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Verfuehrung auf Italienisch

Verfuehrung auf Italienisch

Titel: Verfuehrung auf Italienisch
Autoren: Sara Craven
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sie es tun.
    Sie würde ihre Sachen zurücklassen, nur Pass, Geld und das Nötigste mitnehmen, damit man ihre Abwesenheit nicht sofort als Abreise erkennen würde. Sah man ihre Kleider im Schrank, würde man annehmen, sie mache nur einen Abendspaziergang. Ehe man entdeckte, dass sie fort war, würde viel Zeit vergehen, wertvolle Zeit, die ihr einen großen Vorsprung verschaffte.
    Rasch zog sie sich um, tauschte das schwarze Abendkleid gegen ein bequemes Leinenkostüm aus. Zu lässig durfte sie nicht aussehen, das würde auffallen.
    Ihr Blick fiel in den Spiegel. "Schön hat er mich genannt," flüsterte sie, und Tränen traten ihr in die Augen.
    Sie schüttelte den Kopf. Zum Weinen würde sie noch genug Zeit haben. Jetzt musste sie sich auf ihren Fluchtplan konzentrieren.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür. Fast hatte sie erwartet, einen Wachposten vor ihrer Zimmertür zu finden, aber niemand war zu sehen. Aus dem Esszimmer drangen Stimmen zu ihr empor, wahrscheinlich waren sie schon alle dort versammelt, um die Neuigkeit zu erfahren.

    Um zu Violettas Wagen zu kommen, werde ich den Weg um das Haus herum nehmen müssen, wenn ich nicht an den Fenstern vorbeilaufen will, dachte sie.
    Sie straffte die Schultern und schlenderte über den Weg. Jeder, der sie sah, würde denken, dass sie einen Spaziergang machte. Als sie an der Kapelle vorbeikam, verlangsamte sie ihre Schritte.
    Ein Baugerüst war aufgestellt worden, die Restaurierungsarbeiten hatten begonnen. Die großen Fenster aus buntem Glas waren bereits ersetzt worden. Wahrscheinlich würden Guido und Paola also doch hier heiraten, sobald die Kapelle wieder in ihrem alten Glanz erstrahlte.
    An der Campanile wurde allerdings noch nicht gearbeitet.
    Der Gutachter versuchte immer noch abzuschätzen, ob sie zu retten war oder nicht. Das Erdbeben hatte großen Schaden angerichtet, und so war das Gebäude mit einem Bretterzaun abgesichert, damit niemand das baufällige, gefährliche Gelände betreten konnte.
    Deshalb stutzte Clare auch, als sie einen Wagen vor der Campanile stehen sah. War vielleicht der Architekt noch einmal zurückgekommen, um etwas zu überprüfen? Aber das würde er doch sicher nicht im Dämmerlicht des Abends machen wollen, oder? Außerdem sah das Auto nicht nach dem Wagen eines erfolgreichen Geschäftsmannes aus, es war verbeult und verrostet.
    Mit gerunzelter Stirn ging Clare näher an den Wagen heran und wollte gerade einen Blick durch das Seitenfenster werfen, als sie zwei Männerstimmen hörte. Instinktiv duckte sie sich und ging hinter dem Kotflügel in Deckung.
    "Sei doch vorsichtig, du Idiot. Wenn sie zerbricht, haben wir ein Vermögen verloren."
    Fabio! Clare hatte die Stimme sofort erkannt.
    Die beiden Männer öffneten den Kofferraum und legten etwas hinein, etwas scheinbar sehr Schweres, eingewickelt in einen Jutesack. Clare rührte sich nicht. Diese beiden führten offensichtlich nichts Gutes im Schilde, und sie hatte keine Lust, sich entdecken zu lassen.
    Die beiden hatten sie nicht bemerkt und gingen wieder zur Campanile zurück. Clare richtete sich auf. Sie musste sofort jemanden benachrichtigen. Aber wenn sie jetzt zum Haus zurückging, waren ihre Fluchtpläne dahin.
    Nein, dachte sie, ich werde von der erste Telefonzelle unterwegs anrufen. Auf Zehenspitzen wollte sie sich davonschleichen, nicht ohne jedoch vorher noch einen Blick in den offen stehenden Kofferraum zu werfen.
    Und dann sah sie, was die beiden Männer dort hineingelegt hatten: Der Sack war ein wenig verrutscht, und aus dem Schlitz schaute das steinerne Gesicht der Minerva hervor.
    Mein Gott, durchfuhr es Clare, sie wollen die Statue stehlen!
    "Guten Abend, Signorina." Zu Tode erschrocken wirbelte Clare herum. Fabio stand hinter ihr, eine Zigarette lässig im Mundwinkel hängend.
    "Ich dachte mir schon, dass Sie es sind, die hier auf dem Boden herumkriecht. Nicht gerade das passende Benehmen für Bartaldis Auserwählte."
    "Reden Sie gefälligst nicht so mit mir", fauchte sie ihn an. "Und was machen Sie mit der Minerva?"
    "Wir bringen sie an einen sicheren Ort, bis der Marchese sich überlegt hat, wie viel sie ihm wert ist. Paola hat sie mir gezeigt und mir von der Legende erzählt. Sie wissen doch, dass das Haus Bartaldi so lange steht, wie die Minerva über es wacht." Fabio grinste hinterhältig. "Bin gespannt, wie abergläubisch der Marchese ist."
    "Ich dachte, Sie hätten schon Ihre Erfahrung gemacht, wie der Marchese auf Erpressungsversuche reagiert", gab sie eisig
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