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Verfuehrung unterm Silbermond

Verfuehrung unterm Silbermond

Titel: Verfuehrung unterm Silbermond
Autoren: Sharon Kendrick
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kannst du nicht behaupten, der Reichtum allein sei die Wurzel allen Übels.“
    Raffaele presste die Lippen zusammen. „Du wagst es, mich zu kritisieren?“
    „Nein. Ich will dir nur helfen, die Dinge klarer zu sehen.“
    „Sie hätte sich nicht mit einem solchen Wurm einlassen sollen!“, donnerte er.
    „Sie ist eine junge Frau, Raffaele. Auch du beweist nicht immer …“
    „Ich beweise nicht immer was?“, grollte er drohend.
    „Das objektivste Urteilsvermögen bei der Wahl deiner Frauen“, ergänzte sie ruhig.
    „Was?“
    Sie begegnete der wütenden Ungläubigkeit in seinem brennenden Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Vorstellung, dass seine kleine Schwester wegen eines gedankenlosen Glücksritters litt, gab ihr die Kraft dazu. „Ich weise nur auf die letzte Dame hin, die du gerade verklagt hast.“
    „Madonna mia!“ , rief er aus. „Ich habe sie zweimal getroffen. Und es ist zu keinerlei Intimitäten gekommen! Bin ich etwa verantwortlich für eine verlogene Schauspielerin, die meinen Namen und mein Geld dazu benutzen will, um ihre Karriere anzukurbeln? Elisabetta ist meine Schwester! Das ist etwas ganz anderes!“
    Natasha seufzte still. Für Männer wie Raffaele gab es nur zwei Typen von Frauen – die Heilige und die Hure. Natasha fragte sich, in welche Kategorie sie wohl seiner Ansicht nach fiel. Zwar war ihr Verhalten, seit sie für ihn arbeitete, über alle Zweifel erhaben, doch sie hatte ein uneheliches Kind.
    „Warum erzählst du mir nicht, was passiert ist?“
    Ihre Stimme klang so mitfühlend und so voller Wärme, doch er wehrte sich gegen den Trost, den sie spendete. „Da gibt es nichts zu erzählen.“ Er zuckte rastlos mit den Schultern. „Dieser Mistkerl hat sich so lange an ihrem Konto bedient, bis es ihr endlich auffiel. Und als nichts mehr zu holen war, hat er die Beine in die Hand genommen.“ Seine Miene verfinsterte sich. „Vorher hat er sie natürlich noch davon überzeugt, dass sie nur ihn lieben kann. Sie schlief nicht mehr, sie aß nicht mehr. Ihre Haut wurde trocken wie Papier. Und ihre Arme …“ Mit Zeigefinger und Daumen zeigte er einen Kreis, und Schmerz huschte über sein Gesicht.
    Nur gut, dass es lediglich Natasha war, die hier vor ihm stand. Niemand hatte Raffaele de Feretti jemals verletzlich oder niedergeschlagen gesehen. Aber Natasha konnte ihm nicht gefährlich werden.
    Er sah wieder Elisabetta vor sich, mit den großen Augen und dem seidigen Haar, das ihr bis auf die Hüften fiel. Mit geballten Fäusten wünschte er sich, er könnte seine zarte Halbschwester vor allem Schmerz, den das Leben für sie bereithielt, bewahren. „Ich hätte sie beschützen müssen!“
    Natasha wollte schon sagen, dass Frauen heutzutage nicht mehr auf einen Beschützer angewiesen waren, doch … stimmte das? Hatte Raffaele nicht genau das für sie getan? Ihr aus einer mehr als misslichen Lage geholfen und sie beschützt? Hatte sie denn vergessen, wie verzweifelt sie gewesen war, bevor er ihr die rettende Hand reichte?
    Natasha hatte auf eine Anzeige in der Zeitung reagiert und eines Abends einfach an seiner Tür geklingelt. Zuvor war sie Stunden ziellos umhergewandert und hatte immer wieder gedacht, dass sie nicht länger in einem feuchten Haus leben und wie ein Sklave arbeiten konnte. Und Raffaele suchte eine Haushälterin. Er öffnete selbst, und da es regnete, stand sie bis auf die Haut durchnässt vor ihm.
    „Ja?“, hatte Raffaele gefragt. „Sie wünschen?“
    Natasha fiel weder der gereizte Ton noch der fassungslose Blick auf, als er ihre mitleiderregende Gestalt musterte. „Ich komme wegen des Jobs“, sagte sie.
    „Sie sind zu spät.“
    Die Enttäuschung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Sie meinen, die Stelle ist schon vergeben?“
    Ungeduldig schüttelte er den Kopf. „Nein, ich meine, Sie sind zu spät. Ich führe heute keine Bewerbungsgespräche mehr. Melden Sie sich bei der Agentur, und ich werde versuchen, Sie morgen noch mit hineinzunehmen.“
    Doch Natasha war am Ende ihrer Kräfte und hatte nichts mehr zu verlieren. In ihrer Verzweiflung entwickelte sie plötzlich eine Entschlossenheit, von der sie gar nicht wusste, dass sie sie besaß.
    „Nein!“, stieß sie aus. Und als sie den ungläubigen Ausdruck in seinen Augen sah, fuhr sie hastig fort: „Wenn ich jetzt gehe, dann stellen Sie morgen vielleicht jemand anderen ein. Aber niemand wird den Job so gut erledigen wie ich. Das verspreche ich Ihnen, Mr. de Feretti.“
    „Signor de
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