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Verfuehrung auf Capri

Verfuehrung auf Capri

Titel: Verfuehrung auf Capri
Autoren: Julia James
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vernascht, dachte Alessandro bitter, als jemand ihn ansprach und aus seinen Gedanken riss.
    Er wandte sich um und sah stirnrunzelnd Ernesto Arnoldi an.
    „Ich würde gern kurz ungestört mit dir sprechen“, erklärte dieser. „Würdest du mir den Gefallen tun?“
    Am liebsten hätte Alessandro sich geweigert, doch um der Höflichkeit willen nickte er und folgte Ernesto in ein leeres Zimmer. Worüber, um alles in der Welt, wollte Stefanos Freund mit ihm reden?
    Einen Moment lang schwieg Ernesto, dann hob er an: „Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich es erzählen soll, aber ich fühle mich einfach dazu verpflichtet.“ Wieder schwieg er, als würde er seine Worte sorgfältig abwägen.
    „Mir war von Anfang an klar, wer Laura Stowe ist. Stefano hat mir von ihr erzählt.“ Er zögerte kurz und fuhr dann fort: „Weißt du, wie Laura über ihren Vater denkt?“
    Alessandro sah ihn direkt an. Ernesto strahlte eine Traurigkeit aus, die er noch nie zuvor an ihm gesehen hatte.
    „Sie denkt über ihn so, wie es wohl jeder an ihrer Stelle tun würde. Er hat ihre Mutter verführt und sich dann geweigert, jegliche Verantwortung für die Folgen zu übernehmen.“
    Es herrschte ein kurzes Schweigen. Es schien Ernesto Arnoldi einiges an Überwindung zu kosten, als er fortfuhr: „Es gibt etwas, das sie über Stefano wissen sollte. Etwas, das ihr … das ihr helfen könnte.“
    Alessandro erstarrte.
    Laura zersägte Holzscheite im Schuppen. Das Geräusch des starken Regens, der aufs Schieferdach fiel, war über das Dröhnen der elektrischen Säge kaum zu hören. Die Arbeit war anstrengend, und als sie schließlich die Säge beiseitelegte und das Holz in die Schubkarre lud, wurden ihre Rückenschmerzen schier unerträglich.
    Doch noch schlimmer schmerzte es an einer anderen Stelle. Aber dafür gibt es keinen guten Grund, ermahnte Laura sich energisch. Als sie die Karre über den Hof schob und hörte, wie sich ein Auto auf der vorderen Auffahrt näherte, blieb sie wie versteinert stehen. Der Letzte, der die vordere Auffahrt benutzt hatte, war …
    Laura stockte der Atem. Dann gab sie sich einen Ruck, nahm all ihre Kraft zusammen und schob die Karre unter das Vordach der Küchentür. Nachdem sie ihre Gummistiefel ausgezogen hatte, ging sie durchs Haus zum Vordereingang und riss die Tür auf. In der Auffahrt stand eine Limousine, aus der gerade jemand ausstieg. Jemand, der hier noch immer so fehl am Platze wirkte wie damals, als er das erste Mal in ihr Leben getreten war.
    Doch sie war es gewesen, die seinem Leben den Rücken gekehrt hatte – und all seinen Lügen und heimtückischen Plänen.
    Obwohl es vom Auto zum Vordach nur ein kurzer Weg war, glänzten dicke Regentropfen wie Diamanten in seinem tiefschwarzen Haar – Haar, durch das Laura ihm so gern gestrichen hatte …
    Als er ihr gegenüberstand, wich sie instinktiv einen Schritt zurück. Das unerwartete Wiedersehen mit ihm war wie ein Schock und ließ ihr Herz heftig schlagen. Und das machte sie wütend.
    „Was willst du hier?“, fragte sie, ohne ihren Ärger zu verbergen. Alessandro war anzusehen, dass auch er aufgebracht war. „Ich muss dir etwas sagen“, entgegnete er schroff.
    Er wollte nicht hier sein, wo es ständig zu regnen schien. Und vor allem wollte er Laura nicht wiedersehen oder mit ihr reden – mit der Frau, die ihm den Kopf verdreht hatte.
    Eine Frau, die ihn nur benutzt hatte, um Erfahrungen zu sammeln. Und die durch ihn Geschmack daran gefunden und ihn selbst dann fallen gelassen hatte, um diese neue Entdeckung mit anderen Männern auszuprobieren. Wer wusste schon, wie viele Männer sie nach Luc Dinardi noch gehabt hatte?
    Doch als Alessandro Laura betrachtete, die streitlustig vor ihm stand, wusste er, dass die Dinge anders liegen mussten. Denn die neue Laura, die mit seiner Hilfe zum Vorschein gekommen war, schien verschwunden zu sein.
    Sie war wieder zu ihrem alten Selbst zurückgekehrt. Anders konnte man das nicht sagen. Ihr Haar umrahmte in feuchten Strähnen ihr ungeschminktes Gesicht, und sie trug erneut die scheußliche Cordhose und die unförmige Jacke. Zwischen ihr und der Frau, die ihn einfach umgehauen hatte, lagen Welten.
    Tiefe Erleichterung erfüllte Alessandro. Er war unendlich froh darüber, dass sie sich wieder in die alte Laura zurückverwandelt hatte, die er ebenso wenig begehrte wie irgendein anderer Mann.
    Dio, wenn Luc Dinardi sie jetzt sehen könnte, würde er sich bestimmt nicht auf sie einlassen, dachte Alessandro.
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