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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt
Autoren: Michelle Styles
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alles geregelt, Diana, aber du musst absteigen.“ Brett streckte ihr die Hand hin, um ihr vom Kutschbock zu helfen. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen. Der Unfall hätte weitaus schlimmer ausgehen können. Immer noch stand ihm das Bild vor Augen, wie sie beinahe vom Kutschbock gefallen wäre und sich gerade noch rechtzeitig festhalten konnte. Er wusste, dass nun viele Nächte folgen würden, in denen er schweißgebadet aufwachen würde, verfolgt von dem Albtraum, was hätte passieren können. Tief saß ihm der Schrecken in den Knochen, dass er sie beinahe verloren hätte, dabei hatte er doch heute ihr Vertrauen zurückgewinnen, ihr auf die einzige ihm mögliche Weise zeigen wollen, was sie ihm bedeutete.
    „Ja, ich denke, ich werde wohl besser in der Kutsche weiterfahren.“
    „Das wird nicht möglich sein. Noch nicht“, entgegnete Brett ernst.
    Dianas Lächeln schwand. „Aber wir werden doch noch heute nach Ladywell zurückkehren können?“
    „Eine Verzögerung ist nicht zu vermeiden. Die Räder und Achsen müssen überprüft werden.“
    „Wie lange wird das dauern?“ In ihren Augen stand das blanke Entsetzen. „Ich muss heute noch nach Ladywell zurück.“
    „Ich werde nicht mit einer unsicheren Kutsche fahren, Diana, nicht einmal für dich. Ein Stück weiter die Straße hinunter ist ein Gasthof. Ehrbar und anständig, wenn auch nicht sehr komfortabel. Ich werde dir ein Zimmer besorgen.“ Brett wünschte, sie würde verstehen, dass er nicht den Wunsch hegte, sie zu kompromittieren.
    „Deine Vorstellung von ehrbar und anständig weicht möglicherweise von der meinen ab.“
    „Aber es ist das Beste, was dieses Dorf zu bieten hat. Das Einzige obendrein. Du wirst es tapfer ertragen müssen, ebenso wie ich. Der Ort liegt sehr abgeschieden, allzu viele Reisende dürfte es nicht geben. Also sollten wir wohl zwei Zimmer bekommen.“
    „Vermutlich hast du recht.“ Diana schluckte schwer. Ein Bild tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Sie sah sich und Brett, wie sie einander in den Armen lagen. Rasch vertrieb sie dieses Bild. Schließlich hatte er von zwei Zimmern gesprochen. Sie musste vernünftig bleiben. Zwischen ihnen hatte für kurze Zeit ein Feuer der Leidenschaft gebrannt, das indes nun erloschen war. Alles, was blieb, war die Asche einer Freundschaft.
    „Ich weiß, dass ich recht habe. Bedauerlicherweise habe ich auf die Umstände keinen Einfluss.“
    „Man könnte es ein abgekartetes Spiel nennen – der Lebemann, dessen Kutsche liegen bleibt. Mein Bruder wird um meinen Ruf fürchten.“
    Er lächelte flüchtig. „Ich habe deinem Bruder ein Versprechen gegeben. Ich werde für deinen Schutz sorgen.“
    „Aber kann man die Kutsche denn nicht notdürftig reparieren, damit wir weiterreisen können?“
    „Ein Rad hat sich gelöst, und die Pferde haben einen tüchtigen Schrecken bekommen. Es wäre Wahnsinn, die Fahrt unter diesen Umständen mit einer nur notdürftig reparierten Kutsche fortzusetzen.“
    „Ich verstehe.“ Fest umklammerte Diana ihr Retikül. Das Schicksal schien sie unerbittlich in seine Arme treiben zu wollen, gleich, wie sehr sie sich dagegen sträubte.
    „Es gibt Risiken, die selbst ich nicht bereit bin, einzugehen“, sagte Brett. Ihren Arm nehmend geleitete er sie zu dem Gasthof, dessen Schild knarrend hin- und herschwang.

16. KAPITEL
        
    Diana schaute sich im Zimmer um. Es war einfach, aber bequem eingerichtet. Ein Feuer brannte im Kamin, und es gab sogar einen Spiegel über der Frisierkommode.
    „Der Mann hat gesagt, ich soll Ihnen das Abendessen aufs Zimmer bringen. Er dachte, es wäre Ihnen angenehmer. Hier kommen immer ein paar Kuhhirten vorbei, auf dem Rückweg vom Hexham Viehmarkt. Sie sind aber harmlos, die meisten jedenfalls.“
    „Danke.“ Der Gedanke an die Viehhirten, die nicht harmlos waren, gefiel ihr nicht sonderlich. „Hatten Sie auch noch ein Zimmer für ihn?“
    Die Frau sah sie durchdringend an, und Diana hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. „Er wird natürlich in den Ställen schlafen, da wo Kutscher hingehören.“ Sie schnaubte vernehmlich, als wüsste sie, dass Diana neben ihm auf dem Kutschbock gesessen hatte, statt in der Kutsche.
    Diana kämpfte gegen ein Lachen an. Vermutlich hatte Brett gut daran getan, die Wirtin hinters Licht zu führen. Wenn erst bekannt würde, dass sie mit Lord Coltonby aufgrund eines Unfalls in einer Pension hatte absteigen müssen, würde keiner mehr an die Harmlosigkeit dieses Zwischenfalls
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