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Verführung Der Unschuld

Verführung Der Unschuld

Titel: Verführung Der Unschuld
Autoren: Lilly Grünberg
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hatte er
Mutters Rätsel richtig gedeutet. Er wendete den Wagen und fuhr mit angepasster
Geschwindigkeit weiter.
Federico blieb alleine im Wohnzimmer zurück. Er nahm sich einen Drink aus dem kleinen,
in der Anrichte integrierten Eisschrank und trat hinaus auf die Terrasse. Er war nicht nur
wütend, dass seine Mutter sich einmischte und ihn mit Rätseln konfrontierte. Dornröschen!
Vor allem war er wütend, weil sein bis dahin geordnetes, nach seinem Willen eingerichtetes
Leben aus den Fugen geriet. Warum hatte Giulia nicht besser aufgepasst? Seine Mutter
machte ihr offensichtlich keinen Vorwurf, dass sie unvorsichtig gewesen war. Kein Wunder –
Frauen hielten eben zusammen!
Endlich hatten er und Lorenzo eine Gespielin nach ihrem Geschmack gefunden, die willig
alles mitmachte, und nun war mit einem Mal alles Vergangenheit. Überhaupt Lorenzo! Wann
hatten sie sich zuletzt gestritten? Er verstand nicht, dass sie in dieser Sache unterschiedlicher
Meinung waren. Wollte Lorenzo wirklich Giulia heiraten? Ihre gemeinsame Geliebte würde
plötzlich seine Schwägerin werden? Und weiter?
Wenig später verließ er ebenfalls das Haus und fuhr mit unbekanntem Ziel in seinem
silbernen Morgan Roadster V6 davon. Er brauchte eine Abkühlung, um sich abzureagieren.
Die Fahrt im offenen Cabrio würde hoffentlich diesen Zweck erfüllen. Außerdem musste er
Giulia finden, bevor es Lorenzo gelang. Er würde sie bestechen, ihr Geld anbieten, damit sie
weit weg ging. Er würde sich nicht in sein Erbe pfuschen lassen, nicht von einem
Dienstmädchen! Mit Geld ließ sich doch alles regeln …
***
    Inzwischen fühlte Giulia sich besser. Die Aufregung der letzten Stunden hatte sich ein wenig
gelegt. Sie dachte nicht mehr ständig darüber nach, wie es weitergehen würde. Die Patrona
hatte sich wie eine fürsorgliche Glucke um sie gekümmert und ihr versichert, sie könnte auf
jeden Fall so lange bei ihrer Schwester wohnen, wie sie möchte. Man würde für sie und ihr
ungeborenes Kind sorgen.
    Ilaria hatte Giulia sofort wie eine eigene Tochter aufgenommen, die ihr in ihrer kurzen Ehe
versagt geblieben war. Ihr Mann war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und sie
hatte nie wieder geheiratet. Die Aussicht, dass vielleicht in wenigen Monaten das lebensfrohe
Krähen eines kleinen Kindes die Räume erfüllte, beflügelte sie. Dennoch wünschte sie, dass
der Plan ihrer Schwester aufging, und sie Giulia zu ihrem Lebensglück verhelfen würde.
    Der Garten von Tante Ilaria war ein Traum. Ein Traum an Farben und Düften der Rosen in
den unterschiedlichsten Sorten. Rundum summte und brummte es von ganzen Schwadronen
Bienen und Hummeln, und dazwischen taumelten lautlos die seltensten Schmetterlinge
umher, alle betrunken von dem üppigen Angebot an Pollen und Nektar.
    Inmitten dieses Paradieses gab es einen gut versteckten Sitzplatz, zu dem nur ein einziger
Weg führte, verschlungen und stellenweise von den Rosenbüschen fast zugewuchert. Kein
geradliniger, auf dem Reißbrett angelegter Weg, wie er von Gartenarchitekten geplant wurde.
Nein, dieser richtete sich ganz unorthodox nach den Beeten und Büschen, die im Laufe der
Jahre ein Eigenleben entwickelt hatten, verlief mal nach rechts, dann wieder nach links, und
führte langsam nach innen zu dem kleinen Platz wie in einem Labyrinth.
    Giulia hatte es sich auf einem der dick gepolsterten Gartensessel aus Teakholz gemütlich
gemacht und las in einem Roman. Ilaria hatte ihr ein Glas und eine Karaffe mit frisch
gepresstem Saft gebracht und eine Obstschale hingestellt. Gesunde Ernährung, viel trinken,
frische Luft – das sei im Augenblick das Wichtigste, hatte sie gesagt. Und keinen Stress. Ab
und an raschelte es in den Rosenbüschen, wenn ein Vogel durch die Äste hüpfte. Dann war
wieder nur das sonore Gebrumm der Insekten zu hören.
    Auf einmal legte sich ein Tuch über Giulias Augen und wurde am Hinterkopf vorsichtig
zusammengebunden, ohne zu viel Druck auszuüben. Sie unterdrückte einen erschrockenen
Aufschrei und setzte sich aufrecht hin. Jemand nahm ihre Hände in seine und küsste zärtlich
ihre Handinnenflächen. Dann wurden ihre Hände zu einem Gesicht geführt. Sie tastete
vorsichtig über die Augenbrauen, die voll und schön geschwungen waren, über die schlanke,
fast römische Nase. Sie lächelte erleichtert. Ihre Hoffnung schien sich zu erfüllen. Einer ihrer
Männer hatte sie gefunden. Aber welcher? War es der, den sie noch mehr liebte als den
anderen? Ihre Fingerspitzen fuhren
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