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Verführung Der Unschuld

Verführung Der Unschuld

Titel: Verführung Der Unschuld
Autoren: Lilly Grünberg
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aber welchen meiner Söhne liebst du denn überhaupt?«
    Giulia verschlang die Finger ihrer Hände miteinander im Schoß. »Nun – ich, ich liebe alle
beide, es ist schwierig, weil sie sich so ähnlich sind, aber …«
»Aber?«, wiederholte die Patrona freundlich.
»Ich glaube, einen liebe ich ein bisschen mehr.«
»Und wen?«
Signora Moreno lächelte zufrieden, als Giulia den Namen nannte. Dann schickte sie
Antonella zurück und nahm ihr das Versprechen ab, über alles zu schweigen. Es sei richtig
gewesen, dass sie Giulia zu ihr gebracht hätte, und sie würde das zu gegebener Zeit
honorieren. Zunächst aber müsse sie sich um Giulias Verbleib kümmern und einen Plan
schmieden.
***
     
Die Patrona sah zum Fenster des Wagens hinaus. Zur ungewöhnlich frühen Stunde ließ sie
sich von ihrem Chauffeur zum Landgut fahren.
    Es war nicht einfach gewesen, ihrem Mann noch am gleichen Abend zu erklären, was ihre
erwachsenen Söhne angestellt hatten. Aber er war sofort mit dem einverstanden, was sie sich
ausgedacht hatte. Und als er im Anschluss daran Giulia aufsuchte, um sich mit ihr zu
unterhalten, stellte er fest, dass er seiner Frau recht geben musste. Sie war die
Schwiegertochter, die er sich immer gewünscht hatte, obwohl sie weder aus Lucca, noch aus
einer der Familien der oberen Gesellschaft stammte. Aber sie war hübsch, wohlerzogen und
bescheiden, jung und anpassungsfähig, und er konnte sich gut vorstellen, dass seine
attraktiven Söhne unwiderstehlich auf sie gewirkt hatten. Nichts machte ihn glücklicher als
die Aussicht, endlich Großvater zu werden! Wehe, wenn sich keiner seiner Söhne freiwillig
bereit erklärte, sie zu heiraten, dann würde er ihnen Beine machen!
    Ungeduldig lief Federico die Einfahrt hinauf und hinunter. Er hatte gerade einen wichtigen
Kundentermin abgesagt, nachdem seine Mutter angerufen und sich angekündigt hatte. Sie
käme in einer halben Stunde vorbei und wollte sie beide in einer dringenden Angelegenheit
sprechen, die keinen Aufschub dulde, und hatte aufgelegt, ohne seine Antwort abzuwarten.
    Er machte sich Sorgen, überlegte hin und her, was passiert sein könnte, ob etwas mit seinem
Vater war. Es musste eine halbe Ewigkeit her sein, dass seine Mutter sie alleine, und noch
dazu beinahe unangekündigt, besuchte. Zum wiederholten Male schaute er auf seine
Armbanduhr – aber die Minuten seit ihrem Anruf schienen einfach nicht zu vergehen – dann
zu Lorenzo, der sich neben einem der steinernen Löwen auf einer Stufe niedergelassen hatte.
    Der Morgen hatte schon merkwürdig genug angefangen. Anstelle von Giulia brachte
Antonella das Frühstück und erklärte dazu lediglich, dass es Giulia nicht gut ginge und sie im
Bett geblieben wäre. Dies war auch die offizielle Version für alle anderen. Seltsamerweise
hatte keiner ihre Abreise bemerkt. Nur Eleonora wunderte sich, dass Giulia auf ihr Klopfen an
der Tür nicht aufmachte, als sie sich nach ihrem Befinden erkundigen wollte.
    Endlich! Federico öffnete seiner Mutter die Autotür und reichte ihr die Hand, um ihr beim
Aussteigen behilflich zu sein. Er küsste sie auf die linke und die rechte Wange, dann fragte er:
»Was gibt es denn, was derart wichtig ist, dass …«
    Die Patrona sah ihn nur ernst an, begrüßte auch Lorenzo und meinte: »Nicht hier draußen.
Lasst uns hineingehen.« Zielstrebig ging sie ihren Söhnen voraus ins Wohnzimmer.
Federico und Lorenzo befiel ein ungutes Gefühl. Sie waren sich keiner Schuld bewusst, aber
das Verhalten ihrer Mutter war ähnlich wie früher, wenn sie als Kinder etwas ausgefressen
hatten – kühl, distanziert, autoritär – und sie fragten sich automatisch, was dies zu bedeuten
hatte. Sie setzten sich ihr gegenüber auf das Sofa.
»Möchtest du etwas trinken, Mama?«, fragte Federico.
Sie machte eine wegwischende Handbewegung. »Nein, danke. Lasst uns gleich zum Anlass
meines Besuches kommen. Er ist wenig erfreulich. Oder vielleicht doch erfreulich –
zumindest für mich, aber nicht für euch.«
Federico runzelte die Stirn. Auf was steuerte sie hin?
»Was ist mit Giulia los?«, fragte die Patrona und sah ihre Söhne abwechselnd und besonders
prüfend an.
Lorenzo zog die Schultern hoch. »Giulia? Wie kommst du denn auf Giulia? Seit wann
interessierst du dich für unser Personal? Angeblich geht’s ihr heute nicht gut – hat zumindest
Antonella gesagt.«
»Hm, das ist nur die halbe Wahrheit. Giulia ist fort.«
»Was meinst du mit fort?«, fragte Federico verständnislos.
»Fort, weg,
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