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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt
Autoren: Michelle Styles
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glauben, und ihr Ruf wäre ruiniert.
    „Gut. Selbstverständlich sollte ein Kutscher in den Ställen nächtigen. Hoffentlich kann der Wagen zügig repariert werden. Ich möchte meine Reise morgen gerne fortsetzen.“
    „Das sollte möglich sein. Der Schaden scheint nicht allzu schlimm, und Joe ist ein guter Schmied und Wagenbauer.“
    „Ich denke, ich warte am besten im Gesellschaftszimmer, falls Sie über einen solchen Raum verfügen. Ich möchte gerne wissen, wie viel Zeit die Reparatur in Anspruch nehmen wird. Bitte schicken Sie meinen Kutscher nach seiner Rückkehr zu mir.“
    Die Frau musterte sie abschätzend. Ein listiger Ausdruck trat in ihre Augen, der Diana in Unruhe versetzte. Sie spürte die Röte in ihre Wangen schießen.
    „Ja, wir haben eins. Da können Sie warten, wenn Sie wollen.“
    Diana folgte der Wirtin zu einem Wohnzimmer im hinteren Teil des Gebäudes. Geschäftig eilte die Frau hin und her, richtete einige Kissen auf dem Sofa und besorgte eine Tasse Tee und einige Kekse, die sie auf dem Tisch neben dem Kamin abstellte. Dann streckte sie ihre Hand wie eine Klaue aus. „Für den Raum müssen Sie aber extra bezahlen. Sie wollen doch sicher nicht gestört werden, oder?“
    Ohne sich etwas anmerken zu lassen, biss Diana insgeheim die Zähne zusammen. Immer ging es nur ums Geld. Sie kramte in ihrem Retikül und holte schließlich ein paar Münzen hervor, die sie der Wirtin hinhielt. Die Stirne krausziehend steckte die Frau das Geld ein. „Nach dem Gespräch mit meinem Kutscher werde ich mich wieder auf mein Zimmer begeben.“
    Die Wirtin nickte und tippte sich an die Nase. „Ich werd ihn wissen lassen, wo er sie finden kann.“
    „Dafür wäre ich Ihnen dankbar.“ Diana nahm Platz und begann ihren Tee zu trinken, den Blick auf die hell glimmenden Kohlen im Kamin gerichtet.
    Die Kohlen waren bereits zu Asche verbrannt, indes hatte Brett sie inzwischen weder aufgesucht noch ihr eine Nachricht geschickt.
    Sie schaute aus dem Fenster, es dunkelte bereits. Die Geräusche im Schankraum nahmen zu, immer mehr Männer trafen ein. Und wenn sie auch wusste, wie albern es war, spürte sie doch einen Hauch der Enttäuschung, dass Brett sie nicht aufgesucht hatte. Er konnte doch nicht immer noch beim Schmied weilen. Zu solch später Stunde arbeitete dieser gewiss nicht mehr. Sie grub die Fingernägel in die Handfläche. Wahrscheinlich wollte er ihr aus dem Weg gehen. Wieder einmal hatte sie alles gründlich missverstanden. Diese Reise war allein seinem Versprechen an Robert geschuldet. Brett wollte keineswegs ihre angeschlagene Freundschaft wieder kitten. Wenn sie ihm das nächste Mal begegnete, würde sie sich distanziert geben. Der heutige Tag hatte ihr die Notwendigkeit dafür aufgezeigt.
    In diesem Augenblick erklangen schwere Schritte vor der Tür. Kurz darauf klopfte es leise.
    Sie öffnete die Tür und sah einen plumpen, kräftigen Mann auf unsicheren Beinen vor sich stehen, der sie anzüglich angrinste. Rasch wollte sie die Tür wieder zuschlagen, doch er stemmte sich dagegen und trat ein.
    „Sie sind ja ganz allein“, sagte er lallend. Seine Bierfahne stieg Diana unangenehm in die Nase. „Ein Frauenzimmer wie Sie sollte nicht allein sein müssen.“
    Ein eiskalter Schauer jagte ihr über den Rücken. Er hätte Dame sagen sollen, nicht Frauenzimmer. Für was hielt er sie denn?
    „Ich schlage vor, Sie gehen wieder in den Schankraum zurück oder dorthin, wo Sie sonst herkamen.“ Verstohlen maß Diana die Entfernung zum Kamin ab. Der Schürhaken stand nur wenige Schritte von ihr entfernt. Konnte sie es wagen, ihn zu ergreifen? „Ich erwarte jemanden. Er wird nicht erfreut sein, Sie zu sehen.“
    „Ich denke, Sie wollen ein wenig Gesellschaft.“ Der Mann fuhr sich mit der Hand über den Mund. „Frauen wie Sie wollen immer Gesellschaft.“
    Frauen wie sie? Diana blinzelte nervös. Sie hatte einen schlimmen Fehler begangen, sie hatte sich in diesem Zimmer sicher geglaubt. Anständiger Gasthof? Pah!
    Er kam näher, und Diana wich unwillkürlich zurück, Schritt um Schritt.
    „Ich bitte Sie höflich darum, nun zu gehen.“
    „Wie willste dafür sorgen, dass ich gehe, so ein zierliches Ding, wie du bist?“
    Diana streckte die Hände nach hinten und bekam den Schürhaken zu fassen. Tief einatmend nahm sie all ihren Mut zusammen. Sie hatte nur eine Chance, nur einen Schlag. „So gehen Sie doch!“
    „Die Dame hat Sie höflich gebeten zu gehen“, erklang in diesem Augenblick Bretts Stimme.
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