sich nicht erkenntlich zeigen, Mademoiselle. Und ich werde Sie sicher geleiten, wohin immer Sie wollen.“ Er sagte das sehr entschieden, und niemand konnte bezweifeln, dass er durch und durch ein Aristokrat war und daran gewöhnt, Anweisungen zu erteilen, die sogleich befolgt wurden.
    Wie gern hätte sie ihm erlaubt, sie nach Hause zu bringen. „Ich bin unterwegs nach St. Mary’s“, sagte sie stattdessen.
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