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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz
Autoren: India Grey
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durchhalten.“
    Die sichtlich angegriffene Catalina wurde von ihren Eltern aus dem Gerichtsgebäude geführt, ein Anblick, der die beiden Beobachter noch weiter bedrückte.
    „Gut“, sagte Raphael knapp. „Dann komme ich morgen nicht zur Verhandlung. Ich glaube nicht, dass ich Lucas zufriedenes Gesicht noch länger ertrage. Außerdem sollte ich meinen Vater besuchen.“
    „Also, sofern es nicht sehr dringend ist, solltest du den Besuch vielleicht noch um einen weiteren Tag verschrieben. Die morgige Zeugin könnte uns weiterhelfen. Vielleicht lohnt es sich für dich zu sehen, wie Luca in die Enge getrieben wird. Wie geht es eigentlich deinem Vater?“
    „Bis zum Prozessbeginn hat sich sein Zustand täglich verbessert. Es hat ihm sehr geholfen, wieder in seiner Villa zu sein. Die Nachricht von dem Prozess hat ihn allerdings hart getroffen. Er hängt sehr an Luca.“
    Gianni Orseolo stammte aus einer der reichsten Familien von Florenz, und er kannte Raphael schon von Kindesbeinen an. Sie standen einander zwar nicht so nahe, dass sie sich gegenseitig persönliche Dinge anvertrauten, doch hier auf der dunklen Straße und unter einem Regenschirm schien die Distanz auf einmal aufgehoben zu sein.
    „Ach, Vaters Liebling“, bemerkte Gianni. „Und du warst das schwarze Schaf? Da muss Antonio Di Lazaro jetzt ja wohl seine Einstellung ändern.“
    „Genau wie ich.“ Raphael versenkte die Hände tief in den Manteltaschen und blickte starr in den dichten Regen. „Weißt du, ich habe meinen Vater immer gehasst und ihm die Schuld am Tod meiner Mutter gegeben. Aber dann hat jemand meine … dann habe ich meine Meinung geändert.“
    Das hatte er Eve zu verdanken. Wenigstens etwas Gutes hatte sie bewirkt, auch wenn sie ihn ansonsten mit den Trümmern seines Lebens alleingelassen hatte. Doch wie stets verbannte er sofort jeden Gedanken an sie.
    „Eine Familie ist etwas sehr Kompliziertes“, meinte Gianni beiläufig. „Darum, alter Freund, haben wir beide uns keine angeschafft.“
    Raphael schwieg dazu.
    Giannis Wagen fiel sofort zwischen all den Kleinwagen und Familienkutschen auf dem Parkplatz auf. Raphael lachte, als sie sich dem roten Ferrari näherten.
    „Sehr schön, Gianni, und sehr praktisch.“
    „Für meine Zwecke ist der Wagen praktisch“, versicherte Gianni und zwinkerte Raphael zu. „Als Junggeselle muss man sich eben die richtigen Sachen anschaffen, um die richtigen Frauen anzulocken.“
    Er öffnete die Türen mittels Fernbedienung, blieb jedoch stehen und wandte sich noch einmal nachdenklich an Raphael. „Ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber du siehst aus, als könntest du auch etwas Ablenkung brauchen. Am Wochenende fahre ich raus und treffe mich mit einigen Freunden in der Villa eines alten Bekannten. Du bist herzlich willkommen. Es täte dir gut, das alles hier hinter dir zu lassen und Spaß zu haben. Ich kenne da ein ideales Mädchen …“
    „Nein danke“, wehrte Raphael ab und wandte sich bereits zum Gehen.
    „Dann vielleicht ein Abendessen! Dieses Mädchen würde dir gefallen.“
    Raphael schüttelte den Kopf. „Danke, Gianni, aber lieber nicht.“
    „Kann ich dich nicht wenigstens ein Stück mitnehmen?“
    Raphael war fast schon in der Dunkelheit verschwunden, aber seine Antwort war über dem Rauschen des Regens zu hören.
    „Danke, ich gehe lieber.“
    Kopfschüttelnd setzte Gianni sich ans Steuer und startete den kraftvoll röhrenden Motor. Er konnte es zwar kaum glauben, doch Raphael sah aus wie ein Mann mit einem gebrochenen Herzen.
    Raphael hatte es zu einer Kunstform erhoben, einfach einen Schritt nach dem anderen zu tun und dabei an nichts zu denken. Jetzt hielt er den Kopf gesenkt, achtete nicht auf den Regen und löschte alles aus seinem Kopf, alles bis auf den beruhigenden Rhythmus seiner Schritte.
    Gleich nach Lucas Verhaftung war er mit seiner Kamera zurück nach Kolumbien geflogen. Diesmal hatte er jedoch nicht die Orte und Menschen aufgesucht, die er bereits auf früheren Reisen kennengelernt hatte. Es hatte ihn in die Berge gezogen. Beim Wandern und Fotografieren inmitten der herrlichen Landschaft gelang es ihm etwas besser, sich mit Eves Verrat abzufinden, obwohl er ihr Verhalten noch immer nicht verstand.
    Vor der Abreise hatte er in der Redaktion ihrer Zeitschrift angerufen und eine Nachricht und eine Telefonnummer hinterlassen. Da er nicht wusste, was er zu der gelangweilt klingenden Telefonistin sagen sollte, bat er lediglich darum, Eve auszurichten, es täte
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